Lena strahlt ihr Mami an, fasst mit ihren kleinen Patschhändchen in deren Gesicht und quietscht vor Freude. Sonia Kälin, 36, strahlt. «Wenn Lena lacht, geht die Sonne auf.» Es ist ein gemütlicher Nachmittag im Garten ihres Daheims in Giswil OW, in das die Schwingerkönigin und ihr Mann Stefan Halter, 32, Anfang Jahr, kurz vor Lenas Geburt am 10. Februar, zogen. Sie haben das Haus von Stefans Eltern übernommen, die nun im Haus seiner Schwester gleich um die Ecke wohnen. «Der Garten ist wunderschön, aber immer noch ein kleines Mysterium für mich. Ich habe keine Ahnung, was tatsächlich hierhergehört und was Unkraut ist», meint Sonia. Eines hat sie ihrem Mann allerdings bereits aufgetragen: Bevor Lena krabbeln kann, muss der Teich gesichert werden. «Davor habe ich grossen Respekt.» Stefan Halter, heute Bewegungsexperte für Körper und Geist, hat eine Weile als Zimmermann gearbeitet. Deshalb hat er den Job mit dem Zaun gefasst.
Von klassischer Rollenverteilung halten die «Donnschtig-Jass»-Schiedsrichterin und ihr Herzbube ansonsten allerdings nicht allzu viel. «Wir übernehmen beide alles, sowohl in der Betreuung von Lena als auch im und ums Haus. Nur stillen kann ich nicht», sagt Stefan. Trotzdem ist er in der Nacht für das Baby zuständig. Das läuft so: «Die Kleine schläft in einem Beibett auf meiner Seite, wenn sie Hunger hat, nehme ich sie hoch, gebe sie zu Sonia rüber, und wenn sie fertig getrunken hat, nehme ich sie wieder zu mir. So kann Sonia liegen bleiben.» Der Grund für diesen nächtlichen Schieber: «Ich brauche viel mehr Schlaf als Stefan», gesteht Sonia.
«Für mich war klar, dass ich nicht nur Ja sage zu einem Baby, sondern zu einer Familie. Mit allem, was dazugehört»
Stefan Halter
Umso mehr überrascht die Tatsache, dass Stefan ursprünglich gar keine Kinder wollte. Und dies seiner Liebsten auch von Anfang an sagte. «Für mich war Kinderhaben so ein Klischee, von dem man glaubt, dass es halt dazugehört. Ich fand, das muss nicht unbedingt sein, zumal ich sehr freiheitsliebend bin.» Und Sonia? «Ich dachte, das sagt er einfach so daher», meint sie. Sie lag falsch. «Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, bis er einwilligte – und Tränen!», gesteht Sonia Kälin lachend. Er habe sich diesen Schritt sehr gut überlegt, erzählt Stefan. «Für mich war klar, dass ich nicht nur Ja sage zu einem Baby, sondern zu einer Familie. Mit allem, was dazugehört.» Das heisst, er übernimmt auch einen grossen Teil der Kinderbetreuung.
Sonia unterrichtet nach den Sommerferien wieder in einem Teilzeitpensum als Sek-Lehrerin, zusammen mit ihren Einsätzen als TV-Jassschiedsrichterin und anderen Nebenjobs wird sie etwa ein Pensum von 70 Prozent haben. Stefan ist als selbstständiger Therapeut flexibel. «Ich lehne lieber mal einen Kunden ab und habe dafür Zeit für die Familie.»
Lena wird unruhig, hat Hunger. Ihr Mami legt sie an die Brust, die Kleine nuckelt zufrieden. Was heute so einfach geht, war anfangs ein Krampf. Überhaupt sei sie etwas gar blau- äugig gewesen, gibt Sonia Kälin zu. «Ich habe es mir am Anfang leichter vorgestellt.» Schon die Geburt verlief nicht so, wie es sich die vierfache Schwingerkönigin vorgestellt hatte. Vom unausweichlichen Kaiserschnitt nach 26 Stunden Wehen – die kleine Herzdame wollte einfach nicht raus, sodass der Muttermund sich wieder schloss – erholte sich Sonia nur langsam. Dann kamen der Schlafmangel, das Stillen, das erst einmal harzig lief, die Tränen. Bei Baby und Mami. «Wenn sie lange ohne für mich ersichtlichen Grund weinte, war ich manchmal nur noch fertig, hatte Kopf- und Ohrenweh.»
Mittlerweile hat sich das Familienleben eingespielt, und das Trio harmoniert bestens. «Lena verbindet Stefan und mich auch als Paar noch mehr», sagt Sonia. «Durch sie hat sowohl unsere Beziehung als auch das Leben im Allgemeinen mehr Tiefe bekommen.»
«Durch Lena hat sowohl unsere Beziehung als auch das Leben im Allgemeinen mehr Tiefe bekommen»
Sonia Kälin
Lena ist satt, beginnt auf Mamis Schoss zu zappeln. Auf dem Rücken liegen ist nicht mehr unbedingt Trumpf bei der Kleinen. Viel zu gross ist die Sorge, man könnte etwas verpassen, was um einen rum passiert. «Sie hat wohl meine Ungeduld geerbt», sagt Sonia Kälin. «Aber sie ist auch eine Geniesserin wie ihr Dädi und liebt es, wenn sie verwöhnt und gestreichelt wird.» Vor allem aber ist die kleine Lena ein richtiger Sonnenschein, es vergehen kaum fünf Minuten, in denen sie nicht strahlt, freudig herumfuchtelt oder begeistert loskreischt.
Konkrete Gedanken darüber, wie sie Lena erziehen möchten, machen sich ihre Eltern noch nicht. «Sie soll sich in erster Linie verstanden und unterstützt fühlen», sagt Stefan. «Und sie soll sich selbst gern haben. Das ist wichtig», ergänzt Sonia. Dem Dädi wäre zwar recht, wenn seine Tochter eine Lehre machen würde «und nicht nur einfach zur Schule geht» – «aber als unsere Tochter wird sie so oder so genau das machen, was sie selbst für richtig hält», meint Mami Sonia lachend. Und wie sieht es aus mit weiterem Nachwuchs? Stefan: «Nicht in Planung, aber nicht ausgeschlossen.» Vom ursprünglichen Wunsch nach fünf Kindern hat sich Sonia (die mit vier Geschwistern aufgewachsen ist) allerdings verabschiedet – «ausser es gibt beim nächsten Mal ein Vierblatt!» Da würde sie sich dann wohl bedanken.