Es ist gerade Vormittag, als Andrea Jansen, 40, auf der Veranda ihres Zuhauses auf Hawaii sitzt und mit Christa Rigozzi, 37, die Tausende Kilometer entfernt in ihrem Garten im Tessin ihren Feierabend geniesst, plaudert. Die beiden Frauen treffen sich auf Instagram um für Jansens Blog «Any Working Mom», ein Spiel zu spielen.
Das Format «Mal ehrlich – Hose abe» geht so: Die Gastgeberin zieht während 30 Minuten mehrere Karten mit Begriffen, über die ihr prominenter Gast sprechen muss. Und so gewährt Ex-Miss Schweiz Christa Rigozzi den Zuschauern während einer Stunde Einblick in ihr Leben, ihre Familie und ihre Arbeit. Sie ist gut gelaunt, sympathisch und schonungslos ehrlich. Weil es Müttern bekanntlich guttut, wenn andere Klartext über ihr Leben mit Kind reden, haben wir für euch sechs spannende Punkte des Gesprächs zusammengefasst:
Der erste Begriff des Spiels hat es gleich in sich. Christa Rigozzi hätte zwar die Möglichkeit, auf einen Joker zurückzugreifen und die Antwort zu verweigern, doch sie hat kein Problem damit, über das Thema Elternsex zu sprechen. Lachend legt sie los: «Meiner Meinung nach muss Elternsex organisiert und geplant werden. Es ist nicht mehr so spontan wie früher, weil wir zwei Kids und einen Hund haben.» Der Sex sei weniger regelmässig, dafür aber umso schöner, wenn er passiere. Auch das Tempo spiele eine Rolle: «Manchmal gehts schnell, weil man muss die Zeit nutzen, die man hat!» Zärtlichkeiten gebe es zwischen ihr und ihrem Mann Giovanni Marchese, 42, meist in der Nacht, wenn die Kinder schlafen.
Christa Rigozzi über Elternsex
Auch beim Thema Familienplanung setzt die zweifache Mutter auf Ehrlichkeit: «Mein Wunsch waren immer zwei Kinder. Als ich erfuhr, dass wir Zwillinge bekommen, war das eine Überraschung», sagt sie. Sie sei gerne schwanger gewesen und fände es schon ein bisschen schade, dass sie nur eine Schwangerschaft erlebt habe. «Ich hätte gerne noch einen Buben!» Es sei nichts ausgeschlossen, aber manchmal kommt die rationale Seite und sie denke sich ‹Nein, ich habe schon zwei Kinder – fertig, finito, basta!› Nachdenklich mache sie, dass Freundinnen ihr erzählen, dass die jüngeren Kinder oft viel anstrengender seien, als die Erstgeborenen. «Ich habe Angst, dass sowas passiert und das dritte Kind nicht mehr schläft und isst oder ständig Koliken hat. Das möchte ich nicht», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Wenn es allerdings nach Giovanni ginge, hätten sie auf jeden Fall noch weitere Kinder. «Er möchte gerne noch eins oder zwei Kinder.»
Es ist kein Geheimnis, dass viele Prominente Nannys und Haushälterinnen haben. Nicht so im Hause Rigozzi-Marchese. Sie kümmern sich alleine um die Kinder: «Mein Mann hat mit seiner Arbeit heruntergeschraubt, damit ich weiter arbeiten kann», sagt sie. Da sie häufig unterwegs sei, kümmere sich Giovanni oft zu hundert Prozent um die Mädchen. «Mein Mann ist mit fünf Schwestern aufgewachsen und liebt Kinder», erklärt die erfolgreiche Geschäftsfrau. Dieses Modell habe sich für die beiden bewährt. Schon vor der Familiengründung sei für sie klar gewesen, dass sie nicht aufhören wolle, zu arbeiten.
Die Familie verzichtet nicht nur auf externe Kinderbetreuung, sondern auch auf eine Putzfrau. «Ich bin sehr pingelig und putze mein Haus lieber alleine», gesteht Christa Rigozzi. Ihr Mann helfe im Haushalt tatkräftig mit – «wir sind ein tolles Team».
Christa Rigozzi über Kinderbetreuung
Das schlechte Gewissen kommt für viele Eltern, insbesondere Mütter, sozusagen mit der Geburt des Kindes automatisch mit dazu. Auch Christa Rigozzi kennt es. «Aber das Gefühl kommt nicht von mir, sondern von aussen», stellt sie klar. Wenn sie für die Arbeit einen Tag in Zürich verbringe, seien die Kinder ja nicht auf der Strasse, sondern mit ihrem Vater zu Hause. Bei doofen Sprüchen werde sie total sauer: «Wenn mein Mann ein Meeting hat, fragt ihn auch niemand, wo er die Kinder gelassen hat. Warum fragt man mich das?»
Sie habe aber auch schon ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie gewisse Dinge im Leben ihrer Töchter verpasst habe, wie zum Beispiel das erste Mal, als sie feste Nahrung gegessen hätten oder als sie zum ersten Mal vom Bett gefallen seien. Trotzdem lässt sie Kritik nicht gelten: «Wenn ich daheim bin, bin ich zu hundert Prozent mit den Kindern. Ich verbringe sehr viel Zeit mit ihnen!» Das traditionelle Familienmodell sei in unserer Gesellschaft noch sehr verankert – «man braucht wohl noch viele Jahre», bis sich das ändere. Das Wichtigste sei doch, dass die Kinder höchste Priorität hätten. «Wie wir das machen, ist egal», ist sie sich sicher.
Wer kennt sie nicht, die Tage, an denen einfach der Wurm drin ist. Auch Christa Rigozzi kann ein Liedchen davon singen. Es habe schon am Morgen angefangen: «Von meinem Haus bis zur Autogarage sind es 60 Treppenstufen. Als ich unten ankam, merkte ich, dass ich den Autoschlüssel nicht dabei hatte», sagt sie. Also musste sie mit den beiden Zwillingsmädchen Alissa und Zoe, 3, durch den Regen zurück ins Haus gehen. Die Kids allein beim Auto zu lassen, sei wegen der Strasse keine Option gewesen. Nachdem sie also die Kinder, den Hund und die Regenschirme endlich im Auto verstaut hatte, ging es zu den Grosseltern, wo die Stimmung gut gewesen sei, die Mädchen aber «ein Kilo Schokolade gegessen und Cola dazu getrunken» hätten – Augenrollen.
Auf dem Weg zur nächsten Station, dem Supermarkt, hätten die Dreijährigen im Auto ihre Regenschirme aufgespannt und geschrien, nachdem sie sie nicht mehr selbstständig zuklappen konnten. Der Familienhund habe die ganze Zeit nur gebellt und sie selber habe geflucht – «scheisse, ich muss fahren!». Nun gut, weiter gings zum Einkaufen. Kaum hätten sie einen Fuss in den Coop gesetzt, musste Tochter Zoe dringend Pipi machen. Also packte Rigozzi die Mädchen, ging aus dem Laden raus und in einer nahegelegenen Bar aufs Klo.
Nach dem Einkaufen stand nur noch der Gang zum Dorfmetzger auf der To-do-Liste. Man kenne sich und die Mädchen bekämen da häufig ein Salami-Rädli oder Trockenfleisch. Diesmal aber seien sie hinter die Theke der Metzgerei gestürmt und hätten geschrien, dass sie Fleisch wollten. Da schrie auch die Mutter – «nein, kommt zurück!» Alle Leute hätten sie angeschaut und gelacht. Sie sei ganz ruhig geblieben, habe die Mädchen aus dem Laden und ins Auto buxiert und ihnen gesagt: «Jetzt gehen wir nach Hause. Jetzt ist fertig! Fertig! Finito! Wartet nur, bis wir zu Hause sind.» Daheim habe sie daraufhin ein Glas Wein getrunken. We feel you, Christa!
Christa Rigozzi über strenge Tage mit Kindern
Die Mischung machts, wenns um Kindererziehung geht. So handhaben es auch Christa Rigozzi und ihr Ehemann. «Wir sind als Eltern sehr offen, die Kinder kommen überallhin mit und dürfen fast alles machen. Aber es gibt Grenzen und zwar bei den Werten.» Die Mädchen müssten respektvoll sein im Umgang mit Menschen und Tieren und sie müssten dankbar sein. «Ich bin nicht die Mutter, die sagt, es gibt keine Süssigkeiten oder kein iPad. Ich bin mehr auf den Respekt fokussiert», sagt sie. Solange die Kids anständig und respektvoll seien, dürften sie fast alles – mehr Schokolade essen oder öfter fernsehen.
Das ganze Gespräch findet ihr auf der Instagram-Page von «Any Working Mom».