Was es wirklich heisst, gegen eine Wand zu reden, wissen Eltern von Teenagern wohl am besten. Egal, wie nett oder streng man Jugendliche um etwas bittet, sie scheinen weder Mutter noch Vater zu hören. Ein Verhalten, das absolut zurecht so manche Eltern an den Rand des Wahnsinns treibt.
Wie gerne erinnern wir uns in solchen Situationen an die Kleinkinder-Zeit zurück als uns die Kinder an den Lippen hingen, Fragen über Fragen stellten und nie genug vom Austausch bekommen konnten.
Was also ist genau passiert, dass Kinder ab dem Jugendalter quasi eine Eltern-Taubheit entwickeln? Was komisch klingt, ist aber gar nicht weit weg von der Wahrheit, wie jetzt Forscher:innen der Stanford-Univerity herausgefunden haben.
Jugendliche blenden die mütterliche Stimme aus
Die Studie hat nämlich ergeben, dass die jugendliche Abwehrhaltung ihrer Eltern gegenüber tatsächlich einen biologischen Grund hat. So haben die Mitarbeitenden untersucht, wie Jugendliche auf die mütterliche Stimme reagieren.
Das Resultat: Jugendliche Gehirne blenden elterliche Stimmen einfach aus. Ganz schön ernüchternd. Anders sieht es bei Stimmen von Menschen, die nicht zur Familie gehören, aus. Hier reagiert das Teenager-Hirn sogar mit gesteigerter Aktivität.
Daniel Abrams, Studienautor, bringt es mit folgenden Worten auf den Punkt: «So wie ein Kleinkind weiss, wie es sich auf die Stimme seiner Mutter einstellt, weiss ein Heranwachsender, sich auf neuartige Stimmen einzustellen.»
Also, liebe Eltern, bevor ihr das nächste Mal losschimpfen wollt, wenn das Pubertier mal wieder nicht hört, dass es sein Zimmer aufräumen sollte, denkt daran: Es ist zum einen pure Biologie. Und zum anderen wie alles mit Kindern: eine Phase, die irgendwann endet!
Was diese Phase aber sonst noch Spannendes mit sich bringt, zeigen wir euch anhand zehn Fakten.
1. Alles beginnt im Hirn
Den Startschuss für die Pubertät gibt der Hypothalamus. Dieser daumennagelgrosse Teil des Gehirns gibt der Hypophyse den Befehl, Hormone auszuschütten. Diese Botenstoffe flitzen durch den Körper und signalisieren den Muskel- und Knochenzellen, sich zu vermehren.
2. Das grosse Wachsen
Ab dann schiessen Teenies pro Jahr bis zu 10 Zentimeter in die Höhe und nehmen bis zu acht Kilo Gewicht zu. Kein Wunder, dass man da mal aus dem Gleichgewicht gerät.
3. Vom Spargeltarzan zum Popeye
Bei Buben verdoppelt sich die Zahl der Muskelzellen. Wohin soll man da bloss mit all der Kraft?
4. Der Mittelpunkt der Erde
Während der Umbauarbeiten im Gehirn ändern sich auch die Rezeptoren für Oxytocin, was laut Forschern einen Einfluss aufs Selbstbewusstsein hat: Teenager sehen sich als Zentrum ihrer eigenen Welt.
5. Nachteulen mit ständigem Schlafmangel
Was sich ebenfalls verändert, ist die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin im Hirn. Die Folge: Teenager werden später müde als Kinder. Müssen sie trotzdem früh aufstehen, kommt es zu Schlafmangel.
6. Von wegen vergessliches Teenie-Hirn!
Die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses steigt in der Pubertät rapide an. Den Höhepunkt der Merkfähigkeit erreicht das Hirn mit etwa 19 Jahren. Mit 25 nimmt sie bereits wieder ab.
7. Die Wichtigkeit des Chillens
Kein Witz: Mit Freunden abhängen ist Schwerstarbeit in diesem Alter. Das Teeniehirn erwirbt so nämlich wichtige Lebenskompetenzen wie verhandeln, planen oder Kompromisse schliessen.
8. TV-Sport ist Bubensache
Soziale Komponente: Für Buben ist es wichtiger, über Sportereignisse informiert zu sein als für Mädchen. 39 Prozent von ihnen haben einen eigenen Fernseher, bei den Mädchen sind es nur 13 Prozent.
9. Das stinkt mir!
Die hormonellen Veränderungen regen vorübergehend die Schweiss- und Talgproduktion an, was zu vertärktem Körpergeruch, fettenden Haaren und Pickeln führen kann.
10. Game over
Im Durchschnitt endet die Pubertät mit etwa 21 Jahren, dann sind sowohl Körper als auch Gehirn vollständig ausgebildet. Gerade bei Jungen kann es aber auch noch länger dauern.