Der gemeinsame Weg von Milla Jovovich, 44, und Paul W. S. Anderson, 55, begann 2002 mit der Produktion von «Resident Evil», dem ersten Horror-Action-Film zum gleichnamigen Computerspiel. Ein Kollege habe schon beim Casting gemeint, sie beide, das sei ein Volltreffer, erzählt Anderson im Interview mit dem NZZ am Sonntag Magazin. Und der Kollege sollte Recht behalten. Der Regisseur und die Schauspielerin wurden ein Paar, drehten fünf weitere Filme des erfolgreichen Action-Horror-Spektakels, und bekamen zusammen drei Töchter: Ever Gabo, 13, Dashiel, 5, und die mittlerweile zehn Monate alte Osian.
Und die Lust auf Action ist dem Traumpaar offenbar noch nicht vergangen: Im Januar startet in den Kinos «Monster Hunter», das neuste Werk des erfolgreichen Duos. Um den Film zu promoten, geben die beiden derzeit fleissig Interviews. Und geben dabei wie immer auch einiges aus ihrem Familienleben preis. Anders als auf dem Filmset, wo Paul der Chef ist, sei es daheim in Los Angeles sie, die stärker auf Disziplin achte, sagt Milla Jovovich. Ihr wichtigster Grundsatz bei der Erziehung ihrer drei Töchter ist aber gutes Teamwork, wie sie erzählt: «Als ich mit unserer ersten Tochter schwanger war, haben wir besprochen: Was immer auch ist, wir werden vor den Kids dieselbe Position einnehmen. Wir fahren eine Linie und würden uns nie vor ihnen über eine Frage streiten. Und wenn wir einmal nicht einer Meinung sind, besprechen wir das später unter uns. Zu Hause gibts also keinen Regisseur, der allein das Sagen hat.» Zumal in der Familie offenbar schon eine dritte starke Stimme nachrückt, wie das Paar weiter erzählt.
Tochter Ever, die im letzten Teil von «Resident Evil» eine Nebenrolle spielt, scheint nämlich ziemlich genau zu wissen, was sie will. Schon mit fünf Jahre sagte sie, dass sie Schauspielerin werden möchte. «Wir sagten, dann müsse sie Schauspielunterricht bekommen. Wir dachten, wenn sie merkt, dass sie jedes Wochenende dafür draufgeben muss, wird sie von der Idee ablassen.» Doch wie sich inzwischen gezeigt hat, ist es Ever ernst mit ihrem Berufswunsch. «Sie hatte auch am Set Spass. Und das ist für uns das Wichtigste: Wir wollen, dass sie glücklich ist», sagt Mama Milla. Und Papa Paul erzählt voller Stolz, wie sehr ihn seine Tochter an ihre talentierte Mutter erinnere. «In einer Szene um eine Beerdigung war sie auf den Punkt genau emotional da und hat geweint.»
Langsam scheinen sich die Eltern also mit dem Berufswunsch ihrer Erstgeborenen anfreunden zu können. Sie geben aber zu, anfangs nicht begeistert gewesen zu sein. «Erst waren wir ein bisschen schockiert ... Weil ich weiss, wie schwer ein Leben als Schauspielerin sein kann», sagt Milla Jovovich. «Du musst viel wegstecken – durch das Internet sind Schauspieler und Celebritys auch das beliebteste Ziel für wüste Beschimpfungen. Jeden einzelnen Tag liest du irgendeine neue Scheisse über dich selbst.»
Die Mutter ist deshalb froh, dass ihre älteste Tochter schon viel Selbstvertrauen ausstrahle. Und das hat einen bestimmten Grund.
Ever macht Taekwondo, eine koreanische Kampfkunst, seit sie zweieinhalb Jahre alt ist. «Wenn sie einen Raum betritt, total aufrecht und stolz, weiss sie, dass sie jeden in den Arsch treten könnte. Das habe ich mir immer für sie gewünscht», sagt Milla Jovovich. Das entspricht ganz den Ideen der Schweizer Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm, die sich daran stört, dass viele Mädchen heute zu brav und zu angepasst seien.
Und dann lüftet Milla Jovovich das Geheimnis, wie es die vielbeschäftigten Eltern schaffen, sich auch um ihr eigenes Wohl zu kümmern – ohne dass dabei Zeit mit ihren Mädchen draufgeht: Sie stehen richtig früh auf. «Wenn ich um 4 Uhr 30 zum Sport aufstehe, schlafen die Kinder. Ich stehe lieber um 4 Uhr 30 auf und komme abends früher nach Hause und spiele mit meinen Kindern, als um 5 Uhr 30 aufzustehen und abends eine Stunde Fitness machen zu müssen, statt bei den Kindern zu sein.»
Es sei zwar nicht lustig, so früh aus den Federn zu müssen. «Aber dafür trainieren Paul und ich dann zusammen.» Und der Rest des Tages sei danach viel leichter zu bewältigen, weil man sich schon so sehr angestrengt habe, dass alles danach irgendwie sei wie «Aaach, gar kein Problem!» – Sogar, wenn die Tochter wie die Mama Actionheldin werden will.