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Olivier Borer will ein zweites Kind per Leihmutterschaft

«Die ersten grossen Schritte liegen bereits hinter uns»

Olivier Borer und sein Mann sind vor gut anderthalb Jahren via Leihmutterschaft Väter geworden. Nun wünschen sie sich ein zweites Baby – vom gleichen «Bauchmami». In einem Interview spricht der SRF-Sport-Moderator über die Herausforderungen, auf dieses Weise Eltern zu werden.

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Olivier Borer liest ein Buch mit Sohn Naël. Bald feiert der Kleine seinen ersten Geburtstag.

Olivier Borer liest ein Buch mit Sohn Naël. Nun wünscht sich der SRF-Sport-Moderator weiteren Nachwuchs.

Roger Hofstetter

Der kleine Naël Yunus (1) ist im November 2022 in den USA dank einer Leihmutterschaft zur Welt gekommen und hat so seine beiden Papis überglücklich gemacht. Olivier Borer (42) und sein Mann wünschen sich nun ein zweites Baby auf diesem Weg. Zwei Kinder seien die Idealvorstellung vom Paar, das sich vor über zwanzig Jahren kennenlernte. Die gleiche Leihmutter, die auch schon Naël Yunus auf die Welt brachte, habe zugesagt für einen zweiten Versuch, verrät der SRF-Sport-Moderator in einem Interview bei «Der Bund».

«Schön ist, dass sich das Bauchmami vorstellen kann, die Reise mit uns zweimal zu gehen», so Olivier Borer. «Die ersten Schritte liegen bereits hinter uns», freut er sich. Wer diesmal der genetische Vater wird, steht noch in den Sternen. Als das Paar zum ersten Mal Eltern wurde, wünschten sich beide ein genetisch von sich abstammendes Kind. «Wir hatten zwei befruchtete Eizellen, eine von mir, eine von meinem Partner. Die Hoffnung war, dass es Zwillinge gibt. Von beiden ein Kind, doch es kam dann anders.»

Von wem ihr Sohn genetisch abstammt, behalten Olivier Borer und sein Mann nun lieber für sich. «Das handhaben wir in der Regel auch so, wenn uns Menschen auf dem Spielplatz darauf ansprechen. Wir wissen es, müssen es auch wissen, weil wir den Schweizer Behörden den leiblichen Vater angeben mussten – samt Gentest. Wir finden gleichzeitig aber auch, dass die Öffentlichkeit nicht wissen muss, wer der leibliche Vater ist.» Seither spiele die Genetik für die beiden Väter sowieso nur noch eine kleine Rolle. «Seit Naëls Geburt können wir uns nicht vorstellen, dass man sein Kind mehr lieben kann, als wir es tun. Mittlerweile wissen wir beide auch, dass Papisein wenig bis nichts mit Genetik zu tun hat. Naël wird immer unser beider Sohn sein, egal, wer seine Gene weitergegeben hat.»

Olivier Borer: «Gewisse Kommentare in den sozialen Medien waren widerlich»

Nun wollen der Kilchberger (BE) und sein Mann den Weg zum Elternglück via Leihmutterschaft noch einmal durchlaufen, obwohl dieser «sehr emotional und administrativ wahnsinnig anspruchsvoll» sei. 150'000 Franken hat das Paar beim ersten Mal ausgegeben. Als die Öffentlichkeit davon erfuhr, dass der SRF-Sport-Moderator und sein Mann via Leihmutterschaft in den USA Väter wurden, seien die Reaktionen teils haarsträubend gewesen. «Ich habe nichts gegen kritische Fragen, aber gewisse Kommentare waren widerlich», so Borer.

«Am meisten getroffen hat mich ein Kommentar einer Frau. Sie schrieb sinngemäss: ‹Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass schwule Väter immer ein Büebli haben?›» Das insinuiere so viel Falsches und mache ihn «hässig.» Auch sei Borer in Kommentaren vorgeworfen worden, er würde sein Kind «schwul erziehen» oder sich gar an seinem Kind vergehen. «Dass der Gedanke ‹Homosexualität gleich Pädophilie› so stark in den Köpfen verankert ist, macht mich schon traurig.» Glücklicherweise erlebe Olivier Borer solche Reaktion allerdings nur in den sozialen Medien und nicht im wirklichen Leben.

Olivier Borer der «Gay-Dad-Influencer»

Obwohl er seinen Mann strikt aus der Öffentlichkeit raushält, stellt Olivier Borer regelmässig Fotos aus dem Familienleben auf Instagram. Als «Gay-Dad-Influencer» sieht sich der Moderator trotzdem nicht. Aber: «Ich will zur Enttabuisierung beitragen. Als ich im Sommer 2022 mit unserer Geschichte an die Öffentlichkeit ging, war das geplant. Ich wusste, ich kann es eh nicht verheimlichen. Also wollte ich die Themenhoheit haben».

Auch die Reise in die USA dokumentierte Olivier Borer. Denn in der Schweiz ist die Leihmutterschaft verboten. Oliver Borer und sein Mann wünschen sich, dass sich dies eines Tages ändert. «Das ist in erster Linie eine politische Diskussion. Aber ja, ich finde, dass wir die Leihmutterschaft in der Schweiz öffnen sollten. Es ist ein Vertrag zwischen mündigen erwachsenen Personen, bei dem der Staat nicht reinreden sollte.»

Gemeinsame Ferien mit der Leihmutter

Dass Leute dem Paar vorwarfen, für ein Baby bezahlt zu haben, stört  sie. «Wir haben für den Prozess bezahlt, der uns zu unserem Wunschkind verholfen hat. Diese Unterscheidung ist mir wichtig. Wenn man unsere Geschichte kennt und weiss, wie viel Kontakt wir mit dem Bauchmami pflegen, dann war das nicht einfach ein Kauf eines Kindes, sondern ein Prozess», so Borer.

Der enge Kontakt mit dem «Bauchmami» führte nun schlussendlich dazu, den Weg für ein zweites Kind wider mit der selben Frau einzuschlagen. Olivier Borer erinnert sich an die schönen Kontakte mit ihr. «Jeden Sonntag schickten wir ihr während der Schwangerschaft Sprachnachrichten, damit Naël unsere Stimmen hörte. Wir sind dann im Sommer vor der Geburt rüber und haben gemeinsam Ferien gemacht. Das war gut für uns, gut für sie und ihre beiden Kinder, die gesehen haben, dass das Baby im Bauch in eine gute Familie kommt.»

Von emu am 19. Juli 2024 - 07:00 Uhr