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Achtung, Falle!

Wie wir quengelnden Kindern NICHT helfen

Wenn sich das Kind wütend zu Boden wirft oder aus lauter Langeweile quengelt, wollen Eltern möglichst schnell Linderung für den Nachwuchs und sich selber. Also bieten sie Ablenkung an. Warum das nicht immer eine gute Idee ist und wie man es besser machen kann.

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Small girl having a tantrum on the pavement.

Wenn das Kind tobt, wollen wir ihm möglichst schnell helfen. Das kann aber auch mal contraproduktiv sein.

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Ein quengelndes Kind auszuhalten, kann für Eltern zur grossen Geduldsprobe werden. Kein Wunder also, dass Mütter und Väter primär daran interessiert sind, das Kind möglichst schnell aus seiner misslichen Gefühlslage zu befreien. Hier kommt die Ablenkung ins Spiel. Egal, ob Süssigkeiten, Fernsehen oder Handy: Wenn das Gebrüll heftig ist, sind wir um alles froh, dass die Kinderseele beruhigt und den Lärmpegel senkt.

Negative Gefühle einfach mal aushalten

Manchmal gibt es nicht mal einen Auslöser, der dazu führt, dass das Kind unzufrieden auf dem Boden rumrollt, quengelt, weint und uns wissen lässt, dass ihm gerade gar nichts recht ist. Also greifen wir in die Trickkiste, bieten Fingerverse an, wollen lustige Lieder singen oder drei Lieblingsbücher zur Auswahl geben.

Ganz im Sinn von Hauptsache das Gequengele hört auf, sind wir zu fast allem bereit und vergessen dabei oft das Wesentliche: das Aushalten von Langeweile, schlechter Laune oder Wut. 

Violent mother yelling at daughter

Bei hässigen Kindern wollen wir möglichst schnell für Linderung sorgen.

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Das einfachste Mittel schlecht gelaunte oder wütende Kinder zu beruhigen, ist das Smartphone oder der Fernsehen. Vor allem, wenn der Wutanfall gerade in einem Restaurant oder im Zug passiert, schämen sich Eltern gerne mal und greifen zum Handy. Solange aus der Ausnahme keine Regel wird, ist das auch kein Problem.

Kinder müssen das Bewältigen von negativen Gefühlen üben können

Wird der Griff zum Bewegtbild zum Usus, kann das sich das erheblich auf das Verhalten von Kindern auswirken, haben US-Forscher:innen rausgefunden. Wer sofort Bildschirmzeit anbietet, nimmt seinem Nachwuchs die Möglichkeit, das Bewältigen von unangenehmen Situationen zu üben und zu festigen. Das damit einhergehende Defizit ist später nur schwer zu beheben. 

Kind am Handy

Wer dem Kind zu oft ein Handy in die Hand drückt, hat zwar Ruhe, macht dem Nachwuchs langfristig aber keinen Gefallen.

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Aber auch pädagogisch wertvollere Ablenkungen wie eben Fingerverse, Lieder singen oder Bücher anschauen können sich negativ auf die Gefühlswelt auswirken. Obwohl sie in der Situation wirksam sein können, verhindern auch sie die Selbstregulierung beim Bewältigen von negativen Gefühlen.

Kinder brauchen unbedingt die Möglichkeit und Chancen, zu lernen, dass man negative Gefühle selber aushalten und überstehen kann. Jedes Erfolgserlebnis hilft ihnen auf ihrem Weg. Deswegen: Egal, wie verlockend es ist, das quengelnde oder schreiende Kind mit wenigen Kniffs abzulenken, sollten wir drei Mal tief ein- und ausatmen und mit dem Kind durch seine Emotionen gehen. Ja, auch dann, wenn der Wut- oder Trotzanfall gerade in einem Restaurant oder im Zug passiert.

Statt also die Faust im Sack zu machen oder das Handy aus der Tasche zu holen, liefern wir 7 Ideen, wie ihr euren Kindern das nächste Mal beistehen könnt.

 

1. Verständnis formulieren

Sagt dem Kind explizit, dass ihr versteht, dass es gerade wütend, traurig oder gelangweilt ist. Erklärt ihr, wie es zu der Situation gekommen ist und formuliert aus, dass ihr da seid und mit ihm zusammen durch die Gefühle geht, bis die grosse Welle der fiesen Emotion vorbei ist.

2. Kuscheln anbieten

Setzt euch aufs Sofa, öffnet die Arme und bietet dem Kind an, dass es sich zu euch kuscheln und streicheln lassen darf, wenn es mag.

3. Szenenwechsel vorschlagen

Zwar eine Form von Ablenkung, aber sicher nicht falsch, ist das Anbieten von frischer Luft. Oft recht es, eine Szenerie zu verlassen, um aus der Negativspirale rauszufinden. Ein Spaziergang an der frischen Luft kann Wunder wirken.

4. Sich rausnehmen

Wir wissen, es ist enorm schwierig, ein Kind sich selber zu überlassen, wenn es gerade leidet. Manchmal aber machen wir den Kleinen den grössten Gefallen, wenn wir es einfach mal schnell in Ruhe lassen und ihm die Chance geben, sich selber zu regulieren.

5. Hilfe und Unterstützung anbieten

Sagt dem Kind, dass ihr für sie/ihn da seid, wenn es es braucht. Sagt, dass ihr gerne helft, es aber auch versteht und unterstützt, wenn es lieber einen Moment für sich haben will.

6. Zusammen nach Lösungen suchen

Wenn das Kind nicht mehr ganz ausser Rand und Band ist, kann man anbieten, gemeinsam nach Lösungen und Wegen zu suchen, die ihm helfen.

7. Ruhe bewahren

Wer schon einmal ein wütendes oder quengelndes Kind erlebt hat, weiss: Die Kleinen haben einen grossen Schnauf. Da kann es sehr herausfordernd sein, selber Ruhe zu bewahren. Genau dies ist aber von elementarer Wichtigkeit, zumal sich Kinder nach ihren engsten Bezugspersonen orientieren.

Wer Mühe hat, die eigenen Emotionen zu kontrollieren, kann und darf sich jederzeit an den Elternnotruf, die Mütter- und Väterberatung seines Wohnortes oder andere Fachstellen wenden. Oft reichen schon kleine Dinge wie Yogaübungen, autogenes Training oder Meditationen.

Von mzi am 3. Oktober 2023 - 07:00 Uhr