In der Schweiz sind Männer bei der Geburt ihres Kindes im Durchschnitt 35,3 Jahre alt. Das zeigt eine Auswertung des Bundesamtes für Statistik. Ganz anders sieht das bei Profifussballern aus. Zwar haben wir diese These nicht wissenschaftlich untersucht. Die regelmässigen Baby-News legen diese Vermutung aber nahe. Das neuste Beispiel stammt aus dem Ausland: Ende Dezember berichtete unter anderem Gala.de, dass Erling Haaland und seine Freundin Isabel zum ersten Mal Eltern geworden sind. Der norwegische Fussballstar ist 24 Jahre alt.
Ähnliche Meldungen gibt es auch aus der Schweiz. Breel Embolo (27) war bei der Geburt seines ersten Kindes, Tochter Naliya, gerade einmal 21 Jahre alt. Zweieinhalb Jahre später brauchte seine Partnerin Naomi das zweite gemeinsame Kind zur Welt, Sohn Clay. Ein ähnliches Bild bei Manuel Akanji (29): Der Schweizer Innenverteidiger ist inzwischen 29 Jahre alt, seine drei Kinder mit Ehefrau Melanie kamen 2024, 2022 und 2020 zur Welt – das erste also, als der Manchester-City-Spieler noch 24 Jahre alt war.
Diese Liste junger Fussball-Väter liesse sich lange weiterführen – mit nationalen wie internationalen Namen. Da wäre zum Beispiel Silvan Widmer (31), der mit 25 Jahren zum ersten Mal Vater wurde. Inzwischen haben der 31-Jährige und seine Frau Céline zwei Töchter im Alter von sieben und vier Jahren. Oder der Deutsche Leroy Sané (29), der mit 22 Jahren die erste Tochter in seinem Leben begrüssen durfte. Oder der brasilianische Fussballstar Neymar (32), der sogar erst 19 Jahre alt war, als er zum ersten Mal Papa wurde. Nun kommt bald das vierte Kind.
Sehnsucht nach Konstanz und Sicherheit
Was aber ist der Grund dafür, dass anscheinend gerade Profifussballer früh Kinder haben? Bild.de ging vor einiger Zeit einer ganz ähnlichen Frage nach – jener nach der frühen Ehe von Fussballern. Dazu befragte die deutsche Zeitung Julia Porath, die unter anderem das Internat des Nachwuchsleistungszentrums von Borussia Dortmund leitete und pädagogische Mitarbeiterin im Internat des Hamburger SV war.
Julia Porath beobachtete zum einen, dass Fussballer schon früh merken würden, dass sie auch von der Frauenwelt begehrt werden. Gleichzeitig würden sie meist früh von daheim ausziehen und tiefe Freundschaften seien selten: «Sie sehnen sich nach einer frühen, festen Beziehung, um zumindest im privaten Umfeld innerhalb des schnelllebigen Fussballgeschäfts eine Konstante und Sicherheit zu haben.» Zudem blieben sie anschliessend häufig bei ihrer ersten Freundin, weil sie sich noch aus einer Zeit kennen würden, in der Geld und Ruhm noch keine Auswahlkriterien gewesen seien.
«Können sich eine Familie leisten»
In die gleiche Richtung ging auch die Erklärung von Gunter Pilz, einem Honorarprofessor am sportwissenschaftlichen Institut der Universität Hannover, als er vor einigen Jahren ebenfalls zur Ehe-Frage Auskunft gab. Auch er sprach gegenüber dem «Weser Kurier» von einem Stück «Schutz und Geborgenheit in einem Milieu, das durch Konkurrenz und Ellenbogenmentalität geprägt ist». Ebenfalls seien die Sportler starken körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt. «Da bietet die Ehe einen Ort, wo man die Seele baumeln lassen kann.» Als weitere Erklärung für frühe Hochzeiten führte Pilz den Wohlstand von Profifussballern an: «Profifussballer sind in relativ frühem Alter finanziell unabhängig und können sich eine Familie leisten.»
Auch wenn diese Argumente im Zusammenhang für frühe Eheschliessungen aufgeführt werden – sie dürften auch mit ein Grund sein, wieso Fussballer vergleichsweise früh Kinder haben: Wunsch nach Geborgenheit, frühe, feste Beziehungen, finanzielle Unabhängigkeit. Zudem könnte es sein, dass sie früher erwachsen sind, weil sie schon in jungen Jahren von zuhause ausgezogen sind und auf sich selber gestellt waren.
«Ziemlich normal eben»
Und was sagen die jungen Fussballer selber zu ihren frühen Vaterfreuden? Der deutsche Borussia-Dortmund-Spieler Waldemar Anton, der gemäss Brisant.de mit 28 Jahren schon zwei Kinder hat, meinte einst in einem Interview mit dem «SWR»: «Zeit mit der Familie zu verbringen, vor allem mit den Kindern wilde Sachen zu machen, das ist ein grosser Rückhalt für mich.»
Breel Embolo wiederum sprach rund ein Jahr nah der Geburt seiner Tochter Naliya mit der «Aargauer Zeitung» über sein Leben als Jungvater und meinte: «Die Geburt meiner Tochter hat sicher sehr, sehr viel geändert in meinem Leben. Es hat mir gezeigt, dass es neben dem Fussball, neben meinen Kollegen, noch etwas anderes gibt.» Seine Tochter gebe ihm viel Kraft und Zeit – und sprach damit auch das frühe Aufstehen im Vergleich zu früher an. Er habe auch gelernt, alles im Leben noch positiver zu sehen. Und dass es Schlimmeres auf der Welt gebe, als wenn man ein Fussballspiel verliere. «Auch wenn der Fussball in meinem Leben eine der wichtigsten Sachen ist. Aber ich glaube, ich liebe meine Tochter noch etwas mehr als den Fussball.»
Vor rund einem Jahr verriet auch Manuel Akanji im Interview mit der «Schweizer Illustrierte», dass heute das Wohlergehen seiner Familie das Wichtigste für ihn sei. Und bei einem Besuch der «Sonntagszeitung» in Manchester gab der Teamkollege von Erling Haaland am Rande des Gesprächs Einblick in den Familienalltag: Als um 16 Uhr die Gesprächszeit um war, sagte Akanji, dass der Rest des Tages der Familie gehöre. Und wenn die Söhne irgendwann im Bett seien, sehe er mit seiner Frau Melanie vielleicht noch etwas fern. «Ziemlich normal eben.»