Charlotte Gainsbourg, 50, steht seit den 80er-Jahren regelmässig als Schauspielerin vor der Kamera und ist als Musikerin erfolgreich. Ins Rampenlicht katapultiert wurde sie jedoch schon viel früher. Als Tochter der britischen Sängerin und Schauspielerin Jane Birkin, 74, und des französischen Chansonniers und Schauspielers Serge Gainsbourg, †62, war es schwierig, Privates privat zu halten. Nicht einfach für ein Kind, das im Grunde sehr schüchtern ist.
Nicht einfach war dann auch die Beziehung zwischen Charlotte Gainsbourg und ihrer Mutter Jane Birkin. Im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» sagt Charlotte rückblickend: «Ich glaube, ich habe meine Mutter schrecklich missverstanden.» Sie habe stets das Gefühl gehabt, ihre Mutter hätte eine enge Bindung zu ihren beiden Schwestern, aber nicht zu ihr – «Daher habe ich mich immer gefragt, was mit mir nicht stimmt.» Heute meint die 50-Jährige, sie sei es gewesen, die ihre Mutter nie näher an sich heranliess. Und das, obwohl sie gerne eine einfacher Beziehung zu ihr gehabt hätte.
Die Mutter-Tochter-Beziehung thematisiert Gainsbourg nun im Dokumentarfilm «Jane par Charlotte». «Das Ganze startete als eine Suche und endete mit einer Liebesgeschichte», erklärt Gainsbourg. Durch die Arbeit am Film habe sie ihre Mutter zum ersten Mal wirklich sehen können. Mehr noch: «Ich habe verstanden, wer meine Mutter ist.» Der Film sei ein Porträt, «aber im Grunde ist es eine Liebeserklärung».
Auf Charlottes Vorhaben, die Mutter-Tochter-Beziehung auf die Leinwand zu bringen, habe Jane Birkin erstaunt reagiert. So sagte sie gemäss Charlotte in einem Interview einst: «Ich dachte immer, Charlotte würde sich nur für ihren Vater interessieren.» Dass auch sie das Verhältnis zur Tochter nicht gerade als einfach empfand, zeigt die Aussage: «Charlotte ist ein Mysterium für mich.»
Diese meint zum Zitat ihrer Mutter: «Ich habe niemandem gezeigt, wer ich wirklich bin. Nicht einmal meiner Familie.» Das verstehe sie erst jetzt. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die offen ist und in der Öffentlichkeit immer ihr wahres Gesicht gezeigt habe, sei sie stets zurückhaltend gewesen und ihr sei alles peinlich gewesen. Darum sagt Charlotte: «Ich musste ein Schutzschild um mich herum aufbauen.»
Später habe sie den Ruhm der Eltern zwar nicht als Last empfunden, «aber ich war nicht frei». Habe sie über ihre Filme reden wollen, sei sie stets nach den Eltern gefragt worden. Als sie noch jünger war, habe es sie genervt, dass man nicht sie gesehen hat, sondern nur «die Tochter meiner Eltern».
Dass sie nun einen solch emotionalen Film über ihre Mutter dreht, stiess in ihrem Umfeld nicht nur auf Begeisterung: «Viele meiner Freunde meinten, dass ich mir das Leben unnötig schwermache», erzählt Gainsbourg. Sie findet jedoch, sie habe genau das gebraucht. Es helfe ihr, wenn sie ihre Mutter und ihren Vater auf persönliche Weise mit anderen teilt. Schliesslich habe sie schon als Kind das Gefühl gehabt, dass sie ihre Eltern mit der ganzen Welt teilen muss.