Meine Kinder gehen durch eine anstrengende Phase. Wenn wir Gäste haben oder jemanden besuchen, streiten sie sich, nörgeln und schnöden, so dass ich kein ruhiges Gespräch führen kann. In einer Woche treffe ich mich mit einer Schulfreundin, deren Kinder im selben Alter sind. Tönt perfekt, doch ich fürchte mich vor dem Stress während so einem Treffen. Sollte ich besser absagen? – Nola
Liebe Nola
Die Vorstellung ist natürlich verlockend: Da kommt eine einstige Schulfreundin mit gleichaltrigen Kindern zu Besuch und ihr trinkt Kaffee, während die Kinder friedlich miteinander spielen. Aber eben, es ist nur eine Vorstellung. Die Realität sieht selten so aus.
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Es wäre wahnsinnig praktisch, wenn der Nachwuchs einer lieben Freundin mit den eigenen Kindern auch gleich Freundschaft schliesst. Nur weil wir Eltern an gewissen Kinderfreundschaften klare Vorteile sehen, heisst das noch lange nicht, dass die Chemie zwischen den Kleinen auch wirklich stimmt. Ich beobachte es sogar so: Je zwanghafter wir Erwachsenen uns das wünschen, desto weniger klappts.
«Die Chance, dass sich der Nachwuchs in einer solchen Konstellation gut versteht, ist zwar gross, da die Kinder im gleichen Alter sind, doch eine Garantie gibt es nicht», sagt Familientherapeutin Martina Rissi. Denn obwohl Kinder nicht werten, sind sie doch individuelle Wesen. Manche könnens gut miteinander, andere weniger. Wie auch bei Erwachsenen, gibt es solche, die sich nicht leiden können. «Und das darf und soll so sein», sagt Rissi.
Laut Rissi sollten sie aber auch lernen, sich anzupassen. Den Kindern zuliebe auf ein Treffen zu verzichten, hält sie für falsch. Denn diese Entscheidung hat Signalwirkung. «Kinder sollen sich unbedingt auch den Wünschen von uns Müttern unterordnen können, sonst tanzen sie uns irgendwann mit überzogenen Vorstellungen auf der Nase herum», so die Fachfrau. «Schliesslich heisst bedingungslose Liebe nicht automatisch, dem Nachwuchs alle Unpässlichkeiten aus dem Weg zu räumen, sondern auch, ihm beizubringen, dass es manche Situationen annehmen muss, so wie sie eben sind.»
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Liebe Nola, hast du deine Kinder mal gefragt, weshalb sie sich so verhalten? Was treibt sie an? Stört sie etwas an der Bekanntschaft? Wird ein Kleines vielleicht geplagt oder ausgeschlossen? Fürchten sie sich zum Beispiel vor dem Familienhund? Oder fehlt ihnen die Aufmerksamkeit, da du durch das Gespräch abgelenkt bist?
Oft treibt Kinder etwas Anderes an, als wir vermuten. Wenn du sie ermutigst, über ihre Beweggründe zu sprechen, kannst du ihnen dabei helfen, dass sie sich beim nächsten Treffen wohler fühlen. Unsere Tochter fand es eine Zeit lang überhaupt nicht lässig, wenn wir Freunde mit jüngeren Kindern gesehen haben, und das zeigte sie auch. Auffällig war, dass sie jeweils kein Problem hatte, wenn die Gastkinder älter waren.
Ich hoffe sehr, dass sich die Situation rasch beruhigt. Meist ist es ja auch nur eine Phase. Diese könntest du überbrücken, indem du deine Schulfreundin auch mal an einem Abend triffst, während die Kinder zuhause bleiben. Oder du nimmst ihnen etwas als Beschäftigung mit. Ein Malbuch, ein Hörspiel. Damit können sie sich beruhigen, wenn Spannungen aufkommen. Hilfreich ist auch, wenn du dich zuerst intensiv um sie kümmerst, bis sie sich wohlfühlen, und dich erst dann dem Gespräch mit deiner Freundin widmest.
Eine andere Idee ist es, die Familie draussen zu treffen. Auf einem Spielplatz, in der Badi, im Zoo oder zu einer Velotour.
Uns hat das geholfen.
Herzlich, Romina