Julian Thorner, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?
Es geht uns den Umständen entsprechend sehr gut. Wir haben Glück im Unglück, dass wir in diesem verrückten Jahr einander haben. Weil alle meine Moderations-Jobs weggefallen sind und wir Familie und Freunde wegen des Coronavirus nur selten sehen, haben wir viel mehr Zeit zusammen.
Ihr Sohn ist jetzt acht Monate alt. Wie haben Sie die Zeit seit seiner Geburt erlebt?
Es war wirklich eine Achterbahn der Gefühle. Wir haben riesige Freude an ihm und könnten nicht glücklicher sein. Aber da sind auch Selbstzweifel, die uns Eltern plagen. Man kommt zu zweit ins Spital und geht zu dritt wieder raus, das ist schon verrückt. Zum Glück kann man sich vor der Geburt nicht genau vorstellen, was da auf einen zukommt, denn die Verantwortung ist riesig.
Worauf freuen Sie sich, wenn sie an die Zukunft mit Ihrem Sohn denken?
Ich freue mich sehr darauf, ihn als Mensch kennenzulernen, zu sehen, wie er tickt, was ihn begeistert. Im Moment macht er am liebsten Lärm (lacht). Holzlöffel und Rasseln sind gerade seine Lieblingsdinge. Er liebt aber auch Bäume und Blätter sehr und der Gedanke, mit ihm draussen zu sein und die Natur zu entdecken, macht mich glücklich. Und auch, dass ich meinen eigenen Kindskopf mit ihm ausleben kann.
«Ich denke oft darüber nach, was mein Sohn wohl gerade macht und wie es ihm geht.»
Was am Elternsein empfinden Sie als besonders schön?
Das Schönste ist die Zeit mit unserem Sohn. Zusammen aufstehen, spielen, uns seinem Tempo anpassen. Seit er auf der Welt ist, kann ich viel mehr im Moment sein. Wenn ich hingegen gestresst bin, merkt er das sofort und wird auch unruhig.
Und was ist besonders anstrengend?
In der jetzigen Phase ist es auf jeden Fall der Schlafmangel und dass man kaum Zeit für sich selbst hat. Ich versuche ab und zu ins Gym zu gehen, meine Frau trifft manchmal eine Freundin zum Essen. Auch die Zeit als Paar kommt viel zu kurz. Es ist schwierig, Raum für uns zwei zu finden. Es klappt nur, wenn wir uns aktiv bemühen, denn es passiert nicht einfach so im Alltag. Wir waren ein Mal zusammen im Restaurant, da haben meine Eltern auf den Kleinen aufgepasst. Viel mehr war bisher wegen der Pandemie nicht möglich.
Wie schaffen Sie und Ihre Frau es, einander trotzdem nah zu bleiben?
Wir versuchen, einander sehr genau zu sagen, wie es uns geht. Wir sprechen über alles, auch über Erwartungen und Ängste. Kommunikation ist wirklich das Wichtigste. Wir hatten auch schon Zoff wegen Kleinigkeiten und haben dann gemerkt, dass wir eigentlich nur total übermüdet sind.
Wie managen Sie stressige Tage mit Kind?
Ein Kind zu haben passiert nicht einfach so nebenbei. Man muss viel planen und organisieren, wer ihn in die Kita bringt und abholt, wer einkaufen geht, wer kocht. Da teilen wir uns auf. Ich habe einen Tag pro Woche mit ihm, meine Frau zwei. Und zweimal geht er in der Kita. Als Folge eines Tages, an dem wir uns ganz schlecht abgesprochen hatten, führen wir nun auch einen Familienkalender.
Sie erwähnen die Kita. Wie war das, ihn plötzlich abzugeben?
Dadurch, dass wir am Anfang so viel Zeit zusammen hatten, war der Respekt davor schon gross, ihn in die Kita zu bringen. Zum Glück geht er wirklich gerne hin und strahlt die Betreuerinnen immer an. Trotzdem ist es nicht immer einfach. Ich denke oft darüber nach, was er wohl gerade macht und wie es ihm geht.
Es ist Ihr erstes Weihnachten als kleine Familie. Was sind Ihre Pläne?
Wir wissen es noch nicht genau. Da wir beide grosse Familien haben, ist es dieses Jahr nicht einfach. Vielleicht feiern wir einfach draussen mit ihnen. Doch die meiste Zeit werden wir zu dritt verbringen.
Gibt es für den Kleinen ein Weihnachtsgeschenk?
Wir versuchen darauf zu achten, dass er nicht jetzt schon zu viele Dinge in seinem Leben hat. Deshalb gibt es vielleicht einfach einen neuen Holzlöffel zum Herumlärmen oder aber seine Leibspeise Penne mit Mais und Rind.
Julian Thorner, 33, machte seine ersten Schritte in der Medienwelt als Moderator beim TV-Sender Joiz. Seit 2016 moderiert der gebürtige Frauenfelder verschiedene Formate auf SRF3. Für mehrere SRF-Formate stand der «Heimwehthurgauer» auch schon vor der Kamera. 2018 launchte er den Podcast «Escapism». Er lebt mit Frau und Kind in Zürich.