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Nadja Zimmermann über das Verhältnis zu ihren Teenie-Töchtern

«Es ist mir wichtig, dass sie zu Hause alles erzählen können»

Kinder im Teenageralter können ganz schön anstrengend sein und Eltern auch mal vor grosse Fragezeichen stellen. Aber nicht immer. Moderatorin und Autorin Nadja Zimmermann gelingt es, einen entspannten Umgang mit ihren beiden Teenie-Töchtern zu finden. Im Interview spricht sie offen über Freuden und Herausforderungen im Zusammenleben mit Teenage-Kids.

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Nadja Zimmermann

Nadja Zimmermann ist Mutter zweier Töchter im Teeangeralter. Den beiden begegnet sie auf Augenhöhe.

Livia Bass

Food-Bloggerin Nadja Zimmermann (48) lebt mit ihren beiden Töchtern Mara (17) und Ella (12) am Stadtrand von Zürich. Mit der Älteren in der Lehre, der Jüngeren in der Oberstufe und zahlreichen Fussballtrainings von beiden ist es gar nicht so einfach, genügend Familienzeit zu finden. Gerade im Teenageralter ist der Zugang zu den Kids ausserdem nicht immer einfach. Nadja Zimmermann schafft es – zumindest meistens – einen recht entspannten Umgang mit ihren Töchtern zu pflegen. Mit Schweizer Illustrierte Family spricht die ehemalige TV-Moderatorin, Kochbuchautorin und Podcasterin darüber, wie sie dank gemeinsamem Musikhören oder Kleidertauschen auf einer Wellenlänge mit ihren Teenies lebt, warum Kommunikation auf Augenhöhe so wichtig ist und warum auch mal die Fetzen fliegen.

Nadja Zimmermann, wie würdest du das Verhältnis zu deinen Teenie-Töchtern beschreiben?

Ich würde sagen, wir haben ein gutes Verhältnis. Wir pflegen eine offene Gesprächskultur, was ich wichtig finde. Und wir haben es sehr oft sehr gut und lustig. Aber das ist natürlich nicht immer so. Alle drei haben wir unseren Alltag und unsere Rucksäcke, die wir so rumtragen. Da gibt es Situationen, in denen man sich missverstanden fühlt oder man genervt ist. Da geraten wir schon auch mal aneinander. 

Was sind herausfordernde Momente im Alltag?

Es kommt vor, dass irgendwie einfach alle hässig sind. Dann scheitert die Kommunikation schon im Ton. Meine beiden Töchter streiten nicht selten. Sie haben fünf Jahre Unterschied und sind auf zwei verschiedenen Planeten zuhause. Ich finde es wahnsinnig mühsam, wenn sie streiten, ich selber bin sehr harmoniebedürftig. Ich finde es auch schwierig, wenn ich eine Partei ergreifen muss. Eigentlich will ich mich gar nicht gross einmischen, manchmal fordern sie das aber von mir.

Gehst du dazwischen, wenn die beiden streiten?

Wenn ich dazwischen gehe, funktioniert das meistens sowieso nicht. Dann sagt mir jede, was die andere falsch gemacht hat. Da hast du als Mutter keine Chance. Meistens sage ich: «So, jetzt einmal schnell durchatmen!», oder sie sollen in ihre Zimmer gehen, um wieder runterzukommen. Wenn es aber um etwas geht, wo ich denke, dass das gar nicht geht, vertrete ich meinen Standpunkt und mische mich ein. Ich finde es aber schwierig und es ist etwas, das mich stresst. Das Gute ist: Oft kommen zwei Stunden später alle wieder zusammen und sagen, dass es jedem Leid tut. Wir entschuldigen uns, umarmen uns und alles ist wieder gut. 

Was sind die schönsten Alltagsmomente mit deinen Töchtern?

Wegen der vielen Fussballtrainings schaffen wir es so zwei- bis dreimal pro Woche wirklich alle zusammen Znacht zu essen und zelebrieren das auch. Ich koche etwas Feines, wir decken den Tisch schön und haben Zeit, ausgiebig miteinander zu reden und bleiben lange am Tisch sitzen. Wir hören auch zusammen Musik und singen manchmal dazu und tanzen durch die Wohnung. Das mag ich alles sehr.

Wie unterscheidet sich euer Musikgeschmack?

Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack – und zwar einen mega guten, wie ich finde! Meine älteste Tochter hört vor allem Hip Hop. Bei mir geht es in viele Richtungen, das ist auch immer stimmungsabhängig. Aber wir haben viele Schnittpunkte. Wir hören zum Beispiel alle gerne Billie Eilish oder Lauryn Hill. Auch entdecke ich immer wieder mal gute Musik bei den Kindern und sie auch bei mir – das ist wirklich cool.

Bist du als Mutter eher die Freundin oder die Chefin deiner Töchter?

Naja, ich würde sagen, wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, aber als Freundin sehe ich mich nicht.  Wir reden offen über alles, hören eben die gleiche Musik, schauen die selben TV-Serien und tauschen auch unsere Kleidung untereinander aus – alle drei. Meine Jacke ist mal da, mal dort, wir teilen Schals oder Sneakers. Das ist der freundschaftliche Aspekt, den ich als Kind selbst nicht hatte. Ich schaute oder hörte nie die gleichen Dinge wie meine Eltern. Und ich hätte nie einen Pulli meiner Mutter getragen. Damals waren die Fronten klarer, heute vermischt es sich mehr. Und trotzdem bin ich natürlich auch die, die sagt, was meine Mädchen erledigen sollen, wann sie zuhause sein müssen und so weiter. Chefin ist das falsche Wort, aber ich bin ihre Mutter. Gerade weil wir aber diesen freundschaftlichen Vibe haben, werde ich dafür kritisiert, wenn ich etwas zu Meckern habe. Dann realisieren die Kinder, dass ich immer noch die Mutter bin und verdrehen die Augen. Aber das ist halt mein Job. Ich muss ja auch noch erziehen.

Du legst grossen Wert auf Kommunikation auf Augenhöhe?

Seit sie klein waren, habe ich jedes Anliegen meiner Kinder ernst genommen. Auch wenn ich als Erwachsene etwas nicht als Problem wahrnahm – sobald das Kind es als Problem sah, habe ich es ernst genommen. So konnten sie mir immer alles erzählen und ich habe zugehört. Das ist bis heute so. Gerade meine Grosse erlebt so viel Neues, auch jetzt in der Ausbildung. Sie erzählt mir, wie ihr Tag ablief, aber auch vom Ausgang oder wenn es irgendwo Streitigkeiten gab. Es ist mir wichtig, dass sie zuhause alles erzählen können. Das heisst auch, dass ich, wenn sie nachmittags nach der Schule oder der Lehre und vor dem Fussballtraining kurz nachhause kommen, ich  meine Arbeit niederlege und zuhöre. Sie sind dann so eine halbe Stunde hier und oft fliesst es nur so aus ihnen heraus. Dass ich dafür meine Arbeit unterbrechen muss, finde ich okay. Wenn ich das nicht tun würde, hätte ich Angst, dass sie mir irgendwann nichts mehr erzählen würden. Ich wünsche mir, dass sie auch später im jungen Erwachsenenalter wissen, dass sie ihre Mutter immer anrufen können und dass es nichts gibt, was sie mir nicht erzählen können.  

Was ist dein Rezept für ein entspanntes Verhältnis zu Teenager-Kids?

Das Wichtigste ist, das Kind ernst zu nehmen. Auch wenn ein Teenager sich manchmal unmöglich verhält und man sie als Erwachsene überhaupt nicht versteht, gibt es ja immer einen Grund für ihr Handeln und Denken. Vielleicht hadern sie gerade? Oder sie schreien rum, weil sie einen schwierigen Tag hatten oder sie durchlaufen eine komplizierte Phase. Oft laden sie zuhause Ballast ab, und das ist ja eigentlich etwas Gutes, denn sie vertrauen dir. Wenn man als Eltern das Gefühl hat, das Kind dreht jetzt komplett durch, sollte man selber vielleicht auch mal durchatmen und abwarten. Um dann herauszufinden, was wirklich los ist. Oft liegt das Problem ja dann ganz woanders. Wichtig finde ich, das Kind nicht gleich zu verurteilen und alles damit abzutun, dass Teenager halt einfach schwierig sind.  Aber klar, gibt es auch Verhaltensweisen, die gar nicht gehen. Dann musst du als Eltern halt auch mal sagen, dass es so nicht funktioniert. 

Wie reagierst du, wenn deine Töchter dich doof finden?

Hey, das stresst mich wirklich null. Es ist Teil ihrer Entwicklung und vom Ablösungsprozess. Dann ist man halt manchmal einfach uncool. Ich nehme es an und denke: Okay! Das nehme ich nicht persönlich. Aber es hält sich eigentlich in Grenzen und ich versuche allfällige peinlichen Momente gar nicht erst entstehen zu lassen. Wenn meine kleine Tochter mit ihrer Klasse oder Freunden versammelt gerade irgendwo an der Strasse steht und ich mit dem Velo zufällig vorbeifahre und sie freudig entdecke, dann mache ich das unauffällig und nicke ihr dezent zu, auch wenn ich eigentlich anhalten und sie kurz knuddeln möchte.

Wie wünschst du dir die Beziehung zu deinen Töchtern in Zukunft?

Ich wünsche mir einfach, dass wir es weiterhin so gut miteinander haben. Ich finde, es ist oft eine Entscheidung, ob man es gut haben will oder nicht. Und manchmal muss man sich halt auch einfach mehr darum bemühen. Ich bin grundsätzlich sehr dankbar und demütig. Wir sind privilegiert, leben in einem kriegsfreien Land und sind gesund. Unter diesen Voraussetzungen sollte man alles andere lösen können. Ich möchte es einfach gut haben mit meinen Töchtern, ein wichtiger Teil in ihrem Leben bleiben und immer offen miteinander reden können, das ist mein Wunsch.

Evelyne Rollason von Schweizer Illustrierte
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Von Evelyne Rollason am 28. Oktober 2024 - 18:00 Uhr