Geschafft! Die Kinder sind entlassen, die Wandtafel ist geputzt, und die letzten Stühle werden von Sonia Kälin (39) höchstpersönlich aufgestuhlt. «Auch nach 15 Jahren als Lehrerin passiert es, dass ich vergesse, die Schülerinnen und Schüler darum zu bitten – ziemlich doof, aber was solls, so habe ich mein Oberarmtraining für heute schon gemacht», scherzt sie. Immerhin wird ihr dieser Fauxpas nicht noch einmal passieren.
Aufs neue Schuljahr hin hat die 39-Jährige nämlich ihre Schulklassen abgegeben und auch noch das letzte Vertretungsengagement im Französischunterricht beendet. «Mit der Entscheidung, meinen Job aufzugeben, habe ich lange gerungen. Ich habe in all den Jahren viele schöne, bereichernde und tolle Momente erleben dürfen. Aber nach so langer Zeit brauche ich eine Veränderung», erklärt die vierfache Schwingerkönigin und führt aus: «Lehrerin ist zweifellos ein toller Job. Doch er geht teilweise an die Substanz. Seitdem ich selbst Mami von zwei kleinen Mädchen bin, waren es mir zu viele ähnliche Diskussionen daheim und im Job.»
Sonia Kälin freut sich auf die Zukunft
In Zukunft will die SRF-Jass-Schiedsrichterin komplett auf die Selbstständigkeit setzen und vermehrt Moderations- und Werbeaufträge übernehmen. Die Vorfreude auf das, was kommt, ist gross – und doch schwingen auch gewisse Ängste mit: «Bisher war ich immer Angestellte und musste mich nicht um Altersvorsorge oder Unfallversicherung kümmern», sagt Kälin. «Aber jetzt, als Unternehmerin, sieht es anders aus. Ich bin selbst verantwortlich, dass ich genügend Arbeit habe und es finanziell aufgeht.»
Angelaufen sei es bisher prima. So habe sie jüngst unter anderem einen Vortrag im Bundeshaus gehalten. «Solche Jobs bereiten mir grosse Freude und beruhigen mich auf eine gewisse Art.» Darüber hinaus kann sie sich auch auf ihren Mann Stefan (35) verlassen, der ebenfalls seit Jahren selbstständig erwerbend ist als Coach und Mentaltrainer. «Er ist mein sicherer Hafen und steht mir mit Rat und Tat zur Seite», sagt sie stolz. Bei ihm habe sie auch die Vorzüge der Flexibilität kennengelernt. «Ich sehe die Möglichkeit, mich sowohl auf meine neuen Aufgaben zu fokussieren, als auch Zeit mit meiner Familie verbringen zu können oder mir Auszeiten auf dem Velo zu gönnen.» Und wenn es nicht klappt? «Die Kreide kann ich jederzeit wieder ansetzen. Aber daran mag ich nicht denken. Ich freue mich auf neue Bühnen, Projekte und Unbekanntes. Mein Leben habe ich umgekrempelt, um durchzustarten.»