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  4. Sibylle Lüpold, Schlafberaterin, über die Abschaffung vom Mittagsschlaf bei Kindern
Herausfordernde Übergangsphase

Sechs Fragen an eine Schlafberaterin zum Thema Mittagsschlaf

Die einen Kinder brauchen schon mit 2 keinen Mittagsschlaf mehr. Andere wollen auch im Alter von vier Jahren nicht auf die Mittagssiesta verzichten. Was ist normal? Und wie überstehen Eltern die Übergangszeit von Mittagsschlaf zu kein Mittagsschlaf? Wir haben bei der Schlafberaterin Sibylle Lüpold nachgefragt.

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Kind macht Mittagsschlaf

Wenn Kinder mittags nicht mehr schlafen, kann das befreiend und herausfordernd gleichzeitig sein.

Getty Images

Liebe Frau Lüpold, wir reden heute über den Mittagsschlaf. Zum einen ganz allgemein und zum anderen über die herausfordernde Übergangszeit von Mittagschlaf zu kein Mittagsschlaf. Zuerst will ich gerne wissen: Ist es okay, dass ein Vierjähriger mittags immer noch schläft, während eine Zweijährige bereits aufgehört hat?

Sibylle Lüpold: Bis zum zweiten Geburtstag ist ein Tagesschlaf noch wichtig, danach fällt er nach und nach weg. Dieser Prozess ist sehr individuell. Es gibt Kinder, die bereits mit 2 keinen Mittagsschlaf mehr brauchen und gut durch den Tag kommen, während andere Kinder noch mit 4 oder 5 Jahren tagsüber schlafen. Während der Tagesschlaf in den ersten zwei Lebensjahren noch notwendig ist, damit sich das Kind gut entwickelt, dürfen die Eltern nach dem 2. Geburtstag mitbestimmen, ob und wie lange ihr Kind tagsüber noch schlafen soll.

Dann ist es also okay, das Tempo nicht voll und ganz dem Kind zu überlassen?

Es gibt Eltern, die sehr froh sind, wenn sie wegen dem Mittagsschlaf eine Pause haben und ihr Kind in der zweiten Tageshälfte fitter ist. Andere Eltern ziehen es vor, ihr Kind mittags nicht mehr in den Schlaf begleiten zu müssen, vor allem, wenn es sich zunehmend dagegen wehrt. In der Regel schläft es dafür dann abends früher ein. Kinder, die in die Kita gehen, brauchen den Tagesschlaf aufgrund der turbulenten Umgebung eventuell noch länger. Jede Familie (oder auch externe Betreuung) muss und darf da ihren eigenen Weg finden. 

Spüren wir Eltern es überhaupt, wenn das Kind keinen Mittagsschlaf mehr braucht und wenn ja, wie? Und wenn ja, wie?

Das merken Eltern in der Regel daran, dass das Kind mittags auf einmal nicht mehr so gut und gerne einschläft. Es ist nicht mehr zur gewohnten Zeit müde oder aber das Einschlafen am Mittag dauert auf einmal immer länger. Oftmals führt das in der Familie zu Stress, so dass die Eltern darüber nachdenken dürfen, ob das Kind den Tagesschlaf wirklich noch braucht oder ob sie ihn langsam weglassen möchten.

Gibt es eine Möglichkeit, den Mittagsschlaf langsam zu reduzieren?

Wenn das Kind bisher noch 1.5 Stunden oder länger geschlafen hat, können die Eltern auch anfangen, den Tagesschlaf erst mal nur zu kürzen. Dabei würde ich das Kind nicht willkürlich wecken, sondern nach ca. 45/50 Minuten schauen, ob es sich im Schlaf bewegt, mit den Augen zuckt etc… Das wäre dann ein guter Weckmoment. Anfangs kann es sein, dass das Kind nach dem Wecken noch sehr anhänglich ist, mit der Zeit kommt es immer besser damit zurecht. 

Kind macht Mittagsschlaf

Eltern haben die Möglichkeit, den Mittagsschlaf langsam zu reduzieren.

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Das klingt sehr gut. Dann gibt es aber auch noch die Übergangsphase bis das Kind wirklich nicht mehr schläft. Diese kann sehr herausfordernd sein. Haben Sie Tipps, wie man diese Phase am besten meistert? Ich rede von der Zeit, wo die Kleinen eigentlich keinen Schlaf mehr brauchen, dann aber um 17 Uhr im Auto oder im Buggy einschlafen und dann abends ewig wach sind.

Die Übergangszeit vom Tageschlaf zu keinem Tagesschlaf ist für die meisten Eltern zumindest ab und zu eine Geduldsprobe. Der kindliche Organismus stellt sich nicht von einem Tag auf den anderen um, sondern braucht in der Regel ein paar Wochen. In dieser Zeit gibt es immer wieder Tage, an denen das Kind am späten Nachmittag doch noch einschläft. Die Eltern dürfen es in diesem Fall einfach wecken, oder aber sie stellen sich darauf ein, dass es an diesem Tag später zu Bett geht.

Lässt sich genau diese Situation irgendwie verhindern?

Ja, damit das möglichst nicht passiert, ist es von Vorteil, am späten Nachmittag nicht mit dem Kinderwagen oder Auto unterwegs zu sein, sondern das Kind selbst laufen lassen, einen salzigen Snack anbieten oder mit einer attraktiven Beschäftigung wachhalten. Wenn die Eltern zu Hause sind, können sie es zum Beispiel im Garten oder im Badezimmer mit Wasser spielen lassen - wenn sie es von der Kita abholen, gestalten sie den Nachhauseweg so, dass das Kind beschäftigt bleibt (auch wenn das vorübergehend länger dauert).

Zur Person: Sibylle Lüpold ist Gründerin und Geschäftsführerin von 1001 Kindernacht. Hier können sich Eltern online wertvolle Tipps bezüglich ganzheitlicher und bindungsorientierter Schlaferziehung holen; fürs Baby-, Kleinkind- und Schulalter. Sibylle Lüpold betreibt in Bern das gleichnamige Beratungs-, Therapie- und Kurszentrum.

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 12. Mai 2024 - 12:00 Uhr