Das letzte Mal, dass wir uns nicht in die Höhle des Löwen, sondern in die Hölle aller kleinen Löwen wagten, ist gar nicht lange her. Es war Samstag, draussen regnete es in Strömen. Laut Wettervorhersage war keine Besserung in Sicht. Wer Kinder hat, weiss: Daheim chillen und das süsse faulenzen geniessen ist aber nicht.
Kinder wollen raus.
Unseres zum Indoorspiel-Platz. Das sind meist Hallen irgendwo in der Agglo. Drin hats vom Bölleliball bis zur Hüpfburg alles, das Kinderherzen höher schlagen lässt. Klettergerüste, irgendwelche Mofas und Töffli, die durch Münzen zum Leben erweckt werden und mit denen die Kleinen im Kreis fahren können.
Hier ist gefühlt JEDES Kind massiv überdreht!
Dann gibts da noch Cafés mit Slushies, Sirup, Chicken Nuggets, Pommes Frites, Lollipops. Halt alles, was überdrehte Kinder noch überdrehter macht.
Was es auch immer hat, ist sehr viele Menschen. Schon am Morgen früh. All diese vielen Menschen haben noch mehr Kinder dabei. Die allesamt überdreht sind, weil wooooooohoooo, alles krass hier. Und bunt. Und gross. Und viel.
Also sind sie laut, lauter, am allerlautesten ever. Dazu hallt es, weil wir ja in einer Halle sind. Die meist sehr unterkühlt ist.
Aber gut. Wir lieben ja unser Kind und wollen, dass es Spass hat. Bloss: Nirgends sind Kinder so rabiat wie hier. Auf dem Klettergerüst geht es gefühlt um Leben und Tod. Wer ist schneller, krasser, lauter. Vortritt lassen oder mal einem kleineren Kinder etwas Raum und Zeit geben? Haha!
Hier wird getrampt, auf Köpfe gesprungen, geschupft und gehauen. Also mutiere ich zur Helikopter-Mutter und zwänge mich mit meinem Sohn durchs Klettergerüst? Kein einfaches Unterfangen. Ich bleibe gerne mal stecken. Und bin einfach schlichtweg zu gross und zu ungelenkig, um ihm hinterher zu kommen.
Böse Blicke unter Eltern
Für den Kleinen ein lustiges Spiel. Für mich eine fiese Tortur mit grosser Gefahr für Bänderrisse, Hexenschüsse, Knieverletzungen, you name it.
Weise ich grössere Kinder auch mal zurecht oder lasse sie nicht durch, weil mein Sohn noch einen Moment braucht, ernte ich böse Blicke von anderen Eltern. Solidarität, weil wir hier alle im gleichen (Scheiss)-Boot sitzen? Zero!
Wenn dann unser Kind genug hat vom Geklettere will es gerne auf dieser Pseudobahn irgendwelche Pseudo-Töffs fahren. Kostet ein mittleres Vermögen. Weil einmal ist keinmal. Und einmal kostet einen Stutz.
Nach ein paar Runden ist Schluss, sagen wir. Und wissen, dass wir jetzt einen Tobsuchtsanfall aushalten dürfen. Bis das Kind die Hüpfburg erblickt. Für die es leider noch zu klein ist. Oder die Gefahr einfach zu gross. Weil da Kids, die schon fast 10 Jahre alt sind, wie Sau rumspringen. Ohne Rücksicht auf Kleinere. Also keine Hüpfburg, also ein weiterer Tobsuchtsanfall.
Ein Geheim-Tipp zum Schluss!
Irgendwann überzeugen wir das Kind für eine Znüni-Pause. Im Café erblickt es die Slushy-Maschine lang vor uns. Noch ein Nein in Folge? Wollen wir ihm nicht antun und wollen wir vor allem uns nicht antun.
Also Zucker en masse. Also noch mehr Überdreht sein. Noch mehr Tohuwabohu. Ob das heute noch was wird mit Mittagsschlaf und unserer wohlverdienten Pause? Ratet mal!
Ich will diesen Artikel dennoch mit einem versöhnlichen Schluss beenden. Ich verrate Ihnen nämlich etwas. Es gibt Momente, in denen sogar ich Indoor-Spielplätze den absoluten Hit finde. Im Hochsommer, wenn draussen die Hitzepeitsche reinhaut und alle in die Badi rennen, lieben wir den Indoor-Spielplatz.
Er ist dann nicht nur klimatisiert und leer, nein, wir Eltern können dann endlich mal im Café chillen, während unser Sohn das ganze Klettergerüst so gut wie für sich selber hat. Aber sagt das niemanden weiter. Danke.