Wenn Eltern nicht mehr weiter wissen, ist guter und schneller Rat sehr wertvoll. Hier kommt der Elternnotruf ins Spiel. Die Anlaufstelle, an die sich Mütter und Väter 24/7 wenden dürfen, ist kostenlos, schnell und effizient. Was aber sind die häufigsten Fragen, mit denen die Fachstelle konfrontiert wird? Wir haben bei Matthias Gysel nachgefragt. Der diplomierte Sozialarbeiter, Coach und Berater beim Elternnotruf verrät heute eines der drei häufigsten Themen, mit denen sein Team und er konfrontiert werden und erzählt, wie die Fachleute damit umgehen.
Frage: Unser Teenager bringt uns so an den Rand des Wahnsinns, dass wir Eltern völlig gelähmt sind. Wir fühlen uns wie Versager, die ihr Kind nicht im Griff haben und völlig überfordert sind. Es geht so weit, dass wir gar nicht mehr wissen, wie wir es schaffen sollen, dass uns unser 16-Jähriger nicht mehr auf der Nase rumtanzt. Wir sind traurig, hilf- und machtlos. Wie sollen wir es wieder in ein Familienleben schaffen, beidem nicht unser Teenager den Alltag bestimmt?
Dass uns diese Eltern kontaktieren, ist ein erster sehr guter und richtiger Schritt. Hier geht es darum, dass Eltern ihre Gefühle unbedingt wahrnehmen und aussprechen dürfen. Ein regelmässiger Austausch untereinander kann schon helfen, um aus der Verzweiflung und Ohnmacht rauszukommen. Ich rate hier dazu, dass sich Eltern bewusst machen, dass sie das Verhalten des Teenagers jetzt gerade nicht ändern können. Woran sie aber bestens arbeiten können, ist an ihrem Verhalten und ihren Emotionen.
In der Beratung geht es oft darum, dass Eltern langsam wieder in ihre Kompetenz und Selbstwirksamkeit zurückfinden und heraus aus der Ohnmacht oder Verzweiflung kommen, damit es ihnen wieder gelingt, den familiären Alltag mit dem Kind von ihrer Seite aus aktiv zu gestalten.
Ich betone auch stets, dass es wichtig ist, dass Eltern nicht in die Resignation fallen und die Beziehung zum Kind verlieren. Die ist nämlich sehr wichtig. Es ist nicht alles schlecht oder schwierig. Eltern sollen sich überlegen, was nebst den schwierigen Auseinandersetzungen und Konflikten auch alles gut läuft und dem Kind dazu unbedingt auch schöne Rückmeldungen geben und ihm sagen, dass man es trotz allen Schwierigkeiten liebt und genau weil das so ist, Verantwortung übernimmt.
Mit Teenagern lässt sich besser reden und verhandeln, wenn die Emotionen gerade nicht hochkochen. Im Vorfeld eines Gespräches sollen sich Eltern zusammensetzen und sich genau überlegen, was sie erreichen wollen. Wo ihre Erwartungen sind und inwiefern sie mit sich verhandeln lassen. Dabei ist es sehr wichtig, als Gemeinschaft aufzutreten, die am gleichen Strick zieht. Und die dem Kind aber auch auf Augenhöhe begegnet.