Moderatorin Annina Campell, 35, ist im Dezember ins Engadin geflüchtet. Das hat einen einfachen Grund: Dort oben scheint die Sonne und herrscht noch richtiger Winter mit Schnee und Bergen und was das Winterherz begehrt.
In Zürich, wo die Bündnerin sonst mit ihrer Familie lebt, hockt man zu dieser Jahreszeit dagegen meist unter einer grauen Hochnebeldecke. In der Nähe ihrer Eltern im Dorf Cinuos-chel GR haben Annina und ihr Mann Marc, 40, eine Ferienwohnung.
Die älteste Tochter Anna Nina Catarina, 5, besucht im Dorf den Kindergarten und spricht schon ein paar Worte romanisch. Die bald einjährige Serafina Josephine brabbelt noch in der universalen Babysprache vor sich hin.
Annina, stresst dich das Coronavirus?
Das Virus an und für sich macht mir keine Angst. Ich bin gesund. Meine Familie ist gesund. Also vor einer möglichen Ansteckung und den physischen Folgen fürchte ich mich nicht. Es ging mir sogar schon der Gedanke durch den Kopf, ob wir das Virus im Engadin nicht sogar schon durch hatten.
Wie meinst du das?
Ins Engadin kommen viele Gäste aus Norditalien. So ein Virus wartet ja nicht, bis er erstmals öffentlich mitgeteilt wird. Ich bin normalerweise nie krank. Im Januar litt ich allerdings drei Wochen an Husten und Fieber. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich die Epidemie jedoch auf Asien. Ich kenne viele Leute, die im Januar und Februar eine besonders heftige Grippe hatten und so kam ich auf diesen Gedanken.
«In meinem Keller hat es mehr Wasch- als Lebensmittel.»
Wie ist die Stimmung grundsätzlich im Engadin? Graubünden war einer der ersten Kantone mit Corona-Infizierten.
Wir sind Bündner und trinken Calanda gegen Corona (lacht). Nein, Spass beiseite. Es ist auch hier Tagesthema Nummer eins. Allerdings weniger wegen der Gesundheit als viel mehr wegen der wirtschaftlichen Einbussen. Die meisten hier leben vom Tourismus. Als der Engadiner Skimarathon 2020, einer der ersten Grossevents, abgesagt wurde, ging ein Ächzen durch das Tal.
Deine Eltern sind beide über 60 Jahre alt und gehören zur Risikogruppe. Haben sie noch Kontakt zu ihren Enkelkindern?
Ja, sie sind beide kerngesund und sehen das entspannt. Ich stelle fest, dass die Stimmung im Land gerade am Kippen ist, doch ich bin überzeugt: Angst bringt uns nicht weiter.
Du machst dir also keine Sorgen um deine Kinder?
Warum sollte ich? Sie sind gesund und gehören nicht zur Risikogruppe.
Hast du spezielle Vorkehrungen bezüglich deiner Vorräte getroffen?
Um ehrlich zu sein, ich habe kurz daran gedacht, als Italien anfing, sich abzuriegeln. Ich habe es dann aber wieder vergessen. Als ich mal im Keller nachgeschaut habe, musste ich feststellen, dass es dort mehr Wasch- als Lebensmittel gibt (lacht).
Kein zusätzliches Salz, Reis, Zwieback etc.?
Also, ich bitte dich, wir werden in diesem Land sicher nicht verhungern! Zudem vertraue ich darauf, dass unsere Regierung die richtigen Entscheidungen trifft.
«Die Epidemie zügig und konsequent angehen, wäre mir als selbständig Erwerbende sehr recht.»
Also ganz nach dem Motto «Augen zu und durch».
Nein, nicht Augen zu. Ich finde wichtig, dass wir die Hygienevorschriften und Empfehlungen zum Schutz älterer Menschen berücksichtigen. Die Epidemie zügig und konsequent angehen, wäre mir als selbständig Erwerbende hingegen sehr recht.
Die Anweisungen des BAG sind dir zu schwammig?
Sagen wir es so: Mir wäre es lieber, wir würden wie in Italien vor ihrer Sommersaison drastische Massnahmen ergreifen und konsequent für eine bestimmte Zeit die Schotten dicht machen. Also den Virus dank Isolation und Genesung der Betroffenen ausrotten und dann aber wieder möglichst schnell zurück zum Normalbetrieb kehren.
Bist du von der Veranstaltungs-Regelung für öffentliche Anlässe direkt betroffen?
Ja, die ersten Events, die ich moderiert hätte, wurde bereits abgesagt.
Die Lage im Showbusiness bleibt angespannt. Viele prominente Vertreter wie etwa DJ Antoine haben sich dazu schon geäussert und Kritik geübt.
Ich verstehe das. Es geht uns schliesslich ans Lebendige: Auftritte sind unser Brotjob. Es ist für mich aber auch hier noch zu früh, um mir ernsthaft Sorgen zu machen.
Sie werden also doch noch kommen, die Sorgen ...
... nicht solange wir Calanda im Keller haben.