Das bringt niemandem was. Schon gar nicht der Entwicklung eines gesunden Sättigungsgefühl des Kindes. Und erst recht nicht seiner entspannten und schönen Assoziation mit dem Familientisch. Dieser sollte nämlich ein toller Ort sein, auf den sich die ganze Familie freut. Wo Austausch und Familienzeit stattfindet und wo man zusammen Spass am Essen hat.
Eventuell hat das Kind schon beim Mittagessen kaum gegessen. Und nun will es nach zwei Bissen von der mit viel Liebe zubereiteten Mahlzeit nichts mehr. Logisch, das ist frustrierend. Aber kein Kind ist uns Dankbarkeit schuldig. Will es nach zwei Bissen nicht mehr, sollte es aufstehen und etwas für sich machen dürfen. Viel lieber konsequent bleiben und bis zur nächsten Mahlzeit nichts anbieten. Und nie Freund Volksmund vergessen: «Hunger ist der beste Koch!»
Ausserdem keine Panik, liebe Eltern, die lieben Kleinen fallen nicht gerade vom Stängeli, wenn sie mal ein paar Tage hintereinander nicht so Appetit haben.
Schon klar, mit Handy- und Tablet-Verbot treffen wir jedes Kind da, wo es ihm richtig weh tut! Aber haben wir uns diese Drohung wirklich gut überlegt? Ist sie konsequent durchführbar? Oder braucht das Kind das Handy, um sich von unterwegs melden zu können?
Bevor wir also drohen, sollten wir uns im Klaren sein, ob die Drohung Sinn macht und für alle durchsetzbar ist.
Achtung, der Entzug von sozialen Kontakten ist besonders hart und nicht nur deswegen absolut nicht ratsam. Nimmt man den Kindern ihre Freunde, beraubt man sie um ihren emotionalen Beistand. Wollt ihr das wirklich, liebe Eltern? Und macht eine solche Strafe tatsächlich Sinn?
Wenn ihr wirklich darauf besteht, seid euch bewusst, dass eine Auszeit Kinderfreundschaften schaden kann. Lasst also den Kindern wenigstens den Austausch und Kontakt über Whatsapp.
Für viele Kinder ist das erste Lieblingsplüschtier emotional von allergrösster Bedeutung. Viele Mädchen und Buben können ohne ihr Plüschtier des Vertrauens nicht in den Schlaf finden. Vor allem Kleinkinder können total verzweifeln, wenn wir ihnen ihre Lieblingstiere wegnehmen. Das führt dann vielleicht dazu, dass wir einbrechen, was zur Folge hat, dass uns das Kind das nächste Mal nicht ernst nimmt.
Ja, und dann? Was passiert dann? Sind wir ehrlich, ganz oft drohen wir mit dem Zählen ohne dass nach drei wirklich etwas passiert. Die Folge: Unsere Kinder lässt das bis drei zählen komplett kalt. Dabei wäre der Ansatz gar nicht so schlecht, wenn wir einen Weg finden, bei drei wirklich konsequent zu sein.
Es braucht bei weitem keine harte Strafe. Weil wenn es gut läuft und das Kind weiss, dass bei drei etwas kommt, auf das es keine Lust hat, wird es spätestens bei 2,5 spuren. Win-win!
Kinder um Grundbedürfnisse wie Essen und Schlafen zu bringen, ist nicht okay. Ähnlich verhält es sich mit dem Satz «Dann hab ich dich nicht mehr lieb». Wie soll sich ein Kind, das emotional nicht reif genug ist, Aussagen dieser Art interpretieren?
Wir sollten uns unbedingt und zu jeder Zeit bewusst sein, dass sich alles, was wir sagen, auf das Bindungsverhalten unseres Kinds auswirkt.
Wer schon einmal ein Kind in der Autonomiephase hatte, kennt die Tobsuchtsanfälle, die die Kleinen gerne auch mal in Shoppingcentern auf die Knie zwingen. Statt happy Shopping stehen wir also neben einem Kind, das am Boden liegt, schreit, alle Viere von sich wirft und sich so in seine Wut steigert, das es uns auch mal an den Rand des Wahnsinns bringt. Bis hierher, liebe Eltern, ist alles völlig normal.
In solchen emotion aufgeladenen Situationen drohen wir dem Kind gerne damit, dass wir es hier lassen und alleine nach Hause fahren, wenn es jetzt nicht aufhört. Bloss: Dem Kind Angst zu machen, verschlimmert das ganze Szenario. Viel effektiver ist es, tief durchzuatmen und dem Kind zu signalisieren, dass man da ist. Dass man die Situation gemeinsam aussteht. Manchmal ist es sehr hilfreich, dem Kind eine Hand anzubieten und sich auf Augenhöhe zu begeben. Später, wenn der Anfalls vorbei ist, können wir in aller Ruhe darüber reden, warum so ein Verhalten für alle Beteiligten anstrengend ist und sich überlegen, was man in Zukunft anders machen kann.