1. Home
  2. Family
  3. Familien-Geschichten
  4. Warum mich die kindlichen Perzentillen nerven!
«Und, wie gross ist dein Kind?»

Nieder mit den Perzentilen!

Seit ich ein Kind habe, weiss ich: Perzentile sind wichtig! Mehr noch: Auf Spielplätzen wird über Perzentile geredet. Darauf habe ich aber null Bock. Warum? Lesen Sie weiter!

Artikel teilen

Perzentile

Ist dieses Kind zu dick, nur weil es vielleicht auf der 99. Perzentile ist? Chabis, findet Redaktorin Maja!

Getty Images

Geht es nach Lehrbuch, ist es für meinen Sohn bereits im zarten Alter von 2,5 Jahren gelaufen. Zumindest in Sachen Körpergrösse. Der Bub ist laut seiner letzten ärztlichen Vorsorge nämlich «nur» auf der dritten Perzentile. Will heissen: 97 Prozent aller Jungs in seinem Alter sind grösser als er. 

Man könnte jetzt durchdrehen. Und schon mal «wachstumsfördernde Hormone» googeln. Dazu wäre es ja auch okay, bereits in Panik zu verfallen. Der arme Bub. Wird immer ein Winzling bleiben. Ohjemine! In Sachen Gewicht siehts besser aus. Da bewegt sich unser Sohn auf der 50. Perzentile und liegt damit komplett im Durchschnitt. Super. Nicht wahr!?

Aber Moment: Da er ja kleiner ist als der Durchschnitt, aber soviel wiegt, wie der Durchschnitt, ergibt das dann nicht «zu schwer für seine Grösse»? Ich hätte unsere Kinderärztin fragen können. Das habe ich aber nicht. Zum einen, weil sie, die gute Seele, es auch sehr entspannt sieht mit diesen Perztentile und anderseits, weil ich Statistiken und Zahlen schon als Kind doof fand.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Perzentile sind wichtig und richtig. Man will ja nichts verpassen, falls da entwicklungstechnisch etwas wirklich nicht läuft wie es sollte. Absolut! Kein Thema. Was mich mehr nervt, ist der Fakt, dass die Perzentile auf dem Spielplatz so ein grosses Thema sind. «Mein Finn ist auf der 98. Perzentile», sagt neulich eine stolze Mama über die Grösse ihres Buben. Auf welcher meiner ist, will sie wissen. Ich sags ihr. Sie antwortet mit «Dafür ist er sicher ein ganz Lustiger». 

Ich lächle und verziehe mich. In einem Kinder-Café neulich eine ähnliche Konversation. Ich komme mit zwei Müttern ins Gespräch. Die eine ist besorgt, weil ihre Tochter beim Gewicht «nur» auf der 40. Perzentile ist. Die andere bemängelt, dass ihr Sohn einen viel zu kleinen Kopfumfang hat. Schnell mischen sich andere Anwesende ein. Bevor ich mich versehe, bin ich gefangen in einer Konversation, die mir so vorkommt, wie wenn es darum ginge, irgendwas zu gewinnen. 

Während sich also alle versuchen zu überbieten, schaue ich meinen offiziell zu kleinen Sohn an. Er sitzt friedlich auf einem Fenstersims und spielt. Dabei gluckst er glücklich vor sich hin und präsentiert mir sein Kunstwerk aus magnetischen Bauklötzen.

Cute child measuring his height. Growth and competition concept.

Die Grösse soll kein Wettkampf sein.

Getty Images

Ich gehe einen Moment in mich und frage mich, ob ich glücklicher wäre, wäre der Bub grösser und somit durchschnittlicher? Ich wäre nicht glücklicher. Vielleicht ein bisschen entspannter. Wohlwissend, dass es kleine Männer in der Gesellschaft etwas schwieriger haben. 

Dann fällt mir aber ein: Das Kind ist 2,5 Jahre alt. Es hat noch mehrere Wachstumsschübe vor sich. Es besteht null Grund zur Sorge. Das finden wir Eltern und das findet auch unsere Kinderärztin. Und sollte er wirklich kleiner werden als der Durchschnitt, so be it! Unsere Aufgabe als Eltern ist es, Kinder zu selbstbewussten Erwachsenen zu erziehen. Konzentrieren wir uns doch da drauf und lassen die Perzentile da, wo sie Sinn machen: In den Händen von Kinderärzt:innen! 

Danke.

Maja Zivadinovic
Maja ZivadinovicMehr erfahren
Von Maja Zivadinovic am 31. März 2023 - 07:00 Uhr