Mit siebzig, sagt Peter Reber, hat man sehr viel Vergangenheit hinter sich und nicht mehr so viel Zukunft vor sich. «Die logische Konsequenz ist, in der Gegenwart zu leben.»
Aber heute darf er gerne etwas in Erinnerungen schwelgen. Das lässt sich kaum vermeiden, wenn man einen Blick auf seine Sammlung wirft. «Bei jedem wichtigen Ereignis in meinem Leben habe ich mir eine Gitarre gekauft», erklärt der Musiker beim Hausbesuch in Bern.
Die allererste hat er allerdings von seinen Eltern geschenkt bekommen. Eine Levin, gekauft 1957 bei Musik Müller in Bern. Wer hätte damals gedacht, dass aus dem achtjährigen Peter aus Bümpliz einmal einer der erfolgreichsten Musiker des Landes werden würde?
Peter Reber: «Ich will jung sterben»
Nach der Matura am Atlantic College in Wales kommt er in die Schweiz zurück und gründet mit Sue Schell und Marc Dietrich das Trio Peter, Sue & Marc. Zu singen angefangen hat er eigentlich nur, «weil das bei den Mädchen gut ankam». Reber studiert zwar sechs Jahre Psychologie, doch ohne Abschluss. Der musikalische Erfolg kommt ihm in den Weg. Dieser liest sich fast unglaublich: über zwei Millionen verkaufte Tonträger in der Schweiz. Mehr als vierzig Gold-, Platin-, Doppel- und Dreifachplatin-Auszeichnungen. Über tausend Kompositionen, die aus seiner Feder stammen. Gut zweitausend Auftritte sowie sechs erfolgreiche Beiträge für den Eurovision Song Contest. Hinzu kommen zahlreiche Preise, unter anderem der Swiss Music Award 2016 für sein Lebenswerk.
«Es ist uns gelungen, ein Stück Verliebtheit in die Liebe zu retten.»
Peter Reber über seine Ehe
Doch besser als jeder Preis: Livia, 60. Seit 43 Jahren ist sie die Frau an Peter Rebers Seite. Zu ihr gehört eine Martin D-76. Gekauft hat er die Gitarre bei Musik Hug in Basel. Dies nachdem er 1976 seine Livia bei einer TV-Show in ihrer Heimatstadt kennengelernt hat. Peter war zu spät dran und knallte der Pharma-Assistentin in der Hast seinen Koffer an den Kopf. «Sie funkelte mich mit ihren blauen Augen an, und es war um mich geschehen.»
Als Entschuldigung lud er die damals zarte 17 Jahre junge Livia zum Essen ein. Seither geht das Paar gemeinsam durch dick und dünn. Weder Rebers steigender Erfolg noch die Groupies noch die Tatsache, dass er mit seiner Ex-Freundin Sue in einer Band war, stellte für Livia je ein Problem dar. «Ich dachte mir, entweder das hält oder halt nicht.» Und es hielt bis heute, obwohl sie vom Typ her unterschiedlich sind. «Ich bin eher emotional, sie der ruhende Pol.» Das Paar teilt die gleichen Werte. Und, so Peter: «Es ist uns gelungen, ein Stück Verliebtheit in die Liebe zu retten. Ich habe immer noch längi Zyt nach Livia, wenn wir getrennt sind.»
Schon beim ersten Rendezvous verspricht Peter: «Irgendwann gehen wir beide auf Weltreise!» Nach 13 Jahren Vollgas mit Peter, Sue & Marc ist es so weit. Zwei Jahre Segeltörn auf dem Boot «Cindy», so der Plan. Er ahnt nicht, dass daraus volle sieben werden sollen. Zu Beginn der Reise 1983 kauft er in Barcelona eine Quartgitarre von Juan Estruch. Und beginnt auf hoher See, wieder Lieder zu schreiben – in Mundart. In der fernen Schweiz verkaufen sich diese wie warme Weggli.
1985 werden Peter und Livia zum ersten Mal Eltern. Zur Geburt des Sohnes kauft er in Miami eine Ovation 12-String. Simon verbringt die ersten zwei Jahre seines Lebens auf dem Boot. Unter anderem auch in Alaska. Danach lässt sich die Familie in der Karibik nieder.
1992 ist die nächste Gitarre fällig: eine Larrivée Seahorse, gekauft zur Geburt von Tochter Nina, die auf den Bahamas das Licht der Welt erblickt. Erst zu ihrer Einschulung kehrt die Familie in die Schweiz zurück.
Seht euch Bilder aus Peter Rebers reichaltigem Leben an - in unserer Bildergalerie:
Dass Rebers Kinder musikalisch sind, erstaunt nicht. Simon, 33, ist ein hervorragender Pianist. Er studierte Klavier und Anglistik. Heute arbeitet er als Projektmanager bei der BKW. Nina, 26, ist Lehrerin und studiert zusätzlich Heilpädagogik. In der Freizeit nehmen sie und ihr Vater im Studio ab und zu Lieder auf. Und schon bald gehts gemeinsam auf Tournee. Doch sie verfolgt auch eigene musikalische Projekte. «Mal schauen, was daraus wird», sagt sie. «Ich liebe es aufzutreten, aber ich finde es schön, dass ich nicht von der Musik leben muss.»
Seine letzte Gitarre kauft Reber 2017. Eine Ibanez JSA zur Geburt seiner Enkelin Ellie, Simons Tochter. «Ich werde ihr ein Baumhaus im Garten bauen», schwärmt der begeisterte Grossvater, der dieses Jahr sein 50. Bühnenjubiläum feiert. Ob er sich zum 70. noch eine Gitarre kauft? Reber lacht. «Wenn mir eine gefällt, hätte ich jedenfalls zwei gute Gründe!»