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Zu Besuch bei Fechter Max Heinzer

Bei der Familie tankt er Kraft für Tokio

Er gilt als einer der aussichtsreichsten Medaillenkandidaten an den Olympischen Spielen: Degenfechter Max Heinzer. Noch geniesst der mehrfache Weltcupsieger mit Frau Janique und den Kindern das neue Zuhause in Küssnacht SZ.

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Fechter Max Heinzer kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio zu Hause mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi SZ. Aufgenommen am 04.06.21 ©David Birri

Ein Hexenhüttli im Garten: Seit letztem Sommer leben Max, Mael, Mahina und Janique Heinzer (v. l.) in Küssnacht SZ.

david birri

Ein einziger Abenteuerspielplatz ist dieser Garten. Rund ums Wohnhaus Bäume, Blumen, Wiesen mit hohem Gras, beim Nachbarn Hühner, wo man frische Eier holen kann, ja sogar ein Hexenhäuschen zum Spielen – und eigene Erdbeeren. Mael, 3, sucht sich eine schön reife Frucht aus, auch Mahina, 11 Monate, streckt gleich ihre Hand aus und will es dem grossen Bruder gleichtun. Max und Janique Heinzer ging es während der Corona-Zeit wie vielen anderen Familien: «Wir hatten den Wunsch, mehr im Grünen zu wohnen.» Sie suchten, fanden eine Parterre-Mietwohnung am Ortsrand von Küssnacht SZ und zogen letztes Jahr grad einen Monat vor der Geburt des zweiten Kindes um. Es ist eine Oase zum Auftanken und Runterkommen im quirligen Alltag mit Kindern und Spitzensport. 

Einziger Fechter mit zehn Weltcupsiegen

Heinzer wird bald zwei Wochen fort sein, an den Olympischen Spielen in Tokio. Der Schwyzer hat noch eine Rechnung offen: Seit vielen Jahren gehört der 33-Jährige im Einzel und mit dem Team zu den besten Fechtern der Welt, ist sogar der einzige Athlet, der zehn Weltcupsiege feiern konnte. Aber bei Olympia hats noch nie geklappt mit einer Medaille. 

Fechter Max Heinzer kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio zu Hause mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi SZ. Aufgenommen am 04.06.21 ©David Birri

Mehr Musse für die Familie und als Paar ist ein Ziel für die Phase nach Olympia. Zeit zum Spielen und Rumtollen. 

david birri

Eigentlich wäre ja das zweite Kind ein paar Wochen nach dem grossen Höhepunkt zur Welt gekommen. Doch dann wurden die Spiele wegen Corona von 2020 ins Jahr 2021 verlegt. Eine Olympia-Vorbereitung mit zwei Kleinkindern war nicht geplant. «Ich weiss, dass ich so etwas weniger Energie fürs Training habe oder weniger Schlaf», sagt Heinzer. «Aber es ist halt so: Früher war immer der Sport die Nummer 1. Nun bin ich mega happy, dass ich zweifacher Vater bin. Und wohl insgesamt glücklicher und entspannter.» Manchmal habe er ein Einzelzimmer, und «Janique macht mehr als ich, sonst würde es gar nicht gehen», hält er fest.

Gemeinsam Sport in der Natur als Lieblings-Beschäftigung

Mit Janique, 27, ist er seit 2016 zusammen und seit 2019 verheiratet. Die Schwyzerin kann punkto Energie locker mit ihrem Mann mithalten. Beide mögen den Sport in der Natur und den See, er fischt leidenschaftlich, sie wakeboardet gern. Momentan sind Inlineskaten mit dem Kinderwagen oder Wandern aus Zeitgründen aber der einzige Sport, den es für die Psychomotorik-Therapeutin gibt. Auch Mael ist schon sehr aktiv, er spielt gern Pingpong, bällelet oder tobt im Wald herum; vom Charakter her ist der Dreijährige allerdings ganz sanft. Und die kleine Mahina? «Sie ist ganz anders», sagt Janique Heinzer. «Sie kennt nichts. Wenn sie etwas sieht, will sie es. Sie ist aber ein sehr fröhliches Baby.»

Fechter Max Heinzer kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio zu Hause mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi SZ. Aufgenommen am 04.06.21 ©David Birri

Noch ohne scharfe Spitze, aber mit Hingabe: Mael liebt es, mit dem Schaumstoffdegen gegen Papa zu fechten.

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«Früher war der Sport die Nummer 1. Nun bin ich mega happy, Vater zu sein»

Max Heinzer

Dass sie den Kindern Naturverbundenheit mitgeben, ist beiden wichtig, dazu Offenheit und Selbstbewusstsein. Auch eine neutrale Erziehung, wo sich die Kinder nach ihren Interessen entfalten können. «Und dass sie uns ehrlich sagen, wenn sie Mist gebaut haben», sagt Janique. 

Die Naturverbundenheit können die Kids neben der Waldspielgruppe gleich im eigenen Garten erlernen. Max Heinzer hat ein Gemüsebeet angelegt, bei dem rasch klar wird, dass er nicht nur in seinem Sport perfektionistisch auf jedes Detail achtet. So hat er etwa sechs verschiedene alte Kartoffelsorten angepflanzt, die er extra bei einem Bauern bestellen musste. Daneben wachsen Salat, Gurken, Stangenbohnen, Knoblauch, Rüebli, Kürbis, Tomaten, Zucchetti und Spargeln. Auch ein kleines Maisfeld hat er angelegt. «Hier kann ich gut noch eine Stunde arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind», sagt die ehemalige Weltnummer 1.

Fechter Max Heinzer kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio zu Hause mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi SZ. Aufgenommen am 04.06.21 ©David Birri

Max Heinzers -ganzer Stolz: seine Beete im Garten. An den Erdbeeren haben besonders die Kinder Freude.

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Wie es mit seiner Sportkarriere nach Tokio weitergeht, lässt Heinzer noch offen. Zuerst ist nach der intensiven Phase mit Umzug, zweitem Kind und der Verschiebung des ganz grossen Ziels mehr Zeit als Familie und auch als Paar angesagt, wenn Max von Japan zurück ist. Dann bleiben auch wieder mal ein paar Stunden, um auf dem Zugersee zu fischen. Mael kann nämlich schon mehr als Erdbeeren pflücken: Hat Max einen Fisch an der Angel, holt ihn sein Sohn mit seinem Netz aus dem Wasser. «Das habe ich schon fünfmal gemacht!», sagt er stolz. Ein Erfolge-Hamsterer – ganz wie der Papa.

Fechter Max Heinzer kurz vor den Olympischen Spielen in Tokio zu Hause mit seiner Familie in Küssnacht am Rigi SZ. Aufgenommen am 04.06.21 ©David Birri

Mael, Mahina und Janique drücken ihrem Max während den Olympischen Spiele von Zuhause aus die Daumen.

david birri
Von Eva Breitenstein am 12. April 2021 - 11:35 Uhr, aktualisiert 23. Juli 2021 - 11:30 Uhr