Die Mittagspause verbringt Katharina Locher, 34, auf der Terrasse vor dem Bundeshaus. Ein Salat muss reichen, danach gehts weiter – das Handy immer in Griffweite. Nicht nur wegen der beruflichen Erreichbarkeit, sondern auch wegen der familiären. Söhnchen Felix, geboren am 27. Februar, geht seit Kurzem in die Kita. «Es läuft super – aber man weiss ja nie», sagt die Mama.
Noch hat die SRF-Moderatorin die Gewissheit, innerhalb von wenigen Minuten bei ihrem Sohn sein zu können, falls nötig. Eine SRF-interne Rochade sorgt für einen «Einstieg light» nach ihrer Babypause. Bis Ende November vertritt Locher Bern-Korrespondent Joël Baumann. Dies hat zur Folge, dass sie an ihrem Wohnort zum Einsatz kommt, statt nach Zürich zu pendeln. Baumann seinerseits übernimmt eine Schwangerschaftsvertretung bei «Einstein». Und Katharina Lochers eigene Mutterschaftsvertretung bei «Schweiz aktuell», Catherine Thommen, verlängert ihren Einsatz.
Nicht nur die gesparte Pendel-Zeit kommt der Zweifach-Mama entgegen. «Ich freue mich, wieder eigene Beiträge realisieren zu können. Und zu zeigen, dass ich auch das kann! Neben meinen Moderationen für ‹Schweiz aktuell› kommt das ein bisschen zu kurz.»
Zu Hause haben sich Katharina Locher und ihr Mann fifty-fifty aufgeteilt. Beide – er ist ebenfalls Journalist – arbeiten zu einem Pensum von 70 Prozent. Momentan geht die Aufteilung gut auf. «Aber wenn ich an meinen Arbeitstagen wieder drei Stunden pendeln muss, bleibt schon mehr an ihm hängen», gesteht sie. Und fügt schmunzelnd an: «Ich mache dafür weniger Privates ab als er.»
Einerseits, weil ihr der lange Arbeitsweg ein schlechtes Gewissen bereitet. Andrerseits, weil sie oft einfach viel zu müde ist. «Es ist tatsächlich so, dass zwei Kinder dreimal so viel Arbeit sind wie eines.» Zumal Tochter Sophie, 2, in einem Alter ist, «in dem sie in der kleinstmöglichen Zeit das grösstmögliche Chaos veranstalten kann». So verbringe sie manchmal nach dem Zubettgehen der Kinder eine Stunde nur mit Aufräumen – und habe dabei das Gefühl, allem immer einen Schritt hinterher zu sein: «den Kindern, dem Job, dem Sozialleben. Aber das ist momentan halt einfach so: Ich bin in der Rushhour des Lebens.»
Diese hat sich schon während der Babypause angedeutet, welche bei Katharina Locher auf den Lockdown fiel. «Man stellt sich das ja immer furchtbar romantisch vor. Mami döst mit Baby an der Brust auf dem Sofa und so. In Wahrheit rennt Mami mit Baby an der Brust dem Kleinkind hinterher und versucht, das Schlimmste zu verhindern», meint sie lachend. Zumal Sophie dann nicht in die Kita ging und sie kaum Zeit mit dem Baby allein hatte.
Trotz allem geniesst Katharina Locher diese Zeit in vollen Zügen. «Zu sehen, wie Felix seine Schwester anstrahlt, ist schöner als alles andere. Es fühlt sich gerade alles einfach total richtig an.» Darüber, wie es sein wird, wenn sie ab Anfang Dezember wieder «Schweiz aktuell» moderiert – und drei Stunden pendelt –, zerbricht sich Katharina nicht den Kopf. «Wenn die Mutterrolle mich eines gelehrt hat, dann, jeden Tag zu nehmen, wie er kommt.» Sagts, schwingt sich auf ihr Velo und düst los. Die Pausen sind kurz in der «Rushhour des Lebens».