Christa Rigozzis Terminkalender ist prall gefüllt, als Unternehmerin, Influencerin, Mutter und Ehefrau ist sie dauernd unterwegs. Dafür ist es der Tessinerin umso wichtiger, sich daneben auch Zeit für die Familie zu nehmen. Eineinhalb Monate Ferien mit Mann und Kindern gönnt sie sich jeweils im Sommer. Und auch sonst versucht sie, möglichst viel Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. «Die Schweiz ist klein, zum Glück. Ich hüpfe nach Hause, wann immer ich Zeit habe», verrät sie im Gespräch mit L'illustré. Wenn es um die Familie geht, kann die 39-Jährige voll und ganz auf Giovanni Marchese setzen. «Mein Mann, hat mich immer ermutigt und mir gesagt: ‹Mach deinen Job. Ich reduziere meinen.› Er arbeitet zu Hause als freiberuflicher Grafiker und Videofilmer im Bereich Innenarchitektur. Er liebt es, zu 100 Prozent Vater zu sein. Ohne seine Unterstützung könnte ich meinen Beruf nicht ausüben.»
Wenn die ehemalige Miss Schweiz frei hat, vergisst sie ihre sozialen Netzwerke und widmet sich voll und ganz den Kindern. Ist sie unterwegs, ruft sie sie jeden Tag zu Hause an. «Heute Morgen haben wir um 9 Uhr telefoniert. Oft fragen sie mich: ‹Wollen wir heute Abend zusammen essen oder kommst du nach Hause, wenn wir schlafen und gibst uns einen Kuss?›. Am Anfang war es schwierig. Ich rief zwei oder drei Mal am Tag an. Sie haben mich vermisst und ich habe es gespürt. Das ist immer noch so, aber sie verstehen es jetzt.»
Aber auch auf den Krieg in der Ukraine kommt Rigozzi in dem Interview zur Sprache. Die Bilder von Tausenden von Menschen, die vor den Bomben Putins fliehen, gehen auch ihr nicht mehr aus dem Kopf. Gerade auch dann, wenn das Leben in der Schweiz in seinen gewohnten Bahnen weitergehen muss. «Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt noch möglich ist, Werbekampagnen mit Freude und Enthusiasmus zu machen. Ich zögere sogar, Fotos von mir zu posten, auf denen ich lächle.»
Nach den immer wieder schwierigen Phasen der Pandemie, dann auch noch ein Krieg in Europa. Das kann auf die Psyche schlagen. «Wenn ich einmal allein in meinem Hotelzimmer bin, kann es belastend sein, nur mit schlechten Nachrichten und schrecklichen Bildern konfrontiert zu werden: die Vergewaltigung von Ukrainerinnen, blutüberströmte Schwangere, bombardierte Krankenhäuser, verlassene Kinder. Ich bin eine Mutter und eine Frau», sagt sie.
Daneben engagiert sich Rigozzi für Frauenrechte, die Ehe für alle und LGBTIQ-Anliegen. Da erstaunt es nicht, dass sie auch zuhause eine moderne Ehe führt. «Giò und ich sind auf der gleichen Wellenlänge. Er steht voll und ganz hinter den Frauen. Er drängt unsere Töchter, das zu tun, was ihnen gefällt, aus freien Stücken.»
Und dementsprechend fortschrittlich erzieht sie auch ihre beiden fünfeinhalb Jahre alten Kinder Alissa und Zoe. Als diese sie kürzlich fragten, warum sich zwei Männer oder Frauen küssen würden, kam ihre Antwort direkt und unverblümt. «Ich habe ihnen gesagt, dass man sich unabhängig vom Geschlecht lieben kann. Und sie fragten mich spontan: ‹Können sie auch heiraten?› Ich nannte ihnen das Beispiel von zwei Freunden, die geheiratet haben. Sie fügten hinzu: ‹Aber warum tragen Männer Nagellack?›. Ich erkläre ihnen, dass man alles tun kann und dass es keine Diskriminierung, Verurteilung oder Hass geben darf.»
Auch punkto Aufklärung wählen die Rigozzis einen progressiven Weg, denn die Frage nach dem Kindermachen kam auch bei den Zwillingen auf. «Wir erklärten ihnen, dass man sich Küsse gibt und das Baby im Bauch heranwächst, ohne ihnen vom Storch zu erzählen. Kurz darauf sahen sie bei ihrem Kinderarzt ein Bild von einem Storch mit einem Baby im Schnabel und sagten: ‹Doktor, Kinder kommen nicht von Vögeln, das hat uns Mama gesagt›.»