Eins vorweg: Ich bin mir sehr sicher, dass ich quasi die Nadel im Heuhaufen gefunden habe. Mein Freund beinhaltet alles, das man unter «Wedding Material» versteht. Für mich war von Date 1 an klar, dass entweder er oder keiner der Vater meiner Kinder wird.
Spoiler: Unser Sohn feiert bald seinen zweiten Geburtstag,
Spulen wir zurück: Ich war mir stets sicher, dass ich eine Traumhochzeit feiern werde. Ich lade die ganze Welt ein, trage das krasseste Kleid aller Zeiten, zelebriere die Liebe, schreie mein Ja-Wort in die Welt während der Himmel voll Geigen hängt und eine Live-Band eine Schnulze nach der anderen zum Besten gibt.
Keine Ahnung, ob Hollywood schuld ist, aber ich war mir sicher, dass es nichts Romantischeres als ein Leben als Ehefrau und Mutter gibt. Dann wurde ich älter und älter und weiser und weiser. Um mich herum wurde überall geheiratet, betrogen, geschieden.
Zeitgleich war ich ewiger Single. Nicht, dass ich nicht ständig verliebt war, mir war einfach immer schon von Anfang an bewusst, dass der aktuelle Super-Prinz nur temporär super ist. Dieses «Heiratsmaterial» wollte partout nicht meine Wege kreuzen.
Kurz nach meinem 39. Geburtstag kam alles anders. Beziehungsweise kam er. Er, den man vom Fleck weg heiraten sollte. Er, mit dem ich nach zehn Monaten zusammengezogen bin. Er, mit dem ich nun eine kleine Familie habe.
Alles rosa, alles toll, alles voller Liebe. Warum also nicht endlich heiraten, kann man sich fragen. Fragen sich beziehungsweise vor allem unsere Mütter.
Die sehr simple Antwort: Es ist nicht nötig! Nicht für die Steuern. Nicht zur Absicherung. Und schon gar nicht für die Romantik.
Heute, ich bin jetzt 42 Jahre alt, halte ich es für sehr viel romantischer von «meinem Freund» statt von «meinem Mann» zu sprechen. Auch will ich viel lieber Freundin statt Frau sein. In meiner neuen Realität fühlt sich das Modell freier an, weniger verbindlich. Was auf der anderen Seite dazu führt, dass man vielleicht etwas weniger selbstverständlich ist. Dieser Fakt wiederum macht zumindest mir immer wieder bewusst, was für ein Glück ich habe und dass ich dieses pflegen will.
So weit alles easy und schön, könnte man denken. Die Realität ist dennoch eine andere: Seit wir ein Kind haben, werde ich überall in einer Selbstverständlichkeit mit dem Namen meines Freundes angesprochen. Dass ich nicht nur anders als er, sondern auch anders als unser Sohn heisse, finden sogar ganz enge Freund*innen von mir richtig schlimm.
Noch abstruser wirds bei dem Teil meiner Sippe, die in Serbien lebt: Weil meine Eltern keine Lust auf Diskussionen haben, haben sie der Familie erzählt, dass ich quasi fünf Sekunden vor dem positiven Schwangerschaftstest eine Blitzhochzeit aufs Parkett gelegt habe. Das finden mein Freund und ich lustig und spielen drum mit.
Das Geld, das wir uns übrigens Dank des nicht heiraten sparen, investieren wir in eine lange und schöne Reise. Hierbei mussten wir beide keine Sekunde überlegen, um ein lautes und klares «Ja, ich will» in die Welt zu schreien.
Und nun noch ein paar Worte für Freundinnen und Freunde der Zahlen. Das Bundesamt der Statistik hat soeben die neusten Resultate in Sachen Schweizer Haushalte bekannt gegeben.
In über einem Drittel der fast 3,9 Millionen Privathaushalte in der Schweiz lebt nur eine Person. 27,2% der Haushalte sind Paare ohne Kinder und in 28,9% der Haushalte handelt es sich um Einfamilienhaushalte mit Kindern unter 25 Jahren.
Von diesen Familienhaushalten sind knapp drei Viertel verheiratete Paare, 16,3% Einelternhaushalte (83,2% davon Mütter mit Kindern), 10,1% Konsensualpaare unterschiedlichen Geschlechts und 0,1% gleichgeschlechtliche Paare.
Was ich daraus ziehe: In manchen Angelegenheiten habe ich mich seit der Pubertät nicht verändert. Schon auf dem Pausenplatz fand ich es cool zu der Minderheit zu gehören, die statt die Backstreet Boys anzuhimmeln auf Nirvana stand.
Und so sage ich auch hier und jetzt abschliessend zum Thema Hochzeit with all my love in meinem Herz: Ich will nicht.