Der Duft von Zwiebeln zieht durchs Haus. Florim Brajshori (44) scheibelt gerade Kartoffeln. Routiniert. «Ich koche gern und oft», bestätigt er. «Besonders typisch albanische Gerichte wie ‹Oriz me Mish›, das heisst Reis und Fleisch.» Kartoffeln sind im Originalrezept nicht vorgesehen. Aber sie passen zur Schweiz und Freestyle-Fusionen zu Brajshori.
Sehr erfolgreich verbindet auch die Comedyserie «Te Berberi – Wächst ja wieder» die Mentalitäten und spielt mit Vorurteilen, hüben wie drüben. «Te Berberi» (zu Deutsch «Beim Coiffeur») spielt in einem Basler Salon.
Die Hauptfigur Daut (Florim Brajshori) kauft ihn mit Geld aus dubiosen Quellen, um seine Schweizer Ex-Frau Melanie (Monika Varga) zurückzugewinnen. Seit Januar läuft die erste Staffel mit deutschen Untertiteln auf Play SRF. Vom 23. März bis 13. April läuft sie auch im linearen TV-Programm (SRF 1, jeweils sonntags, um 18.15 Uhr). «Für uns ist das ein Erfolg, auf den wir ausserordentlich stolz sind», sagt Brajshori.
Die albanische Gemeinschaft in der Schweiz lacht sich seit Jahren schlapp über Slapstick, Sprachwitz und zahllose Anspielungen der Hauptfiguren Daut und Kompanon Rocki. Deren romantische Mission mündet permanent in einem Drunter und Drüber. Überall auf dem Balkan, wo ethnische Albaner leben, folgt ein Millionenpublikum «Te Berberi» auf Youtube. Seit 2018 laufen dort unzählige Episoden rund um den albanischen Coiffeursalon in Basel.
Das erste Selfie in Basel
«Ich suchte damals nach einem Format, dass sich schnell, einfach und mit kleinem Budget realisieren lässt», so Erfinder Brajshori. «Ein Coiffeursalon ist perfekt, da geht jede und jeder hin.» Der Schauspieler ist Hauptdarsteller, Produzent und Ideengeber in Personalunion. In der alten Heimat wirkte er in etlichen Serien mit, man kennt und erkennt ihn auf der Strasse. «Kürzlich wurde ich in Basel zum ersten Mal um ein Selfie gebeten», sagt er und lacht. Brajshori ist freundlich, zugänglich und auch privat einem Scherzchen nicht abgeneigt.
«Das liegt in der Familie», sagt Tochter Suzana (18). «Wir spassen alle gern.» Besonders Sohn Floard (19) gilt als Scherzkeks mit rabenschwarzem Humor. Vor gut 20 Jahren kam Florim Brajshori in die Schweiz, nach Zwingen BL, wo seine Frau Ardita (43) aufwuchs. Kennengelernt haben sie sich an der Universität in Pristina. Beide mussten als sehr junge Teenager mit ihren Familien aus politischen Gründen flüchten. Sie flüchtete in die Schweiz, er nach Deutschland. Nach dem Balkankrieg kehrten beide in den Kosovo zurück, um Germanistik zu studieren.
Nun leben sie seit Jahren im schmucken Reiheneigenheim mit grosser Terrasse und Blick auf die Birs. Die Kinder sind noch in der Ausbildung, Gattin Ardita koordiniert als Selbstständige Lieferungen für die dänische Möbelfirma Jysk. Seit sechs Jahren gehört auch Schnügel Miro zum Haushalt, ein Malteserhündchen. Gastfreundschaft, sagt Ardita Brajshori, sei etwas typisch Albanisches, was die Familie trotz rotem Pass hochhalte. «Mein Mann ist schweizerisch pünktlich und zahlt Rechnungen fast pedantisch zur Zeit.» Weniger sorgfältig ist er mit dem Familiengeschirr. «Er nimmt morgens seinen Kaffee in einer Tasse mit ins Auto und lässt die Tasse dann irgendwo stehen», sagt Ardita und lacht über diese Marotte.
Gastauftritt von Christian Stucki und Marc Sway
Florim Brajshori gelang es dank persönlichen Kontakten schon früh, hochkarätige albanische Stars für Gastauftritte zu gewinnen. Auch sein Co-Star Vedat Bajrami als Rocki ist eine Berühmtheit. In der Schweizer Staffel sind ebenfalls Gaststars zu sehen.
Da gibt etwa Schwingerkönig Chrigu Stucki (40) einen Bodyguard, und Sänger Marc Sway (45) spielt einen Beamten des Migrationsamts. «Die Albaner in der Schweiz sind mit den Verhältnissen hier vertraut und lachen über Rockis Versuch, eine Beamtin des Strassenverkehrsamts zu bestechen, was ihn fast in den Knast bringt. Rocki kommentiert das mit: ‹Was, ausgerechnet in der Schweiz kann man Probleme nicht mit Geld lösen?› Die Albaner im Ausland hingegen staunen über ein ungewohntes Bild der Schweiz – und die Höhe der Bussen.»
Ob SRF eine zweite Staffel produziert, ist offen. Man wartet erst die Reaktionen ab. «In der einen oder anderen Form geht es auf jeden Fall weiter», so Florim Brajshori. Wie es mit der Lovestory von Marc Sway als Migrationsbeamtem und Melanie weitergeht, will man ebenfalls wissen. Denn grad als sie zum Kuss ansetzen, fällt die Klappe.