Am Wochenende feierte die schwedische Kronprinzessin Victoria auf der Insel Öland ihren 47. Geburtstag. Zur Feier des Tages überraschte die royale Familie mit einem vollständigen Auftritt vor Schloss Solliden.
Dabei entstand nicht nur dieses Familienbild mit Seltenheitswert, sondern am Rande der Veranstaltung auch ein aussergewöhnlicher Moment: Victoria küsste ihre Tochter Estelle (12) auf die Stirn und erntete dafür freudige Überraschung von der bald-Teenagerin.
Die Pubertät muss keine schlimme Zeit werden
Das Foto geht um die Welt und sorgt für Begeisterung. Das zeigt: Es ist offenbar nicht selbstverständlich, dass ein Kind in oder kurz vor der Pubertät sich öffentlich so innig mit einem Elternteil zeigt. Das Foto schürt jedoch auch Hoffnung darauf, dass die Pubertät nicht nur aus Ablehnung, Trotz und Desinteresse bestehen muss.
«Eltern und Kind können ein Team bleiben – selbst in diesen stürmischen Zeiten»
Inke Hummel
Dies bestätigt Bestsellerautorin und Pädagogin Inke Hummel: «Eltern und Kind können ein Team bleiben – selbst in diesen stürmischen Zeiten.» Dass die Pubertät jedoch Veränderungen mit sich bringt, damit müssen Eltern rechnen, sagt die Expertin im Biber-Blog zum Thema «Beziehungsstark durch die Pubertät». «Wir Eltern verlieren die Stellung im Leben unserer Kinder. Obgleich wir wichtig bleiben, wird unser Platz in der Regel deutlich kleiner. Wir müssen Kontrolle abgeben und meist auch damit zurechtkommen, dass die vom Teenie gezeigte Liebe nicht die gleiche Intensität hat wie in den Jahren zuvor. Die Gleichaltrigen werden wichtiger und stärker vom Teenie selbst gewählt, anstatt durch Aktivitäten gefunden zu werden, die wir Eltern anleiten. Und sie werden nicht nur zu Freunden, sondern teilweise auch zur ersten Liebe.» Ein wichtiger Schritt, um die Teenager-Eltern-Beziehung zu fördern, ist es, diese Entwicklung nicht abzulehnen, sondern sie zu begrüssen und offen zu begleiten. «Sie ist notwendig und kann positiv gelebt werden!» Nur wie?
Wie motiviert man Teenager für Familienzeit?
Im Blog sagt die Pädagogin, dass Eltern, die in der Erziehung von Beginn weg auf Bindung, Beziehung und Bedürfnisorientierung Wert legen, während der Pubertät ihrer Kinder davon profitieren. Dazu kommt der richtige Mix aus Freiräumen, Kompromissen und echtem Interesse. Sie rät Eltern, schon früh in gemeinsame Zeit und kleine Traditionen zu investieren. «Immer sonntags zusammen in die Natur, immer dienstags gemeinsam vom Sport heimlaufen und quatschen, jedes Jahr an Pfingsten verreist ein Elternteil mit einem Kind, jedes Frühstück nehmen wir alle zusammen ein.» Werden solche Familienrituale früh etabliert, stehen die Chancen gut, dass sie auch die Teenagerjahre überdauern.
Auch lohne es sich, echtes Interesse zu zeigen für Dinge, die dem Kind wichtig sind. «Je stärker ich mich auch für ihre Faibles interessiere und mal einen Film mitschaue oder ein Konzert besuche, wo bei mir eigentlich kein grosser Eigenabtrieb dahintersteckt, desto besser lerne ich meinen Teenager kennen und desto gesehener fühlt er sich.» Dies erhöhe die Kompromissbereitschaft bei Teenagern.
Und schliesslich sei es für Jugendliche wichtig, Freiräume zu haben. «Je mehr die Kinder selbst entscheiden dürfen, desto grösser wird tendenziell ihre Bereitschaft sein, auch mal Dinge zu machen, die nicht ihre oberste Priorität sind.»
Was tun, wenn Teenager abblocken?
Selbst in Situationen, in denen ein jugendliches Kind sich von der Familie abwendet oder stark zurückzieht, können Eltern noch in die gesunde Bindung investieren. Am wichtigsten sei, dass die Eltern in der Verantwortung bleiben, den Kontakt wiederherzustellen, erklärt Inke Hummel. In einem Video auf ihrem Instagram-Kanal macht die Familienberaterin Beispiele dafür, wie eine Kontaktaufnahme aussehen könnte.
Eine bindungs- und beziehungsortiertierte Erziehung ab Geburt sieht Inke Hummel als die beste Voraussetzung für ein gutes Eltern-Kind-Verhältnis in Teenagerzeiten. Jedoch ist es nie zu spät, eine authentische und liebevolle Beziehung zu seinem Kind auf- oder auszubauen. Wie dies gelingt, erklärt Inke Hummel in ihrem Buch «Miteinander durch die Pubertät». Der Ratgeber beantwortet Fragen rund um das Familienleben mit Teenagern: Wie bleibe ich mit meinem Kind in Kontakt? Wie führe ich Gespräche ohne zu streiten? Wie verändert sich meine Elternrolle, wenn mein Kind älter wird?