«Ein Traum ging in Erfüllung! Ich durfte Globi kennenlernen, einen der Helden meiner Jugend, und mit ihm auf Reisen gehen.» Das schreibt Roger Federer, 39, im Vorwort zum neusten Globi-Buch. In «Globi und Roger» wird die Basler Tennislegende zum ersten Mal als Comicfigur gezeichnet – und unternimmt mit der beliebtesten Schweizer Kinderbuchfigur einen vergnüglichen Roadtrip durch die grosse, weite Welt.
Begonnen hat das Abenteuer der beiden helvetischen Galionsfiguren 2017, erzählt Gisela Klinkenberg, 61. Die Leiterin des Globi-Verlags führte damals Gespräche mit Federers Förderstiftung, man sprach über Kooperationsmöglichkeiten, als Roger den Vorschlag einbrachte: «Wie wärs mit Globi und mir?» – «Für uns natürlich ein Glückstreffer, die beiden sind ein Dream-Team», sagt Klinkenberg.
Und so treffen sich die Verlegerin und Illustrator Daniel Frick mit Federer, um das Projekt zu besprechen. Am 5. April 2019, morgens um 7.30 Uhr, im Hotel Park Hyatt Zürich. Der Champion erzählt Anekdoten aus seinem Leben, die er gern im Buch geschildert hätte – und die nun in Wort und Bild vorkommen.
So trifft Globi die Comicfigur Roger am Anfang des Buchs, als dieser mit Familie und Eltern in den Bergen am Bräteln ist – was bei Federers tatsächlich oft vorkommt. In Globis typischer Vers-Sprache von Texter Boni Koller tönt das dann so:
«Diesen flotten Vater kennt er, denn der ist noch prominenter als der Schweizer Cervelat: Roger Federer steht da!»
Vater Robert kommt ebenfalls vor im Buch. In jungen Jahren schmettert Roger aus Wut über verlorene Spiele immer wieder mal ein Tennisracket auf den Boden. Was den Vater zürnen lässt:
«Aber: ‹Rackets sind nicht billig, die zerschlägt man nicht mutwillig!›»
Viele Szenen sind auf Federers Wunsch im Buch. Wie diese: Im Flugzeug, das die beiden auf der Reise nach Wimbledon benützen wollen, übersieht der Steward den Tennisstar und begrüsst nur den Gast mit der Papageiennase und der karierten Hose. «Roger meinte, Globi sei ja berühmter als er», sagt Klinkenberg. Auch Federers vier Kinder haben Ideen beigesteuert: So hat Globi – der Schelm – auf dem heiligen Rasen von Wimbledon Blumensamen gesät, zum Ärger des Platzwarts. Und was macht der Maestro? Er fordert das Publikum auf, die Blumen zu pflücken.
Dutzende von Bildern und Videos hat Comiczeichner Daniel Frick, 54, für seine Arbeit betrachtet. Wie sieht Federer aus, wie bewegt er sich? «Er hat ein markantes Gesicht. Es lädt ein, ihn zu karikieren. Doch das wollten wir nicht.» Um die Atmosphäre spüren zu können, waren die Verlagschefin und der Illustrator im Juli 2019 in Wimbledon – auf Einladung von Federer. Vater Robert, 74, führte die beiden launig durch die Tennisanlage, vor Rogers Match stiess er mit einem Pimm’s mit ihnen an.
«Roger Federer hat ein markantes Gesicht. Es lädt ein, ihn zu karikieren. Doch das wollten wir nicht»
Illustrator Daniel Frick
Unzählige Mails gingen zwischen Klinkenberg und der Federer-Stiftung hin und her – auch, was das Buchcover betrifft, vor allem die Zeichnung von Federers Gesicht. Bis der 20-fache Grand-Slam-Gewinner für Text und Bilder sein Okay gab. Der Vertrag umfasst 19 Seiten. 100 Bücher hat Federer vor ein paar Tagen in einem Büro seines Family-Office im Stadtzürcher Seefeld-Quartier handsigniert.
Ein Buch hat der Tennisstar heim nach Valbella GR genommen, um es mit seinen Kindern anzuschauen. Zur Buchveröffentlichung hatte der Verlag – auf Rogers Idee hin – ein öffentliches Kinderfest geplant, Fedi wäre dabei gewesen. Wegen der Corona-Pandemie findet die Veranstaltung nicht statt.
Als Bub habe er unzählige Stunden mit Globi-Büchern verbracht, schreibt Federer im Vorwort. «Mit meinen Kindern habe ich die alten Bände wieder hervorgenommen. Sie staunten nicht schlecht, als sie entdeckten, dass ich fast alle Bilder ausgemalt habe. Sie kugelten sich vor Lachen, als sie meine bescheidenen Ausmalkünste betrachteten.»
«Abschied im Schnee» heisst die letzte der 50 Episoden über Globis und Rogers gemeinsame Abenteuer.
«Roger lächelt: ‹Zum Andenken will ich dir zwei Rackets schenken.› Und dann, mit gespieltem Ernst: ‹Damit du es endlich lernst!›»
Globi tritt vor die Tür. Und weil hoher Schnee liegt, hat er sofort eine Idee: Er schnallt sich die Rackets als Schneeschuhe an die Füsse. Roger lacht.