Die ersten Töne überraschen. Wer John Legends (45) Musik bislang mochte, könnte von seinem neuesten Album «My Favorite Dream» enttäuscht werden. Denn dafür hat der Sänger keine melodiösen R&B- und Soul-Songs geschrieben, sondern Kinderlieder. Seine eigenen Kids waren sogar beteiligt am Werk. Seine älteste Tochter Luna (8) und sein Sohn Miles (6) singen mit. Genauso wie Ehefrau Chrissy Teigen (38).
Während das Album in den ersten Tagen von der Kritik gelobt wird, gibt es auch Stimmen, die monieren, John Legends Kindermusik tönte wie ein Fisher-Price-Spielzeug der 80er-Jahre.
Der Spielzeug-Sound ist beabsichtigt
Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass John Legend plötzlich Kindermusik macht? Die Idee dazu hatte offenbar seine Frau. Chrissy Teigen hat ihrem Mann vorgeschlagen, seine eigene Version des Fisher-Price-Songs «Maybe» zu singen. Das ist das absolute Lieblingslied von Töchterchen Esti. Ein Video von John Legends Interpretation war auf Social Media zu sehen, daraufhin schlug der Spielzeughersteller eine Zusammenarbeit vor.
Jetzt liegt das Resultat der Zusammenarbeit vor: ein Album voller Mitsing- und Schlaflieder für Kinder (und deren Eltern). Zum Anlass hat John Legend mit «Parents» über seine Vaterschaft und den Einfluss von Musik auf die Erziehung seiner Kinder gesprochen.
Diese Werte will John Legend als Vater weitergeben
Sein neues Album sei inspiriert vom Gedanken, dass er als Vater seinen Kindern positive Botschaften vermitteln möchte. Ihm sei wichtig, dass seine Musik und die Texte Kinder darin unterstützen, Selbstvertrauen und Integrität zu entwickeln. «Als ich mit dem Album anfing, habe ich mich einfach hingesetzt und einen Haufen Ideen aufgeschrieben, die auf den Botschaften basieren, die wir unseren Kindern vermitteln wollen, und habe die Songs darauf aufgebaut.»
Es geht um Optimismus, Inspiration und Ermutigung. Und gerade deswegen sei seine Kindermusik auch für die Eltern gedacht. «Es geht wirklich darum, zu verstehen, dass man, wenn man harte Zeiten durchmacht und zu einer Lösung kommt, optimistisch auf das Kommende blicken sollte. Und ich denke, dass auch Erwachsene diese Botschaft brauchen können.»
Die erste Single des Albums heisst «L-O-V-E». «Ich habe diesen Song als Hymne geschrieben, um unsere gemeinsame Menschlichkeit zu feiern und ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern. Ich hoffe, dieser Song ist für jeden erbaulich und inspirierend.» Nach verspielten Gute-Laune-Songs wechselt die Tonalität des Albums. Die zweite Hälfte bietet ruhige Sounds die, wie John Legend hofft, Kindern beim Einschlafen helfen.
John Legends Vater war alleinerziehend
Im Interview mit «Parents» verrät John Legend, dass ihm sein eigener Papa als positives Vorbild in der Vaterschaft dient. «Ich bin mit einem Vater aufgewachsen, der während eines Teils meiner Jugend alleinerziehend war. Meine Eltern liessen sich scheiden, und wir lebten während eines Grossteils meiner Teenagerjahre bei meinem Vater.» Er fühle sich gesegnet und geliebt. Sein Vater habe ihm eine bewundernswerte Form der Männlichkeit vorgelebt. «Er lehrte uns, wie man ein guter Mann ist», so John Legend.
«Selbst wenn man kein professioneller Musiker wird, glaube ich wirklich, dass Kunsterziehung und Musikunterricht einen zu einem besseren Menschen machen»
John Legend
Auch die Liebe zur Musik verdankt John Legend seinen Eltern. «Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen, und meine Eltern waren immer bereit, Musik mit uns zu teilen. Ich bin in der Kirche aufgewachsen. Meine Mutter leitete den Kirchenchor, und meine Grossmutter war die Organistin der Kirche. Ich bin also mit viel Musik aufgewachsen. Ich ging ständig zur Chorprobe und begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierunterricht.»
John Legend glaubt an positiven Effekt von Musik in der Erziehung
Auch er will seinen vier Kindern Musik zugänglich machen. «Selbst wenn man kein professioneller Musiker wird, glaube ich wirklich, dass Kunsterziehung und Musikunterricht einen zu einem besseren Menschen machen», sagt Legend. «Die Kinder werden vielseitiger, einfühlsamer und sind mit dem Rest der Welt verbunden. Ich denke, es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder bewusst mit Kunst und Musik in Berührung bringen. Auch unsere Schulsysteme müssen dies fördern, indem wir Mittel für die Musik- und Kunsterziehung bereitstellen.»
Für Eltern, deren, Kinder keine Freude (mehr) am Musikunterricht zeigen, hat der Sänger ein paar Tipps: «Es ist lustig, denn ich treffe immer Leute, die sagen: Ich habe mit 12 Jahren aufgehört zu spielen und bereue es jetzt so sehr. Ich denke, man muss einfach weitermachen, auch in den Zeiten, in denen man keine Lust zum Üben hat.» Jedoch verstehe er, dass am Ende nicht alle Menschen dieselben Leidenschaften teilen. «Ich denke, am Anfang ist es wahrscheinlich eine gute Strategie, viele verschiedene Dinge auszuprobieren. Irgendwann findet man heraus, was man wirklich liebt und worin man wirklich gut ist, und dann kann man sich darauf konzentrieren.»