Ein Bruder haut in die Klaviertasten, der andere die Löffel auf die Beine. Der Vater bläst in die Klarinette, und der jüngste Enkel tanzt und stampft dazu. «Wie seit mer dem? – Stubete Gäng!» Und schon wird weiter gebounct.
In ihrem Elternhaus in Hagendorn ZG machen Aurel, 35, und Moritz, 32, das, was sie mit Papa Hans, 75, schon in der Kindheit oft gemacht haben – musizieren. In der eigenen Stube probt die Stubete Gäng.
Denn seit 2019 sind Vater und Söhne offiziell als Band unterwegs, zu sehen etwa im «Donnschtig-Jass» vom 13. August – bereits das zweite Mal dieses Jahr. Zur SRF-Jasssendung haben die Zuger den Titelsong «Härz isch Trumpf» beigesteuert.
Im Hause Hassler sind neben der Musik die Kinder Trumpf. Während Moritz – eines von Hans’ fünf Kindern – noch mal daheim eingezogen ist, kommt der ältere Sohn Aurel einmal pro Woche mit seinem 20 Monate alten Sohn Adeo zu Besuch.
«Wie viele Enkel ich habe? Ich habe aufgehört zu zählen», sagt Hans lachend und berichtet von seinen drei ältesten Kindern – alles Töchter – und deren Nachwuchs. Bei der Jungschar ist «Neni» äusserst beliebt. «Die Grosskinder dürfen natürlich viel mehr, als wir Kinder durften!», sagt Aurel.
«Aber Neni und Nani machen es mit viel Liebe, mit vollem Herzen und sind unterstützend und präsent, wenn es sein muss. Das sind alles tolle Sachen.» – «Ich finde auch, dass dus als Papi ganz ‹ordeli› machst», gibt Hans lachend das Kompliment zurück.
«O lueg, du hast sogar ein Hemd an. Neni für einmal nicht», interagiert Hans Hassler mit seinem Enkel und versucht, ihn fürs Foto zu motivieren. Gekleidet sind die drei Generationen in den für die Stubete Gäng typischen rot-weiss karierten Outfits.
Mit seinem langen Bart kitzelt Neni nun den Hals des Kleinen und entlockt Adeo ein «Gigele». «Auch auf der Bühne reisst unser Vater die Show. Die Leute toben jeweils», erzählt Frontmann Aurel. «Ich bin froh, ist er dabei.»
Dank ihrer Band werden die gemeinsamen Vater-Sohn-Momente – natürlich auch mit Bruder und Bandmitglied Moritz – stets mehr. «Ich lerne jetzt viel von Hans kennen. Was Musikmachen angeht, weiss ich noch so wenig von ihm. Da entdecke ich immer mehr, und ‹da gits no vil!›», sagt Frontmann Aurel.
Der pensionierte Klavier-, Klarinette- und Akkordeonlehrer entgegnet: «Dafür habe ichs nicht so mit Singen wie du. Und ich hatte lieber Eishockey. Du wolltest immer ‹tschutte›. Eine Fussballkarriere wäre also auch möglich gewesen.»
Vor der Corona-Krise war die Stubete Gäng die meistgebuchte Band der Schweiz. Mit ihren Liedern «Petra Sturzenegger» und «Göschene Airolo» erreichten sie Goldstatus. Auf ihrem neuen und zweiten Album «Dunne mit de Gäng», das am 14. August erscheint, kombinieren die zwei Brüder – beide Primarlehrer – die traditionelle Volksmusik mit einer Sound-Richtung ihrer Kindheit: Hip-Hop.
Moritz, der meist für die Texte verantwortlich ist, reimt im gleichnamigen Lied «Klarinette hämmer» auf «MC Hammer». Und «Dunne mit de Gäng» symbolisiert einerseits Berg und Tal – Papa Hans ist ursprünglich Churer und lebt jetzt im Unterland. Andererseits den in der Hip-Hop-Szene gebräuchlichen Ausdruck «I’m down with you» – ich bin ganz deiner Meinung.
Und wer jetzt denkt, Hip-Hop sei für den 75-Jährigen Neuland und allzu modern, der irrt. «Ich habe ein Buch über die Geschichte des Hip-Hop bei ihm entdeckt, ‹dunne›, in seinem Musikzimmer», erzählt Moritz.
Die Gäng-Brüder haben die Musik wie ihre drei älteren Schwestern in die Wiege gelegt erhalten. «Wir habens sozusagen pränatal mitbekommen», sagt Aurel.
«Man muss sagen, dass du nach drei Töchtern als Prinz geboren wurdest. Und zwar am allerkältesten Tag. So kalt war es 1985 nie mehr!», erzählt Hans. Gut zwei Jahre später folgt Sohn Moritz. Dieser passt gerade als cooler Onkel «Momo» auf seinen Neffen auf.
Die zwei haben sichtlich Spass am gemeinsamen «Löffle» und bringen so erneut Stimmung in die Stube. «Es ist schön zu sehen, wie das eigene Kind Freude am Tanzen und an der Musik hat», sagt Aurel. «Bei den Kleinen kommen die Bewegungen stark aus dem Füdli und den Beinen.»
Die Freude an der Musik, an den Kindern und an solchen Momenten ist bei der Familie Hassler generationenübergreifend und verbindet Jung und Alt. «Unsere Beziehung ist ständig am Wachsen, wir entdecken stets Neues und sind einfach dankbar, dass wir das alles gemeinsam erleben dürfen», sagt Aurel und stimmt wieder «Dunne mit de Gäng» an.
Bruder Moritz und Vater Hans gesellen sich mit ihren Instrumenten dazu. So könnte es tagein, tagaus weitergehen, wenn es nach den Herren der Familie geht. Denn kaum ist der letzte Takt gespielt, meldet sich schon die dritte Gäng-Generation – kurz, aber lautstark: «Meh!»