Ganze Berge sind es, die wir in der Schweiz an Abfall produzieren. Achtung festhalten: Fürs Jahr 2018 sind es 716 Kilogramm pro Person, wie das BAFU, das Bundesamt für Umwelt, publizierte. Damit nehmen wir weltweit eine absolute Spitzenposition ein.
Die Abfallmenge pro Person hat sich dabei seit den 1930er Jahren fast versechsfacht wie eine Statistik des «NZZ Folio» zeigt. Höchste Zeit also, das schnell zu ändern. Doch was können wir konkret tun? Drei Redaktorinnen erzählen offen aus ihrem Familienalltag.
«Null Abfall, also Zero Waste, bei einer fünfköpfigen Familie? Für mich ein riesiges Rätsel. Wir bringen pro Woche locker eineinhalb 35-Liter-Abfallsäcke zusammen. Und das trotz eigenem Kompost und getrennter Entsorgung von Glas, PET, Milchflaschen, Papier, Karton etc., also dem, was man in der Schweiz seit Jahrzehnten üblicherweise praktiziert.
Sicher, das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit im Familienalltag hat sich in den letzten Jahren vermehrt geschärft. Nicht zuletzt dank der weltweiten Klima-Demos. Ein Aspekt davon sind unsere Kleider. Wozu ständig neue kaufen, wenn in unseren Schränken mindestens die Hälfte davon ungetragen vor sich hindarben? Das haben sich ein paar Frauen in unserem Quartier gefragt und einen Kleidertausch-Tag ins Leben gerufen, der zweimal jährlich stattfindet.
Eine super Sache! Es schont Umwelt, Portemonnaie und zaubert jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht, wenn eine Nachbarin mit deinem alten Lieblingsteil durch die Gegend läuft.»
Mamalicious bei SI Family
Jeden Monat präsentieren wir euch auf dem Family Channel der Schweizer Illustrierten ein Thema, das bei Mamalicious gerade heiss diskutiert wird. Im August widmen wir uns dem Thema Nachhaltigkeit. Welche Mamalicious-Gruppen gibt es dazu und was bieten sie (Teil 1)? Wie schaffen es unsere Family-Redaktorinnen, im Alltag die Umwelt zu schonen (Teil 2)? Was sagt Experte Bernard van Dierendonck zum Thema (Teil 3)? Schliesslich haben wir für euch noch einen Medien-Tipp.
«Für mich ist «Zero Waste» faszinierend und abschreckend zugleich. Ich versuche, mich nicht zu stressen und lieber kleine Schritte in die richtige Richtung zu gehen. So haben wir vor ein paar Monaten den kleinen, praktischen Quetschbeutel-Kindersmoothies Adieu gesagt.
Wir machen jetzt morgens unsere Smoothies selber und packen die Reste in ausgewaschene Konfigläser. Diese kann man überallhin mitnehmen und dank Deckel wieder verschliessen. Überhaupt liebe ich es, Einmachgläser wiederzuverwenden: für Essensreste, Darvida oder den Früchteteller to go. Bald schon wage ich mich an waschbares Haushaltspapier aus Bambus. Dies schiebe ich schon seit Monaten vor mich hin. Ich bewundere Leute, die kleine Kinder haben und auf Papierrollen in der Küche verzichten können.»
«Meine sechsjährige Tochter beschämte mich kürzlich öffentlich an einer Bushaltestelle. Als ich eine PET-Flasche auspackte, die von einem sehr grossen internationalen Nahrungsmittelkonzern mit Wasser fragwürdiger Herkunft abgefüllt worden war, sagte sie laut: «Mami, du machst die Welt kaputt. Nimm doch Wasser von Zuhause mit.» Ich antwortete genau so laut wie sie: «Du hast Recht.»
Tatsache ist, meine Kinder wachsen ziemlich aufgeklärt auf. Wir haben uns als Familie gegen das Fliegen entschieden, weil uns die Zukunft mehr wert ist als das schnelle Reisen. Sie wissen, welche Kleidung wir vermeiden sollten, weil sie unter Ausbeutung hergestellt wurde. Warum lokale Produkte vom Märit besser sind als globalisierte Ware. Und dass sie Grosspackungen vorziehen sollten, damit weniger Abfall entsteht. Ich spreche die ganze Zeit mit ihnen darüber. Und bin doch in so vielen Dingen zu bequem, unorganisiert oder faul, ein gutes Vorbild zu sein. Zum Glück schauen sie mir auf die Finger.»
Mamalicious zählt mittlerweile 50'000 Mitglieder. Täglich tauschen sich Mütter in diversen Interessengruppen auf Facebook zu Themen rund ums Muttersein aus. Alle Gruppen sind geschlossen und jede Anfrage wird von den Administratoren persönlich geprüft. Gegründet wurde das Netzwerk 2010 von Racha Fajjari.