Es einfach mal auf sich zukommen zu lassen und zu schauen, wie das so wird, und was sie als Eltern wollen, ist offensichtlich nicht ihr Ding. Emily Ratajkowski, 29, macht sich schon sehr genaue Gedanken darüber, was sie sich für ihr erstes Kind wünscht. Und das ist auf den ersten Blick recht unkonventionell, wie das Video und der Beitrag zeigen, die sie für die Coverstory der amerikanischen Vogue zur Verkündung ihrer Schwangerschaft gemacht hat.
Wenn jemand nach dem Geschlecht ihres Kindes frage, würden sie und ihr Mann Sebastian Bear-McClard, 33, nämlich gerne antworten: «Wir kennen das Geschlecht erst, wenn unser Kind 18 Jahre alt ist und es uns offenbart.»
Alle in ihrem Umfeld würden über ihren genderneutralen Ansatz lachen. Doch ihnen sei eben vieles wichtiger als das Geschlecht ihres Kindes. «Wir haben letztendlich keine Ahnung, wer in meinem Bauch wächst. Wer wird diese Person sein? Für welche Art von Person werden wir Eltern? Wie wird sie unser Leben verändern und wer wir sind?»
Und bei all diesen Fragen ist der werdenden Mutter etwas eben besonders wichtig: «Ich mag die Idee, meinem Kind so wenig Geschlechter-Stereotype wie möglich aufzuzwingen», sagt das Supermodel.
Ob sie nun ein Mädchen oder einen Bub bekommen – die Meinungen darüber, was vom jeweiligen Geschlecht zu erwarten ist, seien festgefahren: «Buben machen als Kleinkinder mehr Arbeit, aber sie lieben ihre Mütter so sehr» sei ein gängiges Vorurteil, oder «Mädchen reifen schneller, sind aber so empfindlich».
Sogar schon die Schwangerschaft werde durch das Geschlecht des Kindes beeinflusst, wie Ammenmärchen wie diese weismachen wollen: Ein Bub im Bauch steigert die Lust der werdenden Mutter auf Sex, ein Mädchen nimmt ihr die Schönheit.
Emily Ratajkowski nimmt solche Vorurteile niemandem übel, zumal man einige wohl nicht mal leugnen könne. Aber sie mag es allgemein nicht, wenn man anderen geschlechtsspezifische Vorurteile aufzwingt, und speziell nicht bei Babys.
«Ich möchte meinem Kind ermöglichen, sich mir zu zeigen. Und doch ist mir klar, dass es zwar hoffen kann, seinen eigenen Platz in der Welt bestimmen zu können, aber auf jeden Fall mit den Geschlechtsstereotypen konfrontiert sein wird, bevor es sprechen kann oder überhaupt auf die Welt gekommen ist», so das US-amerikanische Model.
Aber wer weiss, vielleicht müssen auch Emily Ratajkowski und ihr Mann keine achtzehn Jahre warten, bis ihr Baby ihnen ihr Geschlecht ganz deutlich offenbart. Vielleicht wird nämlich – allen elterlichen Bemühungen zum Trotz – auch ihr Töchterchen dereinst monatelang nur bäbelen oder ihr Babysohn bei jeder Baustelle anhalten wollen. Diese Tendenz existiert nämlich tatsächlich, wie Erziehungswissenschafterin Margrit Stamm in einem unserer Interviews zum Thema bestätigt.
Was genderneutrale Erziehung überhaupt heisst, und wie wir unsere Töchter und Söhne möglichst ganzheitlich erziehen, lest ihr nächste Woche in unserem Interview mit Genderforscherin Christa Binswanger von der Universität St. Gallen.