Kinder werden grösser. Und zwar schnell. Das sagen einem immer alle, wenn man ein Baby kriegt. Und auch wenn der Spruch nervt: alle haben recht. Deswegen sind auch viele Eltern erwachsener Kinder überrumpelt, wenn diese plötzlich ausziehen wollen.
Das Loch, in das vor allem Mütter fallen, sobald die Kinder flügge werden, nennt sich Empty-Nest-Syndrom – zu deutsch Leeres-Nest-Syndrom. Es beschreibt eine Art depressiver Verstimmung, übermächtige Gefühle der Einsamkeit und Trauer, die sich einstellen, wenn die Kinderzimmer nicht mehr bewohnt werden.
So fühlte sich auch Barbara Becker, 54, als ihre Söhne ihr Haus in Miami verliessen, um in Berlin als Künstler zu leben (Noah, 27) und in New York Film und Fotografie zu studieren (Elias, 21). 25 Jahre lang habe sich ihr Kosmos nur um ihre Kinder gedreht, sagt die zweifache Mutter in einem Interview mit der deutschen Zeitschrift Bunte. Ihr Haus sei voller Leben gewesen und «auf einmal war da nur noch Stille.»
Die Leere habe sie völlig überrumpelt, so Becker, denn sie sei darauf nicht vorbereitet gewesen. Sie sei nach dem Auszug ihrer Söhne durch das leere Haus gewandert und habe, wie gewohnt, immer wieder in die Kinderzimmer geschaut. «Es fühlte sich seltsam an, dass niemand deinen Blick erwidert, einem nur die Stille antwortet.»
Mittlerweile finde sie sich in der neuen Situation gut zurecht, sagt Barbara Becker. Mithilfe dieser Tricks hat sie ihre Lebensfreude wiedergewonnen.
Die gewonnene Zeit nutzen: Barbara Becker hat nicht lange Däumchen gedreht, sondern sich eine neue Beschäftigung gesucht. «Seit ich mehr Zeit für mich habe, bin ich ständig am Reparieren, Umbauen, Aufräumen, Ausmisten und im Garten am Pflanzen». Sogar die neuen Fliesen im Bad habe sie selber verlegt. Nun ist sie eine echte Heimwerker-Queen: «Ich kann vieles selbst reparieren, aber ich habe auch einiges kaputt gemacht, wie ich zugeben muss.»
Die Zeit mit den Kindern mehr wertschätzen: Ihre Söhne Noah und Elias sieht Barbara Becker weiterhin regelmässig. Und sie geniesst es, dies neu ohne Erziehungs-Verpflichtung zu tun. So kann sie die Treffen richtig geniessen. «Wenn wir heute zusammen sind, trage ich keine Verantwortung mehr für meine Söhne. Dadurch haben wir Zeit, echte Gespräche zu führen, und feiern einfach, dass wir uns sehen.»
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Eltern das Loslassen am besten bewältigen, wenn sie es aus der richtigen Perspektive betrachten: Sie verlieren nicht ihre Kinder, sondern gewinnen neue Freiräume dazu. Möge dies allen da draussen so gut gelingen, wie Barbara Becker.