Seit Kurzem läuft Ihre neue Talkrunde «Zoom Persönlich» auf Teleclub. Warum haben Sie zum Start vier Mütter ins Studio eingeladen?
Ich möchte über Themen sprechen, die mich und unsere Gesellschaft beschäftigen und emotional bewegen. Als Mutter einer fünfjährigen Tochter bin ich gespannt, wie andere Frauen ihr Leben gestalten.
Welches Familienmodell leben Sie mit ihrem Partner?
Wir machen Jobsharing und arbeiten beide 80 Prozent. So können wir jeweils den Beruf ausüben, der uns Spass macht und uns gleichzeitig die Verantwortung für unsere Tochter teilen. Wir haben zudem grosses Glück, dass meine Mutter uns unterstützt und im Notfall die Kinderbetreuung übernehmen kann. Dafür bin ich sehr dankbar.
Erfahren Sie diese Solidarität auch ausserhalb ihrer Familie?
Ja. Einige meiner engsten Freundinnen leben das gleiche Teilzeit-Modell wie wir. Wir unterstützen uns gegenseitig. Dieser Zusammenhalt unter Frauen ist meiner Meinung nach enorm wichtig, und hilft uns allen, alles unter einen Hut zu bringen.
Oft hört man, dass Mütter untereinander sehr kritisch sind. Wie können Frauen solidarischer werden?
Es braucht die Offenheit und Akzeptanz für alle möglichen Familien-Modelle. Oft haben wir mit gelernten Rollenbildern zu kämpfen oder wissen gar nicht, was eine Person zu ihrem Familien- und Berufsmodell bewegt hat. Ich bin sehr offen geworden, auch deshalb, weil ich weiss, dass es in der Schweiz schwierig ist, Job und Familie zu vereinen.
Sie arbeiten 80 Prozent – zu viel?
Für uns funktioniert es so. Meiner Meinung nach sind Pensen von 40 bis 50 Prozent nicht wirklich befriedigend. Was du verdienst, gibst du für die Kita aus. Zudem müssen Frauen dann nicht selten einen Job machen, der zurückgestuft ist und kommen beruflich nicht mehr vom Fleck. Als Chefin mache ich es meinen Mitarbeiterinnen möglich, mit 50- bis 80-Prozent-Pensen herausfordernde und/oder sogar leitende Funktionen zu bekleiden.
Sehen Sie sich als Mentorin?
Ja. Als Führungsperson ist es mir wichtig, dass ich und mein Leiterteam die Mitarbeiter fördern. Mir ist es aber auch ein grosses Anliegen, Frauen zu stärken und diese Themen auch ganz offen anzusprechen, um gemeinsam Lösungen zu finden, die für beide einen Mehrwert bedeuten.
Sind Sie als Chefin jederzeit erreichbar?
Wenn ich arbeite, ja. An meinen freien Tagen biete ich meinen Mitarbeitern bestimmte Zeiten an, in der sie mich kontaktieren können. Der Rest des Tages ist für meine Tochter reserviert. Frauen brauchen mehr Selbstbewusstsein, um für sich und ihre Bedürfnisse einzustehen.
Kommen Sie auch mal an Ihre Grenzen?
Klar. Vor allem dann, wenn das Kind krank ist. Solange alles organisiert ist, klappt es gut. Wenn es aber mal nicht nach Plan läuft und ich zum Beispiel ausserordentlich arbeiten muss, kommt der Stress. Dann wird es schwierig, zu jonglieren. Es braucht Energie, Job und Familie auf eine gute Art zu verbinden. Ohne Ausgleich wäre es für mich unmöglich.
Wie bleiben Sie denn in Balance?
Ich treibe nach wie vor viel Sport und nehme mir auch bewusst mehrmals pro Woche Zeit dafür. Zudem schätze ich meinen Freundeskreis sehr. Gerade der Austausch mit meinen Freundinnen gibt mir viel.
Was muss sich bezüglich Vereinbarkeit in der Schweiz ängern?
Es braucht gute Lösungen, damit es für jeden der möchte finanziell möglich ist, sein Kind fremdbetreuen zu lassen. Zudem müssen die Betreuungszeiten für schulpflichtige Kinder an die Arbeitszeiten der Eltern angepasst werden. Es braucht einen längeren Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub. Väter brauchen die Chance, emotional überhaupt ins Familienleben reinzukommen.