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Was war das für eine geile Zeit

We miss you, liebes Klassenlager!

Lehnt euch zurück und reist in die Vergangenheit. Fühlt ihr die Schmetterlinge im Bauch, als es hiess, dass ein Klassenlager ansteht? Eine Ode von Redaktorin Maja an die prägendsten Wochen ihrer Schulzeit.

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Shot of kids sitting together over a bunk bed and watching a movie on a digital tablet at home

Im Klassenlager ist das Leben eine einzige spannende Party.

Getty Images

Das erste Klassenlager war krass. Primär, weil ich krass verschossen war. In Kai, den Klassenbeau. Natürlich wollte Kai nichts von mir wissen. Ich derweil hegte grosse Hoffnung, dass wir spätestens im Klassenlager doch zueinander finden.

Ich packte meine Buffalos ein, meine Schlaghosen, Batik-Shirts, all in. Schliesslich hiess es, dass wir uns abends hübsch machen, um Spiele zu spielen. Also offiziell.

Inoffiziell wussten wir, dass wir uns vor allem auf die Nachtruhe freuten. Nach dem Lichterlöschen fing der Spass schliesslich erst an: Schaffen es die Mädchen ins Bubenzimmer? Die Buben ins Mädchenzimmer? Kai zu mir? Ich zu Kai?

Spoiler: Kai schaffte es ins Mädchenzimmer. Wo er sich dann aber lieber in Carlas Bett legte. Alle standen auf Carla. Ich bin heute noch etwas neidisch.

Na, wer mag mit 30 Goofen umsteigen?

Jedenfalls standen wir also alle am Bahnhof. Rund um uns Mütter, die sich zusammenrissen, nicht loszuheulen (verstehe ich heute voll), coole Dads und Geschwister, die es kaum erwarten konnten, dass unser Zug Richtung Saas Fee endlich losfährt.

Da waren wir dann also. Im reservierten SBB-Abteil. Mit Mini Pic, Cervelats und Kägi Fret. In Saas Fee erwartete uns ein sehr typisches Klassenlager-Haus. Viel Holz. Küche, die an eine Chromstahl-Explosion erinnert. Eckbänke, Massenschlag, Kajüten-Betten, eine Terrasse. Und Gemeinschaftsduschen.

Mädchen im dritten, Jungs im vierten Stock.

Die Lehrer immer leicht gestresst. Kein Wunder. Ein Umsteigen mit 30 nicht zuhörenden Goofen ist streng. Das Schlusslicht, meist ich, hat sich dann auch noch den Fuss gebrochen. Wenigstens auf dem Heimweg.

Schülerreise

Na, wisst ihr noch, wie schön es war?

Getty Images/Tetra images RF

Im Lager dann viel wandern (uncool damals, heute voll toll), Outdoor-Unterricht (aufregend), Schlangenbrot und Wurst (Welt, was willst du mehr?) und daheim hie und da Küchendienst.

Dazwischen kleine Liebeleien unter Schülerinnen und Schülern. Mal ein Alkopop-Getränk oder eine heimlich geklaute Packung Zigis von den Eltern daheim. Gesellschaftsspiele, Kartenspiele und hie und da ein Telefonat mit der Familie daheim.

Kein Tik Tok, kein Snapchat, kein Instagram, keine Handys. Voll den Moment geniessen statt Moment zu verpassen, weil busy mit Social Media.

Es gab Schimpfis und Ströfzgi

In bester Erinnerung ist mir die erste Nacht geblieben. Wir wollten zu den Jungs. Die trauten sich nicht zu uns. Die Hosen. Logisch stand der Lehrer vor unserer Türe und leuchtete uns ins Gesicht, als wir hoch zu den Buben wollten.

So ging das die ersten paar Nächte. Erst in der vierten schafften es Kai und 3 andere Buben zu uns ins Zimmer. Nach 10 Minuten wurden wir erwischt. Es gab Schimpfis und Ströfzgi und wir fanden es schlimm.

Heute weiss ich von befreundeten Lehrer:innen, dass sie heimlich stolz sind auf Kinder, die es wissen wollen. Und dass sie ihnen meist ein paar Minuten schenken, bevor sie sie «erwischen». Herzig!

Das absolute Highlight meines ersten, aber auch das Highlight all meiner Klassenlager, war jeweils der Abschlussabend. Es gab immer Disco. Mit Slow Musik. Geschlossen tanzen, erste Berührungen, erstes Herzklopfen, erstes Händchen halten.

Mit Kai gabs kurzfristig ein kleines Happy End. Am Abschlussabend unseres dritten gemeinsamen Klassenlagers knutschten wir in der Chromstahl-Explosion-Küche. Auf dem Heimweg an einem Freitag entschieden wir im reservierten SBB-Zugabteil, dass wir miteinander gehen.

Am Montag machte er Schluss. Per Zettel.

Fun Fact: Kai ist heute Lehrer. Und einer meiner besten Freunde. Kai sagt, dass die Klassenlager heute noch das Highlight der Schuljahre sind. Beim nächsten darf ich als Helferin mit. Meine einzige Sorge: Wie schaffe ich es, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen, wenn ich die Jungs und Mädchen zurecht weise, die nach dem Lichterlöschen zueinander schleichen wollen?

Maja Zivadinovic
Maja ZivadinovicMehr erfahren
Von Maja Zivadinovic am 17. September 2024 - 18:00 Uhr