Die dritte Schwangerschaft von Christine Egerszegi, damals 28, war nicht geplant. Trotzdem tat es unendlich weh, als sie in der elften Woche in einer Fehlgeburt endete. «Egal, wie lange es her ist – so etwas vergisst man nie», sagt die alt Ständerätin, 71.
Man frage sich automatisch nach dem Warum. «Meine Antwort lautete, dass das Kind offenbar nicht gesund war. Damit war dann mein Kinderwunsch abgeschlossen. Ich wollte das Risiko nicht noch mal eingehen. Ausserdem hatte ich ja das Glück, zwei gesunde Kinder zu haben.»
Von der Fehlgeburt erzählt sie nur ihrem Mann, später ihren Kindern, als diese erwachsen sind. «In der Gesellschaft gilt diese Drei-Monats-Grenze. Ab dann wird Trauer zu einem gewissen Grad akzeptiert. Vorher soll man schweigen.» Dabei sei ein Baby für eine Mutter im ersten Moment, in dem man von ihm wisse, das eigene Kind. «Das ist doch nicht abhängig von der Grösse des Fötus!»
Umso wichtiger findet die Aargauerin, dass die Politik ein Zeichen setzt. «Eines, das die frühe Schwangerschaft von Frauen nicht negiert. Eines, das anerkennt, dass man nicht einfach krank ist, sondern einen Verlust erleidet, der einen ein Leben lang prägt.» Auch dann noch, wenn man, wie Christine Egerszegi, längst Grossmutter ist.