Gugus? Dada! Der 17 Monate alte Robin versteckt sich unter dem Rock seines Mamis, dann schwingt er wie wild den Stoff hin und her. Als er unter dem Rocksaum hervorblinzelt, giggelt er. Mami und Sängerin Melanie Oesch, 33, lacht gleich mit.
Melanie Oesch, realisiert Robin, was sich in Mamis Bauch versteckt?
Er streichelt ihn oft oder zeigt auf den Bauchnabel. Ich frage ihn dann: ‹Tuesch z Bébé strichle?› Ich glaube schon, dass er etwas spürt.
«Das Bébé»: Brüderchen oder Schwesterchen?
Wir wissen es bis jetzt nicht. Mein Partner Armin will es wissen, ich lieber nicht. Die Frauenärztin hat zum Spass vorgeschlagen, dass sie es auf einen Zettel schreibt und in ein Couvert steckt. Er kann es dann öffnen, wenn er will (lacht).
Was ist für Sie in dieser Schwangerschaft anders als in der ersten? Vom Gefühl her ist es ähnlich. Anfangs hatte ich etwas Kreislaufprobleme, war müde. Nun gehts mir sehr gut. Anders ist, dass uns Robin auf Trab hält. Manchmal vergesse ich, dass ich schwanger bin. Ich mache alles automatisch, überlege gar nicht, wenn ich ihn hochhebe: ‹Ist das nun zu schwer?› Ich bin überzeugt: Wenn das Gefühl passt, ist, was man natürlich macht, richtig.
Sie hören auf Ihre Intuition. Fällt Ihnen das bei diesem Dschungel an Meinungen zu den Themen Schwangerschaft und Kinder leicht?
Manchmal höre ich schon blöde Sprüche. Da bin ich meist zu perplex, um etwas zu antworten.
Zum Beispiel?
Kürzlich hat mir jemand ein Bier angeboten und war beleidigt, als ich es auf meinen Bauch zeigend ablehnte. Oder jemand sagte: «Wieso hat dein Sohn noch immer den Nuggi?» (Verdreht die Augen.) Doch grundsätzlich habe ich dank meinem Beruf gelernt, auf meine Intuition zu vertrauen.
Inwiefern?
Dank meiner Rolle in der Öffentlichkeit, durch das Unterwegssein lernte ich, mich ab und zu auch abzugrenzen. Mich zurückzuziehen, damit sich meine Stimme ausruhen kann. Raum zu haben, um kreativ zu sein und für die Fans umso mehr Energie zu haben. Dank dieser Auseinandersetzung mit mir kenne ich meinen Körper gut und kann seine Signale wahrnehmen und deuten.
Das Zurückziehen, das Abschotten vom Rummel. Wie handhaben Sie das konkret?
Ich mache nicht jeden Morgen eine Stunde Yoga. Dafür habe ich keine Zeit. Oder ich nehme sie mir nicht. Aber es gibt viele einfache mentale Übungen: Oft sind das Atemübungen, welche gleichzeitig Stimm- und Kopftraining sind. Das ist im Moment für mich besonders wichtig. Denn der Herbst wird sehr intensiv!
Der Kalender des Jodel-Stars ist prall gefüllt. Für Oesch’s die Dritten stehen Konzerte der Albumtour «Die Reise geht weiter» an, die wegen der Pandemie verschoben wurden. TV-Auftritte, in denen die Musiker-Familie ihre neue Single «Im Dorf» präsentiert, Festivals, Fantreffen oder Livestreams. Auch Fanpost, Bookings und andere administrative Arbeiten müssen ebenfalls erledigt werden.
Wenn Sie nach vorne schauen, was überwiegt: Vorfreude oder Sorge vor dem Stress?
Eindeutig die Vorfreude!
Wie ist die Situation für Ihre Familie? Sie sind ja beruflich alle voneinander abhängig.
Wir haben das offen diskutiert, wie schon bei Robin. Meine Eltern machen es übrigens grossartig als Grosseltern. Das ist wirklich herzig zu sehen. Alle helfen mit und wissen: Ich gebe mein Bestes, aber ich kann keine Garantie geben. Das ist für alle okay – diese Gewissheit ist für mich wichtig.
Sie machen sich also gar keinen Druck?
Ein bisschen. Ich möchte ja alles geben – für die Familie und auf der Bühne. Vielleicht brauche ich den Druck auch. Wegen ihm habe ich mich noch besser organisiert und Unterstützung geholt, statt zu denken: Das schaffe ich schon irgendwie.
Hilfe haben sich Melanie Oesch und Partner Armin, den sie strikt aus der Öffentlichkeit raushält, etwa für die Betreuung ihres Sohnes geholt. Zwar legt sie noch immer gern mal eine Nachtschicht ein, um ihre Pendenzen zu erledigen. So kann sie möglichst viel Zeit mit Robin verbringen. Doch der Bub wird neu neben Eltern und Grosseltern auch von externen Personen betreut. Etwa, wenn die Familie Auftritte hat. Jeder Tag im Herbst ist durchgeplant – wer wann Robin wo hütet inklusive. Melanie hat aus der Vergangenheit gelernt. Im ersten Jahr als Mami habe sie Mühe gehabt, allen Verpflichtungen als Mutter und als Sängerin nachzukommen. «Robin braucht neue Schuhe, Robin muss zum Arzt, dann sind die Hosen zu kurz. Da sind die Proben, die Konzertvorbereitungen. Ich fühlte mich wie ein Hamster im Rad.» Auch für sich hat sie darum eine Person zugezogen, die ihr hilft, zu planen und Prioritäten zu setzen.
War es für Sie schwierig, sich einzugestehen, dass Sie nicht alles schaffen?
Ja, absolut. Aber dank Robin konnte ich es. Er hält mir oft den Spiegel vor, und ich merke: Hey, es ist okay, mal einen Gang runterzuschalten. Auch mit der Geduld ist es so: Mit mir selber habe ich keine. Aber mit Robin bin ich sehr geduldig und kann ihm seelenruhig x-mal dasselbe vorzeigen.
Was ist für Sie das Schönste am Mamisein?
All das! Durch Robin bin ich im Leben angekommen. Mami sein ist eine Erfüllung. Den Alltag zusammen zu leben, zu erleben, stets neue Sachen zu entdecken, finde ich unglaublich bereichernd.
Was entdeckt Robin gerade?
Im Moment sind bei ihm Fahrzeuge hoch im Kurs: Autos, Traktoren – und das Velo! Manchmal steigt er in den Anhänger, um mir zu zeigen: Hey, ich will los! Laufen kann er schon länger, nun beginnt er langsam mit Sprechen. Sein erstes Wort war «Nunun» – und es bedeutet Blüemli.
«Beim Zähneputzen verstehe ich keinen Spass, da gibts keine Kompromisse»
Ist er so musikalisch wie Sie?
Er hat ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, ja. Mein Mann ist ebenfalls sehr musikalisch. Er kann ziemlich gut Trommel spielen, hat also auch ein gutes Taktgefühl. Bei Robin hat sich das multipliziert. Wenn irgendwo Musik läuft, muss er immer mitwippen. Und er liebt es, bei unseren Proben dabei zu sein und bei den Instrumenten alle Knöpfe zu drücken.
Was hat er sonst noch von seinem Papi?
Die technische Affinität. Er kann bereits das Smartphone bedienen und weiss, wie das Youtube-App aufgeht. Dort schaut er gern Musikvideos und das Kinderlied «Der rote Traktor» (lacht).
Er darf also ab und zu ans Handy? Geben Sie Robin auch sonst viele Freiheiten?
Ja, ich finde, Kinder brauchen Freiheit, um sich zu entfalten. Es gibt jedoch schon Dinge, wo ich streng bin und keinen Spass verstehe: Beim Zähneputzen, da gibts keine Kompromisse. Und mit dem Essen und Trinken wird nicht gespielt. Das macht mich wütend – und das weiss er.
Möchten Sie später noch mehr Kinder?
Möglich. Es ist noch zu früh, das jetzt zu entscheiden. Nun freuen wir uns mal, zu erleben und zu spüren, wie es mit zwei Kindern ist.