Man kann von Hillary Clinton, 72, halten, was man will. Eines kann man der ehemaligen Aussenministerin von Barack Obama, 58, und Gegenspielerin von Donald Trump, 73, sicher nicht abstreiten: Sie ist eine grosse Kämpferin und ein politisches Urgestein. Wird eines Tages endlich eine Frau zur ersten US-Präsidentin gewählt, hat Hillary Clinton, viel Vorarbeit geleistet.
Dabei wird die ehemalige First Lady entweder bewundert oder verachtet. Irgendetwas dazwischen scheint es nicht zu geben. Dem will die neue TV-Dokumentation «Hillary» entgegenwirken.
Sie zeigt die dreifache Grossmutter von einer sehr privaten, ja intimen Seite – und blendet dabei auch ihre schmerzhafteste Verletzung nicht aus: Die Affäre ihres Ehemannes, Ex-US-Präsident Bill Clinton, 73, mit der Praktikantin Monica Lewinsky, 46.
Die Dokumentation sieht Hillary Clinton als Chance: «Der Punkt ist, dass es zu meiner Person so viele irrige Meinungen gibt, so viele falsche Geschichten und Verschwörungsszenarien. Was wurde ich zur Hexe gemacht, wie hat man mich bedroht. Da wollte ich endlich einige Sachen richtigstellen und zeigen, wie ich wirklich bin», sagt sie im Interview mit der Zeitschrift «Bunte».
Den Hass gegen ihre Person erklärt sie sich so: «Es begann, als sich mein Mann für die Präsidentschaft bewarb und die Republikaner wütend Widerstand leisteten. Als ich dann versuchte, für alle Amerikaner eine Krankenversicherung auf die Beine zu stellen, habe ich mich mit einigen Konzernen angelegt. Und so organisierten sie den Widerstand gegen mich, weil sie meinen Erfolg verhindern wollten.»
Über eine Frau als Präsidentin würde sich Hillary Clinton sehr freuen. Das grösste Hindernis sieht sie darin, dass in den USA, das Staatsoberhaupt gleichzeitig Regierungschef ist. «Und manche können keine Frau als Oberbefehlshaberin der Streitkräfte und Symbol des Staates akzeptieren.»
Da gebe es bis heute dumpfe Vorurteile, gegen die man als Frau ankämpfen müsse. Bei ihr selbst seien zusätzlich Antipathien geschürt worden. «Manche sagten: Ich würde für eine Frau stimmen, aber nicht für sie. Ich mag sie einfach nicht», erinnert sie sich.
Als die Ex-First-Lady in der TV-Serie auf die Affäre ihres Mannes mit Monica Lewinsky zu sprechen kommt, ist sie den Tränen nahe.
Sie schildert den Ablauf so: «Bill kam eines Morgens sehr früh ins Schlafzimmer, ich war noch nicht auf. Er setzte sich auf die Bettkante und sagte, ich muss dir von einer Geschichte erzählen, die in der Zeitung stehen wird. Es geht um eine Praktikantin des Weissen Hauses, die behauptet, eine Affäre mit mir gehabt zu haben.»
Ihr Ehemann habe ihr dabei versichert, dass nichts dran wäre. «Er hat mich überzeugt», gesteht Hillary. Kurz darauf kommt die grosse Keule: Ihr Mann hat sie eiskalt angelogen. Als Bill Clinton schliesslich alles gesteht ist seine Frau schockiert:
«Ich war am Boden zerstört. Ich war so verletzt, ich konnte nicht glauben, dass er gelogen hatte, es war einfach nur schrecklich.»
Nach aussen spielte Hillary weiterhin die starke Ehefrau, doch innerlich herrschte Eiszeit im Hause Clinton. «Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.» Trotzdem hielt sie zu ihm. «Was er getan hatte, war falsch. Es rechtfertigte aber kein Amtsenthebungsverfahren.»
Die Unterstützung ihres Mannes in der Öffentlichkeit für seine Präsidentschaft sei eines gewesen. «Ich musste aber noch entscheiden, ob ich in meiner Ehe bleiben würde. Ob ich daran glaubte, dass sie es wert war, gerettet zu werden.»
Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie eine Ehetherapie gemacht. «Wir hatten viele sehr, sehr schmerzhafte Diskussionen.» Doch schliesslich habe sie die richtige Entscheidung getroffen: «Bei meinem Mann zu bleiben.»
Eine Entscheidung, die ihr Mann ihr bis heute unendlich hoch anrechnet, wie er in der Doku sagt: «Ich war so dankbar. Nur Gott weiss, welche Bürde das Ganze für sie war.»