Das Konzept Grossfamilie hat in den letzten beiden Generationen nach und nach an Bedeutung verloren. Während unsere Grosseltern noch häufig mit drei Generationen unter einem Dach gross geworden sind, ist diese Form des familiären Zusammenlebens heutzutage eher selten anzutreffen.
Nun könnte sie allerdings durch Meghan Markle, 38, und Prinz Harry, 35, wieder zum Trend werden. Wie ein Bekannter der Familie verrät, soll die Mutter der Schauspielerin, Doria Ragland, 63, bereits in deren Millionenvilla in Los Angeles eingezogen sein, um dort – in einem eigenen, abgetrennten Wohnbereich – gemeinsam mit dem ehemals royalen Paar und dessen einjährigem Sohn Archie zusammenzuwohnen.
Während Doria Ragland ihre Rolle offenbar in erster Linie als «inoffizielle Nanny» für Archie sieht, fühle sich das Paar entlastet bei seinem Vorhaben, nach dem «Mexit» und dem Corona-Lockdown in der neuen Heimat endlich Fuss zu fassen, schreibt die Daily Mail.
Es sind durchaus plausible Gerüchte. Das Paar lebt auf einem Acht-Millionen-Anwesen mit Einliegerwohnung, das sich für ein Mehrgenerationen-Projekt eignet. Harry pflegt ein ausgezeichnetes Verhältnis zu seiner Schwiegermutter und Meghan bezeichnet ihre Mama als einen der wichtigsten und unterstützendsten Menschen in ihrem Leben. Nicht zuletzt deswegen wollte sie Doria auch in der Zeit nach der Geburt von Archie rund um die Uhr um sich wissen.
Während Meghan und Harry sich Zeit lassen, zu den Berichten offiziell Stellung zu nehmen, machen wir uns schon einmal ein paar Gedanken dazu, wie vielschichtig ein Mehrgenerationen-Haushalt eine Familie entlasten kann. Und weswegen wir uns wünschen, dass Meghan und Harry mit der neu gewählten Wohnform einen Trend einläuten.
Viele Eltern fragen sich, wie sie ihren Kindern nicht nur eine glückliche Kindheit bieten, sondern sie auch zu zufriedenen Erwachsenen heranziehen können. Hierbei kann das Einbeziehen der Grosseltern in den Alltag eine wichtige Funktion übernehmen. Denn je mehr Bezugspersonen ein Kind hat, desto besser kann es seine Fähigkeiten entdecken und Resilienz, also Widerstandsfähigkeit der Seele, entwickeln. «Ein gemeinsamer Nenner von resilienten Menschen sind Bezugs- und Vertrauenspersonen, die sie lieben und die an sie glauben», sagt Antoinette Wenk vom Resilienz Zentrum Schweiz.
Grosseltern, die nicht mehr aktiv eine Erziehungsrolle einnehmen, sondern unbeschwert liebende Bezugsperson sein dürfen, können auch mehr Lockerheit in den Familienalltag bringen. Freiheit sei eine Hauptzutat von Glück, sagt Glücksforscher Mathias Binswanger: «Kinder müssen auch ein bisschen verrückt sein dürfen – denn daraus entstehen Kernkompetenzen wie Kreativität oder Selbstvertrauen, die wichtig sind fürs Erwachsenenleben.»
Nicht zuletzt beobachtet Willi Villiger, Präsident des Vereins Bildung Zuhause Schweiz, dass die positive Sozialisierung weder im Freundeskreis noch in der Schule, sondern vor allem in der (Gross)-Familie stattfinde. «Jene Eigenschaften, die tragfähige und intakte Beziehungen erst ermöglichen, erlernt man zuallererst in der Familie mit den eigenen Geschwistern, und generationenübergreifend mit den Eltern und Grosseltern. Nirgends sonst.»
Es ist wenig überraschend und sogar wissenschaftlich bewiesen: Der Mehrgenerationen-Haushalt tut nicht nur den Kindern gut, sondern trägt auch zur Gesundheit der Grosseltern bei.
Ein generationenübergreifender Austausch kann die Lebensqualität von an Demenz erkrankten Menschen verbessern. Es konnte festgestellt werden, dass Seniorinnen und Senioren, die regelmässigen Austausch mit Kindern pflegen, mit ihnen singen, spielen und lesen, unter weniger psychosozialem Stress leiden. Eine Studie aus dem Jahr 2011 untersuchte die Auswirkungen eines wöchentlichen Kindergarten- oder Schulbesuchs durch Erkrankte. Sie hält fest, dass eine kognitive Stimulation stattgefunden habe. Das Lachen habe die Stimmung der Seniorinnen und Senioren gehoben. Und diese hätten in ihrer Funktion als Mentoren eine sinnvolle Aufgabe gefunden. Auch, weil die Kinder ihre Erkrankung nicht als Einschränkung wahrnahmen.
In einer Untersuchung hält die Uni Bielefeld weitere Forschungsarbeiten fest, welche sich mit generationenübergreifenden Wohnprojekten beschäftigen.
Welche Familie träumt nicht vom Häuschen mit Garten, in dem die Kinder sich eine Hütte zimmern und Hasen halten können. Was in der städtischen Dreizimmerwohnung natürlich eher nicht umsetzbar ist.
Doch für viele Familien bleibt der Umschwung aus finanziellen Gründen ein Traum. Hier macht die Überlegung hin zum Mehrgenerationen-Haushalt gleich dreifach Sinn. Denn die Aufteilung der Kosten zwischen mehreren Parteien bedeutet, dass den in der Gemeinschaft lebenden Personen am Ende mehr Platz zur Verfügung steht. Plötzlich liegt die Miete für den umgebauten Bauernhof doch drin!
Vor dem Hintergrund sozialer und demografischer Veränderungen, die dazu führen, dass Unterstützungsleistungen und Renten weiter schrumpfen könnten, kann das Mehrgenerationen-Projekt dafür sorgen, dass Seniorinnen und Senioren trotz schmalem Einkommen gut über die Runden kommen. Und dass Kosten für die externe Kinderbetreuung wegfallen, welche für Familien ohne Grosseltern oder bei denen Oma und Opa weit weg wohnen, eine immense Belastung darstellen, bedarf kaum einer Erläuterung.
Liebe Mütter, die ihr immer noch den grössten Anteil von Arbeit im Haushalt tragt. Stellt euch vor, ihr müsst nur noch jeden vierten Tag kochen. Weil montags tut das schon die Grossmutter, dienstags der Papa, mittwochs der Opa und ihr seid erst donnerstags mal dran. Wie luxuriös!
Diese Vorstellung lässt sich auf jeden Bereich des Haushalts übertragen. Und wenn die Grosseltern nicht mehr arbeiten müssen aber körperlich noch fit unterwegs sind, macht sich sogar der Garten eventuell praktisch von alleine, während die Eltern im Büro und die Kinder in der Schule sitzen.
Stress pur erleben Eltern immer dann, wenn trotz minutiöser Organisation irgendetwas nicht wie geplant klappt — und das Kind für einen Moment ganz alleine dastehen könnte.
Beispiel 1: Die Sitzung dauert doch etwas länger als geplant und das Schulkind hat noch kein Handy, auf dem die Eltern es informieren könnten, dass sie etwas später zu Hause sind.
Beispiel 2: Das Kind hat Angst davor, auswärts zu übernachten, aber die Eltern hätten es zur Pflege ihrer Paarliebe wirklich nötig, mal wieder einen Abend zu zweit zu verbringen.
Beispiel 3: Die Geburt des Geschwisterchens geht mitten in der Nacht los, während das Erstgeborene friedlich im Bettchen schläft.
Alles kein Problem im Multi-Generationenhaus. Die Grosseltern sind ja da und springen sicher gerne ein!
«Erziehen heißt vorleben. Alles andere ist höchstens Dressur», hat einmal der deutsche Psychiater Oswald Bumke gesagt. Damit hatte er nicht ganz unrecht. Auch dieser Aspekt spricht für einen Mehrgenerationen-Haushalt. Denn einfach wird das Projekt bestimmt nicht. Wo Menschen auf einem Raum zusammenleben, entstehen Konflikte. Und damit für uns Eltern die Möglichkeit, unseren Kindern folgende wichtigen Werte nicht nur zu vermitteln, sondern aktiv vorzuleben.
- Kompromissfähigkeit
- Empathie
- Rücksichtnahme
- Einstehen für eigene Grenzen
- Respekt für jede Altersgruppe
Das Generationenhaus bietet international bekannten Stars wie Meghan und Harry einen weiteren Pluspunkt: Die Privatsphäre wird gewahrt. Gerade Meghan, die seit ihrer Hochzeit mit dem britischen Prinzen von Negativschlagzeilen verfolgt wird, könnte deswegen viel daran liegen, sich eher eine Vertrauensperson wie ihre eigene Mutter ins Haus zu holen, statt eine weitere Nanny zu engagieren, die pikante Details aus ihrem Familienalltag an die Öffentlichkeit tragen könnte.