«Nein Pascal, ich denke nicht. Mit meiner Brusttasche fühle ich mich heute wie ein Talahon. Wenn du denkst, es gibt keine Stufe mehr und stolperst. -5000 Aura.» Nein, wir haben uns weder vertippt noch haben wir die deutsche Sprache verlernt.
Was für manche Erwachsene wie Kauderwelsch klingt, ist bei Teenagern Alltag. Das Phänomen der Jugendsprache ist schliesslich kein neues. Neu sind jeweils nur Ausdrücke, die dazu kommen.
Warum wir ausgerechnet jetzt über eben diese Jugendwörter und Ausdrücke reden, hat einen einfachen Grund: Langenscheidt hat aktuell zehn Jugendwörter zur Auswahl, für die wir voten können. Der Ausdruck mit den meisten Votings wird am 19.10. offiziell zum Jugendwort des Jahres gekürt.
Damit wir aber entscheiden können, welchem Finalisten wir unsere Stimme geben, müssen wir zuerst einmal verstehen, wofür die Ausdrücke überhaupt stehen. Wir haben uns schlau gemacht.
Schere ist ein Begriff, der bei Online-Spielen genutzt wird. Er steht zum einen für ein Schuldeingeständnis und zum anderen wird er als Bekenntnis genutzt, wenn man etwas verbrochen hat.
Digga, alternativ auch Diggah, wird als Anrede für Freunde, Kumpels und Bekannte genutzt. Der Ausdruck ist, trotz seiner Ähnlichkeit zu «Dicker», nicht beleidigend gemeint und schon sehr lange ein fester Bestandteil der Jugendsprache.
Akh kommt aus dem Arabischen und heisst Bruder. Akh wird als Anrede unter Kumpels verwendet. Ein Beispiel: «Was geht morgen Abend, Akh?»
Der Ausdruck Aura bezieht sich auf die persönliche Ausstrahlung oder den Status. Aura wird oft scherzhaft verwendet. Ein Beispiel: «Wenn du denkst, es gibt keine Stufe mehr und du stolperst: -5000 Aura!»
Yurr wird als Begrüssung und Einleitung einer Frage verwendet. Zum Beispiel so: «Yurr! Was ging am Wochenende?»
Der Begriff wurde durch die RTL2-Sendung «Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt» bekannt und wird genutzt, um einer Aussage abzulehnen. Beispiel: Wenn der Mann sagt, dass die Frau sich als erstes melden und die Dates planen soll – «Nein Pascal, ich denke nicht.» Der Satz wird auch dann genutzt, wenn eine Person unrealistisch hohe Erwartungen hat.
Yolo ist längst in der Jugendsprache etabliert. Schon im Jahr 2012 wurde Yolo zum Jugendwort des Jahres gewählt. Yolo steht für «you only live once» (Du lebst nur einmal). Yolo wird als Rechtfertigung für impulsive oder riskante Entscheidungen verwendet. Ein Beispiel: «Gestern mein ganzes Gehalt für Bubble-Tea und Kleider ausgegeben. Yolo.»
Talahon ist ein arabisches Wort und steht für «Komm her». Eine feste Definition gibt es nicht. Junge Männer, meist mit Migrationshintergrund, benutzen den Begriff und bezeichnen sich gegenseitig als «Talahon». Darunter verstehen sie einen jungen, dominanten Mann, der auf materielle Statussymbole fixiert ist. Die Attribute sind klar: furchtlos, stark und oftmals aggressiv. Ganz nach dem Motto: «Ich lasse mir nichts gefallen.» Ein Beispiel: «Mit meiner Louis-Vuitton-Bauchtasche fühle ich mich heute wie ein Talahon.»
Der Ausdruck steht für grosse Ablehnung, ähnlich dem englischen «Hell no». Ein Beispiel: «Am Sonntag um 7 Uhr aufstehen? Hölle nein!»
«Der Ausdruck wurde im Zusammenhang mit der letzten EM genutzt, wo Pyrotechnik in den Stadien verboten war. Es ist ein Ausdruck der Unterstützung für den Einsatz von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen. Der in diesem Rahmen verwendete Ausdruck Pyrotechnik geht auf den Deutschen Niko Thome zurück. Er ist mit einem Video, welches ihm beim Fan-Gesang auf seinem Balkon zeigt, viral gegangen. Dort singt er die Zeilen «Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen, wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf» mit eingängiger Melodie. Das Lied hat (leider) grosses Ohrwurm-Potenzial und wird von den Jugendlichen gerne mal aus dem Nichts für gute Laune angestimmt.»
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