Wenn ein Paar Kleinkinder hat und sich trennen will, wie soll es vorgehen, beziehungsweise wie kommuniziert man gegenüber Kleinkinder eine Trennung?
Im Idealfall erklären die Paare dem Kind gemeinsam, dass sie sich trennen. Wichtige Botschaften können sein: Obschon jemand jetzt an einem anderen Ort lebt, verschwindet diese Person nicht und ist weiterhin für das Kind da. Sie lebt einfach an einem anderen Ort - so, wie zum Beispiel auch die Grosseltern, der Götti oder andere Bezugspersonen. Dies kann mit Spielzeug (Figuren, Papierkreise etc.) oder auch Bilderbüchern zum Thema verdeutlicht werden.
Viele Eltern haben Angst, dass sie ihre Kinder mit einer Trennung traumatisieren. Sind diese Ängste gerechtfertigt?
Eine Trennung bedeutet für die meisten Kinder einen Einschnitt und löst viele Fragen und Ängste aus. Wenn es den Eltern gelingt, einen respektvollen Umgang miteinander trotz allfälliger Konflikte oder Verletzungen zu finden, unterstützt dies die Verarbeitung und Integration der Trennung in die eigene Lebensgeschichte der Kinder.
Ein Beziehungsabbruch sollte vermieden werden; der andere Elternteil ist und bleibt eine wichtige Bezugsperson für das Kind und sollte dafür respektiert und wertgeschätzt werden. Ob eine Trennung traumatisierend erlebt wird, hat viel mit dem Verhalten der Erwachsenen zu tun. Gegenseitige oder einseitige Abwertungen der Eltern bringen das Kind in eine sehr schwierige Situation. Die Eltern sollten sich unbedingt Unterstützung suchen, um einen gemeinsamen Weg als Eltern zu finden.
Wie handhabt man eine Trennung mit Teenager-Kindern?
Teenager-Kinder spüren oft, wenn sich Veränderungen anbahnen. Eine offene und sachliche Kommunikation ist daher wichtig. Jugendliche befinden sich in einer Umbruchphase, die Trennung der Eltern kann sie stark verunsichern. Im Idealfall erklären die Eltern den Kindern auch hier gemeinsam, dass sie sich trennen und weiterhin für sie da sind. Hilfreich sind weitere erwachsene Bezugspersonen, die Jugendliche darin stärken, ihren eigenen Weg und ihre eigene Identität zu finden, auch im Umgang mit der Trennung der Eltern.
Bei Betreuungsmodellen mit einer Person, die mehr betreut als die andere: Die Orientierung nach aussen erschwert im Teenager-Alter die Aufrechterhaltung der Beziehung zum weniger betreuenden Elternteil. Hilfreich ist es, wenn der stärker betreuende Elternteil eine positive und unterstützende Haltung gegenüber dem Kontakt zum anderen Elternteil einnimmt.
Wie schafft es ein sich trennendes Paar, das unter Herzschmerz leidet, als Eltern doch noch ein Team zu bleiben?
Dieser Weg ist anspruchsvoll und herausfordernd. Rückschritte und Misserfolge sind möglich, müssen aber von den Erwachsenen mit Disziplin und Grosszügigkeit gemeistert werden. Es kann helfen, sich dabei in Erinnerung zu rufen, dass in der Regel jeder Elternteil zum gesunden Aufwachsen eines Kindes beitragen kann. Beide lieben das Kind und wollen in der Regel das Beste für dieses. Im Idealfall stellen die Eltern mit der Zeit fest, dass sie sich bei der Erziehung gegenseitig ergänzen und auch entlasten können. Hilfreich ist auch das Wissen, dass das Kind nicht «jemandem» gehört, sondern sich selbst – und damit den Eltern nur auf Zeit anvertraut ist.
Wenn alles durch ist, wann ist der richtige Zeitpunkt, Kindern einen neuen Partner, eine neue Partnerin vorzustellen?
Eine generelle Regel gibt es nicht, es kommt auf die Situation und das Alter des Kindes an. Oft ist es sinnvoll, auch den anderen Elternteil über die neue Beziehung zu informieren, damit das Kind nicht zum Geheimnistragenden wird.
Es heisst, dass Kinder oft die Schuld bei sich suchen, wenn sich Eltern trennen. Ist das wahr und wenn ja, wie kann man dem entgegenhalten?
Wenn es den Eltern nicht gut geht, fühlen sich die Kinder oft schuldig. Die Gründe der Erwachsenen für eine Trennung sind gerade für kleinere Kinder nicht nachvollziehbar, die Kinder suchen dann nach Erklärungen und landen bei sich selbst. Es ist deshalb wichtig, dem Kind deutlich zu machen, dass es an der Trennung keine Schuld trägt und diese eine Entscheidung der Erwachsenen ist und diese darum bemüht sind, eine gute Lösung zu finden.
Dabei dürfen und sollen Emotionen auch angesprochen werden: Es darf zum Beispiel genannt werden, dass beide Elternteile traurig, vielleicht auch wütend sind und dass solche Emotionen auch bei den Kindern legitim sind. Bei älteren Kindern ist es hilfreich, wenn klar vereinbart wird, dass das Kind die STOP-Karte o.ä. zeigen darf, wenn sich die Eltern in seiner Gegenwart streiten. Es ist wichtig zu signalisieren, dass die Verantwortung immer bei den Eltern liegt, die einen gemeinsamen Weg finden müssen.
Was ist sonst noch wichtig bei einer Trennung?
In einer Trennungssituation sind die Eltern in der Regel stark mit sich selbst beschäftigt. Kinder reagieren je nach Alter und Typ sehr unterschiedlich auf eine solche Belastungssituation. Es ist wichtig, die Ängste und die Trauer der Kinder wahrzunehmen, ernst zu nehmen und wertzuschätzen. Es ist eine Veränderung, die Kinder aber in der Regel nach einiger Zeit gut bewältigen können. Kinder leben vorwärts, sie haben keine Wahl, sie müssen sich anpassen. Die Eltern können das Kind am besten unterstützen, wenn sie die Trennung für sich selbst gut verarbeiten und sich weiterhin auch in ihrer Elternrolle respektieren.
Wichtig ist, dass sich Eltern rechtzeitig Unterstützung holen, wenn der Kontakt zum anderen Elternteil belastend ist. Die Sozialen Dienste stehen Bewohner*innen in der Stadt Zürich mit verschiedenen, kostenlosen Beratungsangeboten zur Seite.
Anmerkung der Redaktion: Alle Antworten wurden gemeinsam von der Mütter- und Väterberatung, Familienberatung und FEU, Fachstelle Eltern und Unterhalt der Sozialen Dienste der Stadt Zürich formuliert.
Beratungsangebote der Stadt Zürich
Für Eltern mit Kindern bis 5 Jahre: Mütter- und Väterberatung
Für Eltern mit Kindern ab Kindergarten: Familienberatung
Für Fragen zur Betreuungsregelung oder Unterhaltsvereinbarung: Fachstelle Elternschaft und Unterhalt
Für Jugendliche: Jugendberatung
Zudem können sich Kinder und Jugendliche auch vertrauensvoll an die Schulsozialarbeiter*innen im Schulhaus wenden.