Hollywood ohne Jodie Foster? Undenkbar! Die 58-Jährige blickt auf eine grossartige Karriere zurück. Filme wie «Nell» oder «Das Schweigen der Lämmer» wurden mit und dank ihr zu Welterfolgen, die Filmpreis-Jurys überschlagen sich seit über fünf Jahrzehnten mit Superlativen, wenn sie das Talent der Amerikanerin beschreiben.
Ihre Karriere startete früh. Mit drei Jahren stand sie erstmals vor der Kamera, damals noch für einen Werbespot. Mit sechs ist sie in ihrem ersten Fernsehfilm zu sehen, mit zwölf wird sie für ihre Rolle als minderjährige Prostituierte in «Taxi Driver» zum ersten Mal für den Oscar nominiert. Den Preis hat sie damals nicht gewonnen, dafür aber später für zwei andere Hauptrollen.
Seither sind viele Jahre vergangen. Genug von der Schauspielerei hat Jodie Foster aber noch nicht. Ihr neustes Werk «Der Mauretanier» läuft seit ein paar Tagen in den Schweizer Kinos. In dem Thriller spielt sie die Anwältin von Mohamedou Ould Slahi, der nach den Anschlägen vom 11. September in seiner Heimat Mauretanien verhaftet und für 15 Jahre in das Internierungslager Guantanamo Bay gesteckt wurde. Unschuldig, wie sich schliesslich herausstellte.
Im Interview mit dem SRF-Format «G&G» verrät Jodie Foster nun, wie sie es im Gegensatz zu anderen Kinderstars schaffte, all das «ohne psychischen Schaden» zu überstehen. «Ich weiss es nicht. Vielleicht bin ich etwas verrückt», sagt sie in fliessendem Französisch im Zoom-Interview und lacht. «Keine Ahnung. Dank meinem Charakter. Und dank meiner Mutter.»
Mama Evelyn Almond, †90, war seit Karrierebeginn immer an der Seite ihrer Tochter. «Sie hat mich immer geschützt und so erzogen, dass ich stets wusste, wie ich diesen Beruf überlebe», erinnert sich die berühmte Tochter.
Aufgewachsen ist Jodie Foster mit ihren drei älteren Geschwistern und ihrer Mutter. Die Eltern trennten sich kurz vor der Geburt der Jüngsten und Evelyn Almond zog mit der ganzen Rasselbande zu ihrer Lebensgefährtin nach Los Angeles. Dort arbeitete sie als Sängerin in einer Big Band und als Hollywood-Publizistin, bis sie schliesslich das Management ihrer Tochter Jodie übernahm.
So gut die Karriere auch lief, die Mutter wollte, dass sich ihre Tochter noch anders absichert: «Sie bestand darauf, dass ich studiere», erinnert sich Foster. Und so ging sie an die berühmte Yale-Universität, wo sie ihr Literaturstudium mit der zweithöchsten Auszeichnung «magna cum laude» abschloss.
Diese Erfahrung hat sie stark geprägt und ihren Horizont erweitert, denn sie sagt: «Ich bin nicht meine Arbeit.» Die Schauspielerei sei zwar ihr Beruf, den sie von neun bis fünf ausübe, aber sie definiere sie nicht. Das wahre Leben leben, neugierig und authentisch sein, das Dasein zelebrieren, das sei ihr immer wichtig gewesen. «Ein wahrhafter und komplexer Mensch sein», sagt Jodie Foster. Manchmal sei sie selber erstaunt darüber, dass sie als Schauspielerin endete. «Ich schaue mein Spiegelbild an und kann es nicht fassen, dass ich immer noch das mache, was ich, seit ich drei bin, ausübe.»
Nebst der Arbeit vor der Kamera führt Jodie Foster auch Regie, sie schreibt, produziert und macht «viele andere Dinge». Sie liebe eben das Kino und alles, was dazugehöre. «Es ist für mich eine grosse Ehre, Künstlerin zu sein.»
Der Einfluss ihrer Mutter auf die Entwicklung der Tochter muss immens gewesen sein. Als sie im Jahr 2016 starb, hiess es im offiziellen Familien-Statement: «Evelyn war ohne Zweifel die stärkste Person, die ihre Familie je getroffen hat, eine Champion, eine Kämpferin voller Feuer und Liebe.» Niemand habe ihren Stil übertreffen können, ganze 150 Zentimeter gross und mit «Korkenzieher-Haaren». Ihre Familie werde sich an ihr Grübchen-Lächeln, die grossen Umarmungen und die gut platzierten Fluchwörter erinnern. «Niemand hat sich mit Nana angelegt, ein Original wie kein anderes. Möge sie für immer in uns allen leben.»
Das ganze SRF-Interview mit Jodie Foster findet ihr hier.