Wie erzieht man einen zukünftigen König? Die Ansicht darüber hat sich in den royalen Familien in den vergangenen Generationen komplett verändert. Während Queen Elizabeth, 94, sich noch verbat, ihren Kindern (und vor allem ihrem Ältesten, Prinz Charles, 71) gegenüber Emotionen zu zeigen und diesen, etwa bei einem Wiedersehen statt einer Umarmung nur einen Händedruck anbot, wächst die neue Generation von Prinzessinnen und Prinzen in liebevollen Elternhäusern auf, von denen wir uns in Erziehungsfragen gerne was abgucken. Eine Übersicht in drei Beispielen.
Charlotte, 5, mampft Cracker, George, 6, turnt über die Autositze und Mami Catherine, 38, sitzt mit ihrem jüngsten Louis, 2, am Boden. Das Foto, welches hinter den Kulissen des «King Power Royal Charity Polo Match 2019» entstand, zeigt die Cambridges als ganz normale Familie. Und spricht Bände darüber, wie ernst Herzogin Catherine es meint, wenn sie beteuert, sie wolle ihren Kindern abseits der royalen Pflichten eine behütete Kindheit mit so viel Normalität wie möglich bieten.
Herzogin Catherines Erziehung zielt ab Geburt darauf ab, glückliche, gesunde, kluge und eigenständige Kinder heranwachsen zu lassen. Als Ratgeber dient ihr das Buch «A Modern Mother's Handbook». Sie (und ihr Mann, Prinz William, 37) verbringen viel Zeit mit ihren Kindern. Fahren diese selbst zur Schule und holen sie ab, wann immer das möglich ist. Sie basteln, gärtnern, kochen, spielen und malen mit George, Charlotte und Louis.
Auch weil solche Momente die schönsten sind, an die sich Herzogin Catherine aus ihrer eigenen Kindheit erinnert. «Ich hatte eine unglaublich tolle Grossmutter, die uns viel Zeit widmete.» Diese liebevolle Hingabe will Catherine auch ihren eigenen drei Kindern schenken. Die Beziehung zu ihren Kindern ist ihr denn auch das oberste Gut. «Ein glückliches Zuhause ist eine sichere Umgebung.» Und diese brauchen Kinder bekanntlich, um sich frei entwickeln zu können.
Aber auch Natur und frische Luft gehören bei Kate als fester Bestandteil zur Erziehung, weil sie es selbst so erlebt hat. «Als Kinder haben wir viel Zeit draussen verbracht. Das ist etwas, was mir wirklich sehr am Herzen liegt.» Nicht zuletzt, sollen George, Charlotte und Louis ihre Kindheit abseits von Ruhm und Rummel möglichst unbeschwert geniessen. «Ich erinnere mich an einfache Dinge aus meiner Kindheit. Gemeinsam spazieren zu gehen. Das versuche ich mit meinen Kindern zu tun, weil es alle Komplikationen, alle Zwänge wegnimmt. Ich habe ein Foto von Charlotte, auf dem sie an einer Blume riecht. Momente wie dieser bedeuten mir als Mutter viel.»
Estelle, die erstgeborene Tochter der schwedischen Thronfolgerin Victoria, 42, ist erst acht Jahre alt – mit ihren Umgangsformen jedoch auf dem besten Weg, dereinst selbst die Krone zu tragen. «Es hat gut geschmeckt, richten sie das dem Koch aus!», habe sie einmal zu einem Kellner in einem Stockholmer Restaurant gesagt, berichten schwedische Medien. Der Satz zeigt, wie selbstsicher und wohlerzogen die Primarschülerin offenbar ist.
Zu verdanken hat sie dies nicht nur dem liebevollen aber strikten Erziehungsstil ihrer Mutter, sondern auch deren Vorbildfunktion. Die Rollenverteilung im Hause der schwedischen Kronprinzessin unterscheidet sich nämlich komplett von überholten Geschlechter-Schubladen. Während Mama nach der Geburt von Estelle und deren kleinem Bruder Oscar, 4, zügig wieder ihren royalen Pflichten nachkam, drosselte Prinz Daniel, 45, als Papa sein Arbeitspensum, um für die Kinder da zu sein, ihnen Liebe, Fürsorge und Nähe zu schenken.
Obwohl Estelle und Oscar mit gewissen Privilegien aufwachsen, sollen sie eine normale Kindheit erleben. Dazu gehört auch, zu lernen, dass nicht jeder Wunsch sofort erfüllt wird. Auf den kleinen Welpen, der seit ein paar Tagen im Garten von Schloss Haga herumrennt, musste Estelle lange warten. Bereits vor vier Jahren verriet Victoria in einem Interview, dass Estelle sich sehnlichst ein Haustier wünsche. Ihren Kindern Genügsamkeit und Geduld beizubringen, scheint auf der Liste der Erziehungsziele von Kronprinzessin Victoria ganz oben zu stehen.
Gelernt hat Victoria diese Disziplin wohl von ihrer eigenen Mutter. Königin Silvia, 76, verriet einmal, dass sie ihren Kindern nur samstags erlaubte, Süssigkeiten zu naschen. Und daran halte sich immer noch die ganze Familie.
Wenn es um die Erziehung geht, hat sich Victoria vieles bei ihren eigenen Eltern abgeschaut. Denn die hätten sie optimal auf die verantwortungsvolle Rolle vorbereitet, findet die Kronprinzessin. Genau so macht sie es nun auch mit Estelle. Nach einem Staatsbesuch schaue sie zusammen mit ihrer Tochter Fotos an und erzähle ihr von interessanten Begegnungen aber auch von unangenehmen Aufgaben. So wie es damals ihr Vater König Carl Gustav, 74, mit ihr getan habe. «Meine Eltern haben mir meine Aufgaben sehr gut und pädagogisch erklärt. Sie haben oft von ihren Reisen erzählt und wie wichtig es ist, Schweden zu repräsentieren und in Technologie und Forschung weiterzubringen. Dadurch wurde das natürlich zur Normalität und man bekam ein Gefühl dafür, wie man helfen kann.»
Ein royales Paar, das die Kindererziehung ganz anders angeht als noch die Vorgänger-Generation, sind Mary von Dänemark, 48, und ihr Mann, Kronprinz Frederik, 51. Dessen Mutter, Königin Margrethe, 80, gibt selbst zu: «Ich war keine sehr gute Mutter. Ich wollte die Kinder nicht unentwegt um mich haben.» Heute spricht Frederik offen darüber, dass er seine Kindheit als lieblos empfunden habe. «Meine Mutter hat meine Erziehung den Kindermädchen überlassen. Ich hatte mit meinen Eltern eigentlich nicht viel zu tun, bis ich 21 war. Als ich klein war, wurde ich ihnen vorgeführt, und zwar gewaschen, ehe man mich ins Bett legte.»
Bei den eigenen vier Kindern des dänischen Thronfolgerpaars, Christian, 14, Isabella, 12, und den Zwillingen, Vincent und Josephine, beide 9, hat nun Mama Mary die Hosen an. Und lässt sich auch durch schwiegermütterliche Erziehungstipps (Königin Margrethe soll wiederholt gefordert haben, dass sich Kindermädchen um ihre Enkelinnen und Enkel kümmern) nicht beirren. Die Familie legt grossen Wert auf gemeinsame Mahlzeiten ohne Ablenkung durch Smartphones. Und vergangenen Winter haben sie sich sogar zusammen eine Familien-Auszeit gegönnt: in Verbier.
«Als wir die Entscheidung trafen, für drei Monate in die Schweiz zu ziehen, hofften wir, dass es ein schönes Geschenk für unsere Kinder sei», sagte Mary damals zu einem dänischen Journalisten. «Jetzt, nach einem Monat, kann ich versichern, dass es wirklich toll ist – für sie und für uns als Familie.» Die vier Kinder haben ein so inniges Verhältnis zu ihren Eltern entwickelt, dass es ihnen schwer fiel, zeitweise vom Vater getrennt zu sein, der auch während dieser Zeit seinen royalen Pflichten nachkam. «Wir vermissen uns immer, wenn wir voneinander entfernt sind.»
Sogar zum Sport geht die Familie oft gemeinsam: Ihre Skiferien in den Schweizer Alpen haben schon Tradition. Und kurz vor der Corona-Krise hat die gesamte Familie für den diesjährigen Royal Run trainiert. Dieser musste allerdings verschoben werden.
Obwohl Mary und Frederik eine sehr unterschiedliche Erziehung genossen, sie in Australien, er in Dänemark, sind sie sich, was die Nähe zu ihren eigenen Kindern angeht, immer einig: «Für uns war es zum Beispiel ganz normal, dass die Kinder bei uns schlafen», sagte sie, als Christian und Isabella noch ganz klein waren. «In den grundsätzlichen Fragen gibt es bei uns keine Diskussionen. Wir wissen beide, dass die Kinder ein liebevolles Zuhause haben sollen, einen sicheren Hafen. Bei Kleinigkeiten können wir dann schon manchmal diskutieren.»