Wer gestern Sonntag beim Zürcher Dynamo vorbei spazierte, dürfte sich gefragt haben, was für eine Party hier steigt. Zumal die Gäste klein und die Musik irgendwie anders war. Mit kleinen Gästen meinen wir Kinder, mit spezieller Musik Beats, die Kinderfüdli tanzen lassen.
Im Kellerclub, in dem sonst vor allem abends Konzerte gespielt werden, stieg am Sonntag, 29. Janauar 2023 die erste Kinderparty unter dem Namen «Rotzphase-Disco». Die Sause auf die Beine gestellt heben Cheyenne Mackay (43) und ihr Mann Marcel Zulauf (55). Das Zürcher-Paar, das früher den SRF-Podcast «Pipifax» machte, der neu «Rotzphase» heisst, hat viel Herzblut in das Projekt und in die Playlist gesteckt.
Cheyenne, wie ist es überhaupt zur Rotzphase-Disco-Idee gekommen?
Mein Mann Marcel «Zulu» Zulauf und ich finden schon länger, dass das Freizeitangebot für Kinder in Zürich zwar gross ist, aber oft sehr viel kostet. Wir sind in der priiviligierten Situation, dass wir beide arbeiten und nur ein Kind haben. Wir wissen nicht, wie das Familien machen, bei denen nur jemand berufstätig ist oder wenn mehr als nur ein Kind da sind. Wir finden, dass tolle Angebote für alle zugänglich sein sollen. Ausserdem leben wir für die Musik und gehen selber oft an Konzerte ins Dynamo.
Nachdem ich dann mal für den Ferienpass in Baden als Kinder-DJane angefragt wurde und das Angebot annahm, merkte ich, wie viel Spass ich hatte. So keimte die Idee in mir, eine Kinderdisco dort zu machen, wo ich selber gerne hingehe, um zu feiern. Ich fand die Idee schön, meiner fünfjährigen Tochter Polly zu zeigen, wo Mama und Papa ausgehen, wo wir tanzen und wo sie jetzt für einmal feiern darf.
Bei euch gab es für 10 Franken Eintritt pro Person gratis Früchte und Gummibärli. Nur der Sirup und der Hot-Dog haben zusätzlich gekostet.
Ja, das war uns wichtig. Wir wollten, dass es sich alle leisten können zu kommen und zu konsumieren. Vierköpfigen Familien haben wir auch einen Eintritt von 30 statt 40 Franken offeriert. Wir haben uns dann sehr darüber gefreut, dass wir innerhalb von rund drei Wochen ausverkauft waren. Da wussten wir, dass sich der riesige Aufwand, den wir hatten, absolut lohnt.
Durfte beim Erstellen der Playlist deine Tochter mitreden?
Ja, absolut. Sie und ich haben lange zusammen getüftelt. Am Ende schafften wir eine Playlist, die alle Kinder zwischen drei und neun Jahre erreicht hat. Es war herzig und spannend zu sehen, dass die Kleinen auf andere Musik als die schon grösseren Kinder abfahren. Eine witzige Anekdote zur Musik: Ein Lied hiess «Frag the Police» von Dikka. Da kam eine Mutter etwas aufgebracht zu mir und fragte, ob ich jetzt wirklich gerade den Song «Fuck the Police» gespielt habe.
Was für Lieder kamen bei den kleinen Partygängern am besten an?
Die Grösseren mögen Lieder von zum Beispiel Luca Hänni, die Kleineren stehen auf einfache Ohrwürmer. Dazu kombinierte ich Musik von Dikka, Sternefoifi, Filmmusik und Lieder von «Das Monster unter meinem Bett».
Was bedeutet dir selber Musik?
Alles. Musik ist ein riesiger Teil meines Lebens. Auch von Zulu. Wir lernten uns über die Musik kennen. Bei uns daheim haben wir viele Instrumente. Unsere Polly kam ganz früh mit Musik in Berührung. Schon im Bauch war sie an vielen Konzerten mit uns. Heute besuchen wir mit ihr auch gerne Kinderkonzerte. Ein Familienhobby, das auch Polly grossen Spass macht. Sie tanzt sehr gerne und fühlt die Musik.
Gibt es Musik, die du an der Kinderdisco nicht spielen willst?
Sexistische Hudigäggeler oder Volksmusik müssen nicht sein.
Wie viele Kinder sind gestern gekommen?
Von den 150 verkauften Tickets tippe ich darauf, dass rund zwei Drittel an Kinder und ein Drittel an Erwachsene gingen. Spass hatten aber alle. Es war herrlich zu beobachten, wie befreiend und toll es für eltern war, dass sie endlich mal mit allerbestem Gewissen zu Partykrachern abgehen dürfen.
Wie war der Anlass für dich als DJane?
Ich lege auch für Erwachsene auf und kann sagen: Für Kinder hinter dem DJ-Pult zu stehen ist viel anstrengender. Da ist immer eine Horde Kids, die schauen will. Die sich Musik wünschen will. Die an die Fasnachtsschlangen will, die da rumlagen. Und dann ist dann ist auch noch Polly noch da, die ihr Mami nicht teilen will und die sich sicher ist, dass sie die einzige ist, die mal ein Knöpfli drücken oder bei mir stehen darf.
Wie hat es deiner Tochter gefallen?
Sie fand es wunderbar.
Was für eine Rolle hat dein Mann Zulu im Ganzen gespielt?
Wir machen ja zusammen den Podcast. Er hat also auch bei der Disco eine wichtige Rolle gespielt. Er hat den Flyer gemacht, hat alles Material zum Dynamo gebracht und hat mitangepackt. Die wichtigste Rolle aber war die der Kinderbetreuung während ich auflegte, aufräumte oder vorbereitete.
Apropos «Rotzphase»-Podcast. Was kriegen die Zuhörerinnen und Zuhörer da geboten?
Kurz gesagt: Pasta, Pampers, Punkrock. Wir sind kein Mama-Podcast. Wir sind ein Eltern-Podcast. Wir tauschen uns über das Elternsein aus. Das ist sehr authentisch, zumal wir viel von unserem Leben als komplett gleichberechtigte Elternteile einfliessen lassen.
Wird es in Zukunft weitere «Rotzphase»-Disco geben?
Ich werde sicher noch einmal in Baden spielen und dann ganz sicher wieder im Dynamo. Ich weiss noch nicht, ob die zweite Ausgabe noch vor den Sommerferien sein wird. Aber spätestens im Herbst 2023 sehen wir uns wieder im Dynamo!