Ein Lockdown bietet die beste Gelegenheit zur Fortpflanzung: Wenn ausser Haus nix läuft, vergnügt man sich halt Daheim. Ausserdem hatten viele Paare durch Homeoffice und Kurzarbeit wieder mehr Zeit für Zweisamkeit. Jetzt, zehn Monate nach dem Lockdown, kam die Generation der Lockdown-Babys auf die Welt.
Vorab erwartete man eine neue Generation Baby-Boomer. Aber kamen die Lockdown-Babys wirklich so zahlreich? Falsch gedacht! Zehn Monate nach dem Shutdown sind anders als erwartet, nicht mehr Kinder auf die Welt gekommen.
Das zeigen Beobachtungen aus Schweizer Kliniken. Das Unispital in Luzern könne derzeit keinen Babyboom ausrufen. Auch das Unispital Zürich habe keine grossen Unterschiede zwischen Dezember 2020 und Dezember 2019 festmachen können. «Auch jetzt im Januar 2021 ist die Geburtenzahl vergleichbar mit 2020», sagt ein Mediensprecher des Unispitals Zürich auf Anfrage.
Weniger Babys in Nidwalden und Schaffhausen
Auch Zivilstandsämter spüren dieser Tage keinen Babysegen. In den Kantonen Nidwalden und Schaffhausen sind von Dezember 2020 bis Januar 2021 weniger Kinder zur Welt gekommen als im Vorjahr. In Uri hingegen eins mehr, und in Schwyz erblickten 20 Babys mehr das Licht der Innerschweiz als noch ein Jahr zuvor. Eine klare Tendenz zeichnet sich zwar nicht ab, deutlich gegen oben zeigt sie aber auch nicht.
Der Lockdown hat also scheinbar nicht für Babysegen gesorgt. Für David Baud, Leiter der Geburtshilfe beim Genfer Universitätsspital, ist das keine Überraschung. Der Arzt untersucht seit Jahren den Zusammenhang zwischen Epidemien und der Zahl der anschliessenden Geburten.
Er analysierte die Geburtsstatistiken nach dem Ausbruch von Ebola in Westafrika, Zika in Brasilien oder Sars-Cov in China in den Jahren 2002 bis 2004. Die Daten zeigen: Die Zahl der Schwangerschaften gehen neun Monate nach Ausbruch im Schnitt um 10 bis 20 Prozent zurück.
Ohne Geld kein Kind
Epidemien erzeugen Stress, und dieser vermindere die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern, sagt Baud gegenüber der Nachrichtenagentur «Keystone/sda». Ausserdem würden sich Paare in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zweimal überlegen, ob sie sich ein Kind ins Haus holen.
Aber keine Sorge, die Natur bahnt sich ihren Weg! Anderthalb bis zwei Jahre nach Epidemien beobachte man einen Anstieg von rund 15 Prozent gegenüber der üblichen Schwangerschaftsrate, sagt Baud. Die Kinderreichen Jahre stehen also erst noch bevor!