Eins vorweg: Ich habe natürlich absolut nichts gegen Familien, die Skiferien machen. Ganz im Gegenteil: Ich bin neidisch auf sie. Wenn ich unten im Nebelloch sitze und mich frage, wie ich meinen Vierjährigen während seiner Sportferien bespassen soll, wünsche ich mir, ich hätte ein Herz für die Berge. Oder zumindest einen Partner, der für Schnee brennt. Meiner tut es nicht.
Sorry mal schnell, aber WIE? MACHEN? DIE? DAS?
Logisch, wir könnten uns aufraffen. Unserem Sohn zuliebe. Der «arme Kerli» hat noch nie eine Skipiste gesehen. Ausser beim Skirennen im Fernsehen. Auf Skiern ist er auch noch nie gestanden. Damit ist er in unserem Freundeskreis quasi ein Exot.
Während alle Eltern stolz auf Instagram ihre Kinder auf dem Zauberlift zeigen und happy fröhlich und total ungestresst im Schnee posieren, stellt sich bei mir nur eine Frage: Wie? Machen? Die? Das?
So in etwa stellt sich Redaktorin Maja ihren Sohn im Schnee vor.
Getty ImagesWarum ich hier «chlöne» statt einfach zu verreisen? Wo soll ich anfangen? Bei den Wucherpreisen, die man für ein paar Tage Skifahren bezahlt? Oder bei der Tatsache, dass unser Sohn Handschuhe und Mützen so sehr hasst, dass er sich alles im Nullkommanix vom Körper reisst? Wobei nein, wir können noch vorher anfangen: beim Packen.
Das erste Kotzen noch vor Ankunft
Wer schon einmal mit einem Kind verreist ist, weiss: Man muss Unmengen an Zeugs mitnehmen. Medis, Pischis, Kleider und Schuhe für jedes Wetter, Spielsachen, Büechli, Plüschtiere, Cremen, Salben, Socken, Unterhosen, Wechselwäsche, Schlafsack, you name it. Und ich rede hier von easy Sommerferien am Strand, wo man meinen könnte, dass man abgesehen von einer Schaufel, einem Eimer, Badehosen, Sonnenhut und Sonnencrème nichts braucht.
Wenn also schon Sommerferien elend sind in Sachen Packen, wie schlimm ist es dann bei Skiferien!? Da muss ja zum allem Aufgezählten auch noch die ganze Skiausrüstung mit. Und Skianzüge. Möglichst doppelt. Weil jeder weiss: Der erste wird wohl verdammt schnell nass. Oder dreckig. Oder kaputt. Dann Thermounterwäsche, Skisocken, Helm, Kappen, Schal, Bla Bla.
Mir wird schon beim Tippen schlecht.
Apropos schlecht: Unser Sohn und Autofahren, das ist keine Lovestory. Schon gar nicht, wenn die Fahrt lange dauert und die Strassen kurvig sind. Ohne Kurven aber keine Berge. Ergo würde der Bub noch lange vor Ankunft zum ersten Mal kotzen. Wahrscheinlich fernab der Zivilisation. Wo wir ihn dann in der Kälte umziehen müssten, während er schreit, um dann in einem Auto weiterzufahren, in dem es gefühlt ewig nach Erbrochenen riechen wird.
Nein, Merci, wirklich nicht.
Ausserdem haben wir ein Schönwetterkind. Wenn es regnet oder ein Mini-Windli geht, will der Junge nicht raus. Er will keine Jacke anziehen, schon gar keine Handschuhe und ganz sicher keine Mütze. Wie also um alles in der Welt sollen wir den Kandidaten in einen Skianzug stecken? Und sicherstellen, dass er keinen Kuhnagel bekommt? Und keine Mittelohrenentzündung, weil eben: Mützen? Ohne ihn!
Natürlich ist nicht nur das Kind ein Schönwetterkind, wir sind es auch. Wir mögen aber nicht nur schönes Wetter, sondern auch schöne Hotels. In den Skiferien aber sind diese kaum finanzierbar. Und wenn schon, dann hat man doch nichts davon, weil man den ganzen Tag auf der Piste ist. Oder am schlittleln. Oder am Schneemännerbauen. Oder einfach am Frieren und sich in irgendwelche Spunten quetschen, wo dann ein Kafi Luz und eine heisse Schoggi das Tageshighlight sind.
Phaa, nein, hey.
Nervenzusammenbrüche bei Minusgraden
Nun, wäre dann wenigstens die Laune des Kindes prima, würde es auch uns Eltern gut gehen. Vergesst happy wife, happy life. Wenn man Kinder hat, geht das anders. Happy Bub, alles gut.
Und genau hier liegt der nächste Hund begraben: Ich wette mein rechtes Bein und meine Niere drauf, dass unser Sohn alles andere als happy in den Bergen wäre. Statt lustig Skifahren zu lernen und Spass zu haben, würde er erblinden. Eine Schneebrille würde der Gute nicht länger als drei Sekunde tragen. Würde das Skifahren dann auch nicht sofort klappen, wäre das Nervenkostüm dünn.
Ich tippe auf mindestens drei, vier Meltdowns pro Stunde. In der Kälte. Bei Schneesturm.
Ich weiss, ich wiederhole mich, aber nein, Danke.
Das könnte sehr gut der Sohn unserer Redaktorin sein.
Getty ImagesAls wäre das alles nicht schon genug übel, sollten wir jetzt schon entscheiden, ob wir es in den Sportferien 2027 doch probieren wollen. Wenn ja, müssten wir ja jetzt buchen. Für die Sportferien 2026 kriegt man so gut wie gar nichts. Oder nur Abstellkammern oder Hotels, die sich nicht mal der Scheich von Dubai, geschweige denn wir leisten können.
Und so, liebes Kind, liebe Leserinnen und Leser, bleibt es wohl, wie es ist: Unser Kind wird wohl kaum in Odermatts Skispuren stampfen. Und wisst ihr was? Für uns ist das vollkommen okay. Irgendwann stellen wir den Guten schon auf die Ski. Dann soll er sich mal am Hügel hinter dem Haus versuchen. Findet ers cool, schauen wir weiter und überwinden unseren inneren Sauhund.
Ich hoffe, dass das noch lange dauert. Zum einen, weil mir gerade eingefallen ist, dass es wohl nichts mühsameres gibt als ein Kind, das mitten auf der Piste merkt, dass es aufs WC muss. Zum anderen, weil wir das Geld, das wir aktuell wegen keine Skiferien sparen, in umso geilere Badeferien investieren können.
PS: Im nächsten Leben wollen wir übrigens gerne in Brasilien zur Welt kommen. Oder in Costa Rica. Von mir aus auch Thailand, Bali, Mauritius. Danke.