Die jüngste Newsletter-Ausgabe der Zürcher Mütter- und Väterberatung widmet sich der genderneutralen Sprache. Die Institution rät Eltern, statt von Vater und Mutter von «Elternteile» oder «Betreuungspersonen» zu reden. Die genderneutrale Sprache soll vor allem in Gesprächen mit Kindern verwendet werden.
Die Beratungsstelle setzt sich dafür ein, dass sich Eltern in unterschiedlichen sozialen Umgebungen bewegen sollen. So empfiehlt die Stadtbehörde Kontakt zu Patchwork- und Regenbogenfamilien sowie zu Alleinerziehenden zu suchen und sich im Kreise der Familie über diese Lebensformen austauschen.
Auch sollen Eltern «die eigene geschlechtliche Prägung und den daraus resultierenden Kleidungsgeschmack für das Kind zurückstellen», steht im Newsletter. Das Schreiben sorgte für rege Diskussionen. SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner bezeichnet den Inhalt des Newsletters in der «NZZ» als «alarmierend und völlig lebensfremd». Erziehung sei eine private Angelegenheit, die die Stadtverwaltung nichts angehe.
Wir haben bei Schweizer Prominenten nachgefragt, wie sie darüber denken.
«Ich bin grundsätzlich immer für Gleichberechtigung in allen Bereichen. In diesem spezifischen Fall aber halte ich die Forderungen nicht für logisch. Fakt ist, es gibt Mamas und Papas. Und wenns zwei Väter sind, dann sinds doch einfach zwei Papas. Ich frage mich, wo wir hinsteuern, wenn wir nur noch von Elternteilen reden sollen. Da gehen doch ganz viele Emotionen, die in den Ausdrücken Mama und Papa stecken, verloren.
Ich fände es sehr schade, wenn wir nur noch nüchtern von Elternteilen oder Betreuungspersonen sprechen würden. Schliesslich ist es ja völlig egal, ob ein Kind eine Mutter und einen Vater oder zwei Mamas oder zwei Papas hat. Die darf und soll man absolut benennen, aber gerne als das, was sie sind und nicht mit nüchternen Begriffen.»
«Grundsätzlich finde ich gendern richtig und wichtig, damit niemand sprachlich ausgeschlossen wird. Bei Kindern, deren Lebenssituation ich kenne, käme es mir nicht in den Sinn mit ihnen über einen Elternteil 1 und 2 zu sprechen. Da spreche ich über das Mami, den Papi, den Opa, die Tante oder wer auch immer für das Kind da ist.
Wenn ich die Empfänger nicht kenne, wie zum Beispiel bei Formularen, finde ich Elternteil 1 und Elternteil 2 eine gute Lösung. Ich habe mich beispielsweise auf dem Passbüro nur ungern als Mutter eintragen lassen.»
«Ich finde diese Debatte über die genderneutrale Sprache beim Reden über Eltern schiesst übers Ziel hinaus. Das Thema bedient mitten im Wahlkampf den angeblichen Woke-Wahnsinn, den die SVP ins Feld führt.
Für mich ist im Umgang mit unserer Tochter klar, dass wir von Mami und Papi reden. Und wenn wir wissen, dass es anders ist, gehen wir darauf ein. In unserem Freundeskreis hat es homosexuelle Personen, die auch unsere Fünfjährige kennt und auch dort sagen wir, was Sache ist. Gendergerecht sind wir dort, wo nicht eindeutig klar ist, was der Mensch gegenüber genau ist. Also auf dem Spielplatz ist es dann das Kind und nicht automatisch der Bub oder das Meitli.»
«Um ein Kind zu zeugen braucht es nunmal eine weibliche und eine männliche Person, auch wenn gleichgeschlechtliche Paare ein Kind haben. Da braucht es dann das gegensätzliche Geschlecht trotzdem, sonst kann kein Baby entstehen.
Ein Kind hat nunmal einen biologischen Vater und eine biologische Mutter. Dass man die Bezeichnung in einer Familie mit 2 Vätern oder 2 Müttern anpasst ist ja in Ordnung und jedem selbst überlassen. Aber wo bleibt mein Recht, mich als Mutter zu bezeichnen, was ich ja bin? Ich finde eine gewisse Sensibilisierung ok, dies aber der Allgemeinheit aufzwingen zu wollen geht viel zu weit.»
«Ich finde es recht schwierig, wenn sich die Stadt Zürich in die Erziehung einmischt. Ich bin extrem offen und liberal und akzeptiere jede Lebensform und jede Familienkonstellation. Jeder soll unbedingt so leben, wie sie/er will. Am Ende aber gibt es halt aber doch einfach Mann und Frau und die dürfen doch einfach auch Mann und Frau oder Mami und Papi sein.
Wenn ein Kind dann zwei Papis hat, ist das doch auch super und darf so betitelt werden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Mama und Papa fast schlecht geredet werden und das finde ich schade. Unser oberstes Ziel ist es, unsere Söhne offen und liberal zu erziehen. Ich bin sicher, dass uns das auch bestens gelingt, wenn wir von Mami und Papi oder von Papis oder Mamis reden.»