Die Geburt meines Sohnes war absolut magisch. Der Bub kam mitten in der Pandemie zur Welt. Dank des Lockdowns gab es die erste Zeit nur ihn, seinen Vater und mich. Alles war neu, aufregend, herzig. Und komplett losgelöst von Zeit und Raum.
Wir waren schnell ein eingespieltes Team. Alles war gut. Wir sehr in das Bündel Menschlein verliebt.
Das launische Kerlchen war kein «Anfängermodell»
Nach ein paar Wochen gesellte sich ein neues Gefühl in mein System. Mir war langweilig. Der Vaterschaftsurlaub war vorbei. Ich war oft den ganzen Tag alleine mit dem Baby. Natürlich, ich traf hie und da Freundinnen, Familie, war spazieren.
Die Langweile erstaunte mich. Schliesslich war ich den ganzen Tag busy. Füttern, wickeln, bäbelen, spielen, waschen, einkaufen, kochen. Und dann wieder alles von vorne. Es war streng. Und dennoch langweilig.
Unser Baby war ein launisches Kerlchen. In den Abendstunden oft sehr quengelig, während des Zahnens wahnsinnig fordernd, den Kinderwagen fand er von Anfang an doof. Ich kam an meine Grenzen. Und fragte mich manchmal: Ist es das jetzt? Kommen wir jemals wieder aus diesem Hamsterrad raus? Werde ich jemals wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können?
Irgendwann entschied ich, das Ding beim Namen zu nennen. Meinem Umfeld zu erzählen, dass ich nicht so die Newborn-Mom bin. Die Reaktionen haben mich überwältigt: Es ging den meisten Müttern in meinem Umfeld ähnlich. Es gibt sie, diese Mamas, die die Babyphase lieben. Der Mehrheit aber, also in meinem Umfeld, ging es gleich wie mir.
Mit dem ersten Geburtstag unseres Kindes wurde vieles anders. Im Alter von 14 Monaten sprach er sein erstes Wort. Mit 15 Monaten fing er an zu laufen. Mit 1,5 war der Junge schon ein richtiges Persönli. Plötzlich kam so viel zurück.
Er entdeckte die Welt. Und liebte sie. Und ich liebte und liebe es noch immer, in sein Universum einzutauchen. Mit ihm noch einmal die Welt aus Kinderaugen zu erleben.
Meine Mama-Tage geniesse ich heute in vollsten Zügen. Wir unternehmen enorm viel. Und wenn wir nichts unternehmen, reichen wir einander völlig. Soeben haben wir seinen dritten Geburtstag gefeiert.
Heute geniesse ich jeden Tag!
Während ich mir im ersten Jahr wünschte, dass er endlich etwas grösser und selbständiger wird, ertappe ich mich immer mehr dabei, wie sich Wehmut in mir breit macht. Wie gerne würde ich jetzt die Zeit anhalten.
Das Kleinkind-Alter ist, da gibts nichts schönzureden, wahnsinnig streng. Noch viel mehr aber ist es lustig, spannend, herzig, abenteuerlich, emotional, wild, verrückt und bereichernd. Hätte ich gewusst, wie fabelhaft das Elternsein ist, hätte ich das erste Babyjahr eventuell etwas lockerer genommen.
Heute geniesse ich jeden Tag. Wohlwissend, dass es irgendwann wieder anders wird. Ich denke da an meine gute Freundin, deren Tochter 18 Jahre alt geworden ist und in den Ausgang geht. Meine Freundin kann kein Auge zumachen, solange die «Kleine» nicht sicher daheim angekommen ist. Besagte Freundin sagte neulich zwei Dinge:
1. «Sie geht in den Ausgang, ich bin aber die mit dem Hangover!»
2. «Jetzt weiss ich, was alle meinen, die ‚Kleine Kinder, kleine Probleme‘ sagten.»
Ich musste lachen. Obwohl ich noch nicht weiss, wie sich das wirklich anfühlt, freue ich mich drauf. Mit dem ersten Babyjahr habe meinen grossen Downer ja schon ganz am Anfang hinter mich gebracht. Glaub ich. Aber fragen Sie mich in 15 Jahren nochmal.