Der Chorraum ist in warmes Licht getaucht, als Sandra Boner, 46, Nelson, 11, und Miles, 10, dicht beieinanderstehen und flüsternd Kerzen anzünden. «Das ist bei uns Tradition», sagt die SRF-Moderatorin, und die Schatten tanzen über ihr Gesicht. In die St. Ursen-Kathedrale in Solothurn kommen die drei gerne. 2012 waren ihre Buben die Ersten, die nach der Einweihung des marmornen Taufsteins hier den Segen erhielten.
In der Weihnachtszeit gehört für sie das gemeinsame Basteln und Backen, der Adventskalender und ein Kranz mit Kerzen dazu. Aber auch Rorate-Gottesdienste, Adventskonzerte und die Mitternachtsmesse am 24. Dezember sind Fixpunkte im Familienkalender. 2020 fällt Letzteres leider weg. «Ich gehe zwar nicht jede Woche in die Kirche, aber ich glaube an Gott», sagt Sandra Boner und fügt lächelnd hinzu: «Heute glaube ich mehr als früher. Das Glück, Kinder zu haben, und meine Hochs und Tiefs stärken mich zu glauben, dass da noch etwas mehr sein muss.»
«Da muss noch etwas mehr sein.»
Sandra Boner, SRF-Moderatorin
Mit ihren Söhnen mache sie es so, wie es in ihrer Kindheit auch war: ab und zu eine Messe besuchen, religiöse Feste feiern und regelmäs-sig Danke sagen. «Die Jungs haben beide ihre Erstkommunion gefeiert, und als Singknaben erleben sie die Liturgie im Gottesdienst.» Etwas liegt der stolzen Mutter ganz besonders am Herzen: Nächstenliebe. «Diese Werte lebe ich Nelson und Miles täglich vor. Sie sollen auch spüren, dass sie nie allein sind und aus dem Glauben Hoffnung schöpfen können», sagt Sandra Boner. «Was sie später mit dem Gelern-ten machen, entscheiden sie aber selbst», ergänzt sie und streicht ihrem Jüngsten liebevoll eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
Ein bisschen höher noch, dann hat Amélie es geschafft: Mit Papas Hilfe schmückt ihr selbst gebastelter Stern die Spitze des Weihnachtsbaums. «So schön!», ruft sie glücklich. Die Vorfreude auf das Dekorieren war riesig. Jetzt wuseln die Tächter von Sandro Cavegn, 36, um die Tanne herum, hängen hier eine Kugel auf und da ein Engelchen. Stolz schaut der Ex-Mister-Schweiz seinen Meitle zu. «Uns ist es sehr wichtig, ihnen nicht nur Geschenke zu geben, sondern auch den Geist von Weihnachten zu vermitteln», sagt er.
Als Bub habe er viel Zeit mit seiner Grossmutter verbracht, mit ihr Gottesdienste besucht. Die Erinnerungen an Gebete und Traditionen prägen ihn noch heute: «Gott ist Liebe», sagt er überzeugt. Er und seine Frau Iva, 36, wünschen sich, dass Ella, 3, und Amélie, 5, dies einst auch so empfinden. Ganz einfach sei das in der heutigen Zeit aber nicht. Damit es trotzdem klappt, lesen sie mit ihrer Mutter passende Kinderbücher, sie zünden Kerzen an und singen Weihnachtslieder. Und ihr Vater zeigt ihnen, wie man betet. «Ich bedanke mich jeden Abend für alles, was ich habe und erleben darf, denn das ist nicht selbstverständlich», sagt Sandro Cavegn. Mit seinen Gebeten schicke er gute Gedanken ins Universum hinaus – und Gutes komme zurück. Das sei eine der wichtigsten Lektionen, die er weitergeben wolle. «Der Glaube hat viel mit der Kraft der Gedanken zu tun.» Auch Iva integriert die Religion in ihren Alltag, allerdings ohne regelmässige Kirchenbesuche: «Ich bin im Herzen gläubig und sehr dankbar dafür, denn es treibt mich im Leben an, ganz besonders in schwierigen Zeiten», sagt sie.
«Gebete sind positive Glaubenssätze.»
Sandro Cavegn, Ex-Mister-Schweiz
Die Ornamente hängen, nun ist die Krippe dran. Als Ella das Baby-Figürchen in die Arme des Engels Gabriel legt, müssen die Eltern schmunzeln. «Jesus gehört doch in die Krippe!», sagt Amélie, die skeptisch ist, ob daneben noch Platz für Päckli bleibt. Bei ihren bescheidenen Wünschen ganz bestimmt: «Ich hätte gern eine Puppe.»Sandro Cavegn mit seiner Frau Iva und den Töchtern Amélie und Ella (r.) beim Schmücken des Weihnachtsbaums.
Warm eingepackt kuschelt sich Lisa, 1, an ihren Vater. Im Hintergrund thront das Matterhorn, das Mädchen aber hat nur Augen für ihr heiss geliebtes Adventsbuch. «Engi! Engi!», ruft sie, macht grosse Augen und zeigt auf den Engel. «Sie kann das Buch fast auswendig», sagt Elia Zurbriggen, 30, und lacht. «Seit dem 1. Dezember lesen wir täglich darin», fügt seine Frau Loredana, 30, hinzu und zieht dem fünf Monate alten Janis, fünf Monate, die Wintermütze hoch.
«Religion spielt in unserem Leben eine zentrale Rolle», sind sich die zweifachen Eltern einig. Beide haben bereits als Kinder den katholischen Glauben mit auf den Weg bekommen. «Mein Glaube macht mich zutiefst dankbar, er gibt mir Halt und zeigt mir den Weg», sagt der ehemalige Skirennfahrer, der neu in Findeln ob Zermatt VS das Restaurant @paradise führt. Seine Frau erlebt es ganz ähnlich: «Dank meinem Glauben an Gott habe ich nie Angst.» Dieses Vertrauen wünscht sich das Paar auch für ihre Schätze Lisa und Janis. In täglichen Gebeten, Liedern und Bibelgeschichten führen sie die Geschwister langsam an die Religion heran. Es sei herzig, wie ihre Tochter vor jedem Essen auf das Aufsagen eines Tischgebets bestehe.
«Wichtig ist die Geschichte hinter dem Fest.»
Elia Zurbriggen, ehemaliger Skirennfahrer
Besonders die Weihnachtszeit mit ihren vielen Traditionen sei magisch. Dabei geht es den Eltern aber um viel mehr als den kommerziellen Aspekt. «Natürlich, auch bei uns hat der Samichlaus Platz, und die Kinder bekommen an Heiligabend ein Geschenk zum Auspacken. Am wichtigsten sind uns aber die Geschichte hinter dem Fest und die gemeinsame Familienzeit», sagt die junge Mutter. Da entdeckt ihre Tochter das Baby im Buch, dessen Namen sie schon lange kennt: «Esus!»
«Seid ihr bereit?», fragt Ruth Humbel, 63, und schaut nochmals zu Flavia, 29, und Fabian, 26, bevor sie am Klavier die Tasten anschlägt. In der Familie der CVP-Nationalrätin ist Musik das ganze Jahr über wichtig, ganz besonders aber zu Weihnachten: «Es gab zum Fest keine Geschenke, bevor wir nicht unser Singbuch mit den Weihnachtsliedern durchgespielt und gesungen hatten», erinnert sich Fabian, und alle lachen.
Religion spielt von Kindesbeinen an eine Rolle im Leben von Humbels Nachwuchs. Sie beten regelmässig und besuchen Gottesdienste – «oft mit unserem Grosi» –, sie sind Ministranten, und Flavia spielt Orgel. Ihre Mutter begleitet sie gerne spätabends, wenn sie in der leeren Kirche ungestört für die Messe übt. «Meine Tochter spielt besser als ich», merkt die Politikerin stolz an.
«Unsere religiösen Traditionen und Rituale geben uns Sicherheit und Geborgenheit.»
Ruth Humbel, CVP-Politikerin
«Mir gibt der Glaube auch heute noch Halt im Leben und ein Gefühl von Heimat», sagt ihre Tochter. Für Fabian ist er eine schöne Tradition. «Ich geniesse es sehr, wenn wir an religiösen Feiertagen zusammenkommen und uns auf das Wesentliche, die gemeinsame Zeit mit der Familie, besinnen.» Diese ist, seit er und seine Schwester ausgezogen sind, natürlich seltener geworden. Doch der Zusammenhalt bleibt. Ruth Humbel: «Unsere religiösen Traditionen und Rituale geben uns Sicherheit und Geborgenheit, und sie verbinden uns immer wieder, auch wenn meine Kinder ihre eigenen Wege gehen.»