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Hauszeit mit Herz

Eine Oase für Burnout-gefährdete Eltern

Sévérine Bächtold Sidler hat in Sursee einen Ort erschaffen, der Mütter und Väter vor einem Eltern-Burnout bewahren oder ihnen da raushelfen kann. Im Hauszeit mit Herz finden gestresste Eltern zurück zu sich.

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Hauszeit mit Herz

Im Hauszeit mit Herz können sich gestresste Eltern erholen.

ZVG

«Kraft tanken, sich verwöhnen lassen, neue Impulse für den Alltag erhalten, sich etwas Gutes tun»: Mit diesem Slogan macht das Hauszeit mit Herz auf sich aufmerksam. Im November 2022 hat Sévérine Bächtold Sidler, Craniosacrale Osteopathin, Yogalehrerin, Traumaatherapeutin und Mal- und Gestaltungspädagogin, den Ort eröffnet, der Eltern am Anschlag ein temporäres Zuhause mit einem vielfältigen Angebot bietet. 

Mitten in der Altstadt von Sursee hat das Haus Platz für Mütter und Väter aus verschiedenen Konstellationen: verheiratet, ledig, alleinerziehend oder nicht, berufstätig oder nicht. Was alle Elternteile vereint, die hier einchecken, ist dass sie eine Auszeit brauchen.

Hauszeit mit Herz

Blick in ein Zimmer.

ZVG

Wie sind Sie auf die Idee zu Hauszeit mit Herz gekommen?

Sévérine Bächtold Sidler: In meiner Praxis hatte ich immer wieder Begegnungen mit Eltern, die dringend mal eine Pause brauchten, damit sie nicht ganz in die Erschöpfung oder in ein Burnout fallen. Ich habe gemerkt, dass es in der Schweiz dafür gar kein Angebot gibt.Deshalb habe ich vor neun Jahren das Konzept zu Hauszeit geschrieben. Da waren aber meine eigene Kinder klein und die Zeit war noch nicht reif für die Verwirklichung.

Was genau bietet Hauszeit für wen an?

Bis anhin haben wir Auszeit-Plätze für Mamis oder Papis ohne Kinder angeboten. Bei uns im Haus werden die Gäste betreut, es wird gekocht und es gibt jeden Tag verschiedene Wochenaktivitäten um sich zu stärken und zu erholen. Dazu gehören Kunstherapie, Gespräche, Atemtherapie, Yoga, Meditation, Spaziergänge, Massagen etc. Man darf an den Aktivitäten teilnehmen, muss aber nicht. Alle dürfen die Zeit genau so nutzen, wie es für sie am besten ist.

Seit April bieten Sie neu auch Eltern-Kind-Plätze an.

Ja genau. An einem zweiten Standort, der nur 150 Meter entfernt ist. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass man sich am besten ohne Kinder erholen kann. Manchmal gibt es aber Situationen, in denen eine Trennung nicht möglich ist. Um dieses Bedürfnis aufzufangen, haben wir uns entschlossen, Eltern-Kind-Plätze zu schaffen.

Waren Sie selber auch einmal von einem Eltern-Burnout betroffen?

Ich persönlich nicht, aber ich hatte auch Phasen, da war ich sehr müde und erschöpft. Besonders nach dem Tod meines Vaters.

Sie haben vier Kinder, ein Pflegekind und das Hauszeit mit Herz: Wie jonglieren Sie Beruf und Familienleben ohne auszubrennen?

Ich übe gute Selbstfürsorge und achte immer auch auf ruhige Momente in meinem Alltag. Ich mache Pausen, trenne Wichtiges von Unwichtigem und setze Prioritäten. Weniger ist mehr. Und ich folge der Frede. Ich mache nur Sachen, die für mich aus dem Herzen heraus stimmig sind. Deswegen auch Hauszeit mit Herz.

 

 

Wie merken Eltern, wann Sie sich am besten an Sie wenden sollen? Beziehungsweise wann ist es zu spät?

Es gibt nie ein zu spät. Natürlich ist es besser, bei Erschöpfungszeichen frühzeitig zu handeln, bevor ein Burnout eintritt. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie lange es dauert, bis sich Erholung einstellt nach einem Burnout. Das dauert Monate, manchmal sogar Jahre. Die Menschen können sich jederzeit bei uns melden, wenn sie spüren, dass sie eine Pause brauchen und Auftanken wichtig ist.

Wie lange dauert ein Aufenthalt bei Ihnen durchschnittlich?

Das ist sehr unterschiedlich. Von vier Tagen bis sechs Wochen. Es war auch schon jemand zehn Wochen bei uns.

Sind Sie Krankenkassen-anerkannt?

Meistens nicht. Wir hoffen aber sehr, dass Krankenkassen anerkennen, wie wichtig unsere Arbeit ist und einen Anteil am Aufenthalt übernehmen. Es gibt hie und da Kassen, die unterstützen Familien. Es lohnt sich also auf jeden Fall nachzufragen.

Die Tarife variieren, können Sie Ihr Preismodell erklären?

Die Tarife sind einkommensabhängig und familienfreundlich. Wer Einkommen hat, bezahlt einen höheren Tarif. Die Preise bewegen sich zwischen 350 bis 1100 Franken pro Woche.

Eltern trauen sich oft nicht, sich eine Auszeit zu nehmen. Wissen Sie warum das so ist?

Ich glaube, dass viele Eltern das Gefühl haben, dass sie nicht dürfen. Sich von Kindern zu trennen, das darf eine Mama oder ein Papa nicht. Dass man sich aber genau das wünscht, wird im eigenen Kopf als Schwäche angeschaut. Dabei ist es eine Stärke, sich selber gut um sich zu sorgen und Hilfe anzunehmen. Nur so kann das ganze Familensystem gesund bleiben. 

Wie ist die Betreuung geregelt, wenn Eltern ihre Kinder daheim lassen?

Wenn Eltern die Kinder Zuhause lassen, hilft das SRK- Schweizerische Rote Kreuz, Verwandte, Partner/in etc. mit. Bei uns im EL-Ki-Haus werden Kinder von 9:45 Uhr bis 17:00 Uhr betreut.

Was sind Ihre wichtigsten Tipps für erschöpfte Eltern?

Pausen machen, Tee trinken, Atem spüren, Entschleuunigung üben. Dann Prioritäten setzen, weniger ist mehr, was ist wirklich wichtig? Und Selbstfürsorge üben, was brauche ich um gesund zu bleiben?

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 10. Mai 2024 - 12:00 Uhr