Gemeinsam mit den Swiss Music Awards will Musiker Bligg junge Schweizer Musiktalente fördern. Dazu finden im kommenden Jahr in Bern, Lausanne, Basel, Zürich und Luzern eintägige Workshops statt. Kindern zwischen 6 und 12 Jahren soll so auf unkomplizierte Weise Zugang zu verschiedenen Instrumenten, Jam-Sessions und persönlichen Begegnungen mit anderen Musikern und Stars ermöglicht werden.
Bligg, weshalb setzt du dich für die Musikförderung von Kindern ein?
Mir ist es ein Anliegen, dem Land etwas zurückzugeben und gleichzeitig Kids aus eher benachteiligten Verhältnissen zu unterstützen. Es gibt viele Kinder und Jugendliche, bei denen ein grosser Wille und das Interesse an der Musik da sind, die sich aber Musikunterricht nicht leisten können. Ich kenne das sehr gut, denn bei mir war das früher auch so, wir hatten kein Geld für die Musikschule. Ich konnte zwar ein bisschen Gitarre spielen, aber das wars dann auch schon. Und Youtube-Tutorials gab es zu dem Zeitpunkt natürlich auch noch keine. Da blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als Rapper zu werden, denn dazu brauchte man nur einen Stift und ein Blatt Papier. Jetzt möchte ich mich revanchieren.
Du willst also Kinderträume wahr werden lassen?
Ja, das kann man so sagen. Häufig ist es doch so, dass man Kindern einfach eine Blockflöte hinstellt und sie dann damit spielen müssen. Da hängen die meisten irgendwann sowieso wieder ab. Wir wollen einen weniger konventionellen Weg einschlagen. Bei uns geht es um Visionen, Ermutigungen und auch konkrete Tipps, wie Musik realisiert werden kann.
Wie wollt ihr die Kinder abholen?
Es wird in grossen Schweizer Städten Workshops geben, diese sollen bei den Kids quasi als Initialzündung dienen. Wir verbringen einen Tag mit ihnen und zeigen ihnen, worauf es ankommt. Details kann ich zurzeit noch nicht sagen, wir sind gerade dabei, alles aufzubauen.
Was reizt dich, mit den Kindern zu arbeiten?
Ich bin selber auch Vater und werde oft gefragt, ob dieser Umstand Einfluss auf meine Songs hat. Nein, nicht in dem Sinn. Aber mein Sohn bringt eine Leichtigkeit hervor, die mir unglaublich hilft. Wenn er etwa im Radio etwas hört und darauf anspringt, dann weiss ich, wenn es bei ihm funktioniert, dann auch bei den Grossen. Ausserdem haben Kinder eine erfrischende Art, einem ehrlich die Meinung zu sagen, sie geben dir ein unverblümtes Feedback. Das ist bei den Erwachsenen leider nicht immer so. Es geht mir um den Nachwuchs, ich bin ein grosser Verfechter der Schweizer Musik. Es sind bereits viele Newcomer nachgerückt und das soll auch so weitergehen.
Wen sprecht ihr mit diesem Projekt an?
Es können sich alle melden, auch Kinder aus weniger privilegierten Bereichen der Gesellschaft, die ihren musikalischen Traum leben wollen. Es gibt viele Kids, in denen ein Talent schlummert, doch sie können nicht gefördert werden. Denn so einfach ist es nicht, ein Star zu werden. Am Ende des Tages ist es vielleicht der Traum, ein Instrument zu spielen, aber in einer Musikkarriere kommt so vieles auf einen zu. Auch nach einer gewonnen Casting-Show sagt dir keiner, was das wirklich mit sich bringt, was das konkret fürs Leben bedeutet. Ich möchte die jungen Talente auch darauf vorbereiten, wie es draussen im Leben wirklich läuft. Da gibt es ein grosses Loch, was die schulische Musikausbildung betrifft, und ich versuche, dieses zu stopfen.
Was braucht es, damit man das Zeug zum Musiker hat?
Das ist eine tief schürfende Frage. Wir leben heute in einem komplett anderen Zeitalter als damals, als ich meine Karriere startete. Es ist alles ziemlich komplex geworden, Instagram, Facebook, ja, das ganze Social Media hat das Business auf den Kopf gestellt. Wobei, die Grundregeln sind ähnlich: Es braucht einen Funken Talent, jemanden, der auf der Bühne stehen kann, Durchhaltevermögen und eine grosse Portion Willenskraft. Und ja, wenn du im Ansatz noch ein sympathischer Mensch bist, ist das durchaus auch von Vorteil.
Wie schafft man einen Nummer-eins-Hit?
Ganz ehrlich, ich kann es nicht sagen. Auch nach all den Jahren nicht. Klar, man kann mal bei Spotify die Top Ten anhören und sich dort inspirieren lassen, aber da merkt man schnell, das alles bisschen ähnlich tönt. Vielleicht ist es ein guter Text, der hängen bleibt und mit dem sich die Leute identifizieren können. Dann braucht es natürlich auch einen eingängigen, guten Sound. Ich glaube, es gibt nicht das Erfolgsrezept oder eine Formel, man muss immer auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und eine Portion Glück haben.
Viele träumen davon, als Star auf der grossen Bühne zu stehen. Wie fühlt es sich an, vor Tausenden Fans zu singen?
Bei mir ist es nicht viel anders, als noch vor zwanzig Jahren, als ich noch vor einem viel kleineren Publikum auftrat. Ich bin immer noch genau gleich nervös wie damals. Der ganze Adrenalin-Cocktail, plötzlich fällt alles von einem ab, dann auch die Dankbarkeit, die kommt. Man hat während Wochen kein Privatleben mehr, dann geht man raus auf die Bühne, lernt die Fans kennen und bekommt ein Feedback. Das ist schon geil.
Auf deiner «Bligg Unplugged»-Tour machst du ja jetzt auch Konzerte für Familien und Kinder. Wie kam es dazu?
Wir hatten gerade die letzten Tage in Bern und Zürich jeweils ein Konzert am Nachmittag um vier. Wir haben festgestellt, dass es dafür offenbar ein Bedürfnis gibt, dass auch Familien mit Kindern an ein Konzert kommen wollten. Wir erhielten auch viele Anfragen. Bisher waren die Konzerte zu einem Zeitpunkt angesetzt, der dafür ungeeignet war, das wollten wir ändern.
Wie läuft das bei euch zu Hause, welche Rolle spielt Musik bei dir zu und deinem Sohn?
Das ist natürlich ein grosses Thema. Ich wollte meine Musik eigentlich so gut als möglich von ihm fern halten, damit er mich möglichst lange als Papa und nicht als Musiker Bligg sieht. Aber er hat das dann schon gecheckt, dass ich bekannt bin und mich alle kennen.
Singt ihr auch zusammen?
Ja, wir haben auch schon einen kleinen Song zusammen eingespielt. Und er besucht mich auch im Studio, das ist natürlich alles ganz abenteuerlich für ihn, dann will er überall rumdrücken, am Compi oder beim Keyboard. Und er weiss, wenn der Papi im Radio kommt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als im Autoradio mal «Us Mänsch» lief und er sagte, «das bist du!» und mitsang. Das war ein geiles Gefühl.
Rappst du deinen Sohn auch in den Schlaf?
(lacht) Nein, no way! Ich singe keine Einschlaflieder. Aber ich lese ihm gerne eine Gute-Nacht-Geschichte vor!
Und an Weihnachten, singt ihr Weihnachtslieder?
Ich lasse lieber gepflegt andere singen. Aber ich kann mich noch gut an früher erinnern, da hat mein Grossvater jeweils gesagt: «Marco, es ist Weihnachten, komm spiel doch was auf deiner Gitarre.» Dann habe ich irgendwas von Mani Mattter oder so zum Besten gegeben – und von ihm fünf Stutz bekommen. So habe ich quasi mein erstes Geld als Musiker verdient. (lacht)