Mein Nachname ist nicht nur ein Segen. Ich weiss nicht, wie viel Zeit ich damit verbracht habe, «Zivadinovic» zu buchstabieren. Ich könnte mich nun beklagen und mir wünschen, ich wäre als Meier, Hugentobler oder Müller geboren. Das will ich aber nicht. Im Gegenteil. Seconda zu sein, empfinde ich als Geschenk.
Nun, meine Eltern stammen beide aus Serbien. Ich derweil bin ich in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Kein Wunder also, dass ich primär Schweizerin bin. Und doch gibt es Dinge, die an mir serbischer nicht sein könnten. Allen voran meine Passion für Partys, Kindergeburtstagspartys, um es beim Namen zu nennen.
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Die Guest-List verdient eine eigene Postleitzahl
Vor allem der erste Geburtstag des Kindes wird heftigstens gefeiert. Damit das adäquat über die Bühne gehen kann, braucht es logischerweise viele Partywütige, die auf Stühlen und Bänken tanzen. Also wird mal jeder eingeladen. Nebst der ganzen Sippe, die zu 99,999.. Prozent bereits riesig ist, bekommen auch alle Nachbarn, Bekannte, Freunde von Freunden und sogar auch die LieblingsmitarbeiterInnen vom Supermartkt, der Apotheke und dem Tante-Emma-Laden eine Einladung! Wer will, darf natürlich easy plus 20 Leute mitnehmen.
Ein Club als Location
In Sachen Location lässt sich der Jugo nie lumpen. Für den Kindergeburi ist das Krasseste gerade mal gut genug. Also wird mal ein ganzer Club gemietet. Man hat ja schliesslich ein ganzes Dorf eingeladen. Den ersten Geburtstag meines Sohnes feierten wir übrigens im serbischen Club in Schlieren. Natürlich haben wir den ganzen gemietet. Inklusive Köche und Serviceangestellten.
Cevapcici und krasse Torten
Wer an eine Jugoparty eingeladen ist, weiss: Man kann drei Tage vorher fasten. Und drei Tage danach. Der Grund ist simpel: Es hat alles und von allem sehr viel. Es wird mindestens ein Fünf-Gänger serviert. Dabei fallen vor allem die Fleischplatten auf. Cevapcici, scharfe Würste, milde Würste, Aufschnitt, Kotelettes, alles.
Zum Dessert darf das Geburikind natürlich eine Kerze ausblasen. Pro Torte. Insgesamt also mindestens 10. Dabei ist jede Torte krasser als die andere. Alleine für das Gebäck dürfte die ein oder andere Familie einen Kleinkredit aufgenommen haben.
Eine Live-Band für alle
Zum guten Ton gehört eine Live-Band. Es kommt noch dicker: Die Band singt laut. Egal, wie klein die Gäste sind. Damit nicht genug. Es werden alte Volkslieder zum Besten gegeben, die alle kennen. Es wird auf Tischen und Bänken getanzt. Und der Band werden Geldnoten auf ihre schweissige Stirn gepappt. Kein Witz. Tradition! Eine lustige Tradition, die Spass macht.
Geschenke bis zum Unfallen
Wer denkt, dass so ein fetter Kindergeburtstag eine sehr teure Angelegenheit ist, irrt sich nicht. ABER: Das beschenkte Kind bekommt ganz viel zurück. Nebst materiellen Geschenken stecken die meisten Gäste noch ein Geldnötli ins Couvert. Natürlich ist das komplett drüber und übertrieben. Das Sparkonto aber freut sich. Und irgendwann werden die Kleinen ja volljährig und wollen ein Auslandsemester machen. Oder einen BMW leasen. Pardon, Spass beiseite.
Nebst Geld gibts auch ganz viel andere coole Geschenke. Unser Sohn zum Beispiel hat ein Dreirad von den Nachbarn meiner Eltern bekommen, eine XXXXL-Feuerwehrstation von Menschen, die ebenfalls meine Eltern, nicht aber uns kennen. Ebenfalls durfte sich unser Bub über eine Schaukeln, ein Klettergerüst und einen Sandkasten für unseren Garten freuen, den wir anno dazumal noch gar nicht hatten. ;-)